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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Grabstätte von Mrs Morland nahm ein Bediensteter nach dem anderen etwas Erde auf und warf sie auf den Sarg. Auch der bärtige Mann nahm eine Handvoll. Im Gegensatz zu den anderen starrte er mich auch jetzt direkt an und traf meinen Blick, doch ich hatte meine Aufmerksamkeit etwas anderem zugewandt.
    Phillip sprach eindringlich auf seine Mutter ein und formte dabei eine Pistole mit seiner Hand. Vielleicht erzählte er oft Geschichten, denn mit einem Ausdruck des Unglaubens im Gesicht bemühte sie sich, ihn zum Schweigen zu bringen. Wie betäubt richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Edward, als seine Stimme schwankte und er, in der vertrautesten aller Passagen, Asche und Staub in der verkehrten Reihenfolge nannte. Die Abweichung breitete sich durch die Reihe der Trauernden aus. Zwei, die sich gerade bückten, um Erde aufzunehmen, stießen gegeneinander, einer fiel fast auf den Erdhügel und unterdrückte eilig ein Lachen. Die Regelmäßigkeit, mit der die Erde aufs Holz prasselte, war unterbrochen. Im Vorbeigehen schnappte ich auf, wie Mrs Stonehouse, die jetzt neben ihren Gatten getreten war, auf ihn einredete, er sollte die Männer für meine unverschämte Gotteslästerung auf mich hetzen.
    »Seid still!«
    Die beiden Worte hallten über den Friedhof. Ihr blieb der Mund offen stehen, mit der Überraschung einer Frau, mit der nie zuvor so geredet worden war. Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr ihr Gatte fort, er hoffe, dass Mrs Morland das ewige Leben finden würde. Er sprach schnell und trieb damit die Trauergäste an, so dass das Prasseln der Erde auf den Sargdeckel fast zu einem kontinuierlichen Geräusch wurde.
    Instinktiv wandte ich mich dem nördlichen Bereich des Friedhofs zu, einem wild überwucherten Abschnitt. Als ich mich näherte, zerstreuten sich die in der Nähe grasenden Schafe, deren Glocken ein dürres Totengeläut abgaben. Hier waren die meisten Gräber eingesunken. Nur wenige hatten Grabsteine, und noch weniger waren gekennzeichnet. Kletten hingen an meinen Kniehosen, und die flauschigen weißen Samen der Gemeinen Waldrebe wirbelten um mich herum, flogen, wohin der Wind sie trug, während ich zwischen den Steinen suchte.
    »Margaret Pearce liegt dort!«
    Edward war hinter mir aufgetaucht. Er deutete auf einen Stein, eingeklemmt in die Trockenmauer, kaum zu erkennen zwischen Brombeeren und Gräsern. Ich riss das Gestrüpp heraus, ignorierte die Dornen und Nesseln. Der Stein trug keinen Namen, aber einmal war er zerkratzt worden, und jemand hatte mit der roten Farbe, mit der die Bauern ihre Schafe markierten, Obszönitäten darauf geschmiert. Ich fiel auf die Knie und riss weiter das Unkraut mit beiden Händen aus.
    »Reiß es nur fort«, sagte Edward, »und es wird nur um so schneller sprießen. An dieser Stelle wird nichts anderes wachsen.«
    Ich sprang auf. »Ich werde einen neuen Stein aufstellen lassen.«
    »Das wirst du nicht.«
    »Ich habe das Recht dazu.«
    »Du hast keinerlei Rechte hier! Genauso wenig wie sie. Sie kann froh sein, dass sie in geweihter Erde begraben liegt. Wenn sie überhaupt noch geweiht ist! Sie hat die Erde verdorben, verflucht – nichts wird in ihr wachsen außer Unkraut!«
    Seine Brust hob und senkte sich. In den Händen hielt er immer noch das Gebetbuch und zupfte gereizt an einem Riss im Rücken. Alle hatten sich vom Grab abgewandt und starrten zu uns herüber. Edwards jüngster Spross, noch im Krabbelalter, schwankte auf uns zu, ehe Phillip ihn schnappte und, seine tadelnde Mutter nachahmend, zur Gouvernante stieß.
    »Wenn du nicht gehst, werde ich dich unter Arrest stellen lassen!«
    »Weil ich die Aufzeichnungen über die Eheschließungen überprüft habe?«
    Mrs Stonehouse kam mit entschlossenem Gesichtsausdruck auf uns zu, doch Edward drehte sich so abrupt zu ihr um, dass sie stehen blieb, ihren Hut im Wind festhielt und sich anstrengte, etwas zu verstehen.
    »Warum wurde die Seite aus dem Jahr 1625 herausgerissen?«
    Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht, und ich glaubte schon, er würde ohnmächtig werden. Trotz allem, trotz der langen Reise, die ich unternommen hatte, um die Wahrheit herauszufinden, empfand ich Mitleid mit ihm. Mein Innerstes war ein wüstes Gewirr aus Empfindungen; Wut über seine Mitschuld an dem, was meiner Mutter zugestoßen war; Freude, weil ich vielleicht endlich meinen Vater gefunden hatte.
    »Können wir woanders reden? Später?«
    »Es gibt nichts zu reden!«, sagte er ungehalten.
    Seine Reaktion war so heftig, seine Miene so

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