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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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wäre völlig sinnlos gewesen. Ich war neunzehn. Was wusste ich schon von Trauer, Liebe, was wusste ich schon von irgendetwas ?«
    Sein Innerstes war von einer Bitterkeit erfüllt, die so lange hinter hohen Dämmen verborgen war, dass er nun erzitterte. Ich machte einen winzigen Schritt auf ihn zu. Vielleicht stammte ein Teil meiner eigenen Auflehnung von ihm – und vielleicht merkte er das, denn er senkte die Schwertspitze. Noch einen Schritt, und ich könnte mich unter dem Schwert hindurchducken und seinen Arm packen.
    »Der Familienbesitz stand rechtmäßig mir zu, aber ich kannte Frauen wie sie. Sie hätte meinen Vater dazu gebracht, den Besitz ihr zuzusprechen – ganze Straßen in London, die ihm gehören.«
    »Und warum hat sie dann nicht einfach Lord Stonehouse nachgestellt?«
    »Und ob sie das getan hat! Natürlich war sie hinter ihm her. Doch mein Vater, so klug er auch ist, so naiv ist er, wenn es um Frauen geht. Er respektierte ihre Trauer zu lange. Mit seinen Gefühlen knausert er wie ein Geizhals mit seinem Geld, und sie glaubte, sie würde bei ihm nichts ausrichten können. Also wandte sie sich mir zu. Ich mimte den Unschuldigen. Ich war leichter zu haben. Und jung … und wir fühlten uns beide … eine Zeitlang … zueinander hingezogen und – aber du bist zu jung, um irgendetwas über die Liebe zu wissen.«
    »So, wie Euer Vater es von Euch behauptete.«
    Er schenkte mir einen wütenden Blick, das Schwert kam erneut mit einem Ruck nach oben. Dann lachte er kurz auf. Sein Arm entspannte sich, die Klinge senkte sich erneut. Das war der Moment. Ein Schritt. Ein halber Schritt, und ich hätte ihn gehabt, hätte ihm das Schwert aus der Hand winden können. Ich hätte es gekonnt. Ich wusste es. Doch in diesem Augenblick war ich ebenso von der Geschichte in den Bann gezogen, wie er begierig darauf war, sie zu erzählen.
    »Was geschah dann?«
    »Ich habe sie geschwängert. Sie glaubte, ich würde sie heiraten. Ich machte ihr klar, dass ich wusste, was für ein Spiel sie trieb, und dass sie das Kind loswerden sollte … niemals … in einer Million Jahre nicht … hätte ich gedacht, dass sie sich daraufhin meinem Dummkopf von einem Bruder zuwenden würde …«
    Seine Wachsamkeit hatte gänzlich nachgelassen. Ich hätte ihn überwältigen können, oder ihn weiterreden lassen können. Vielleicht, vielleicht. Ich werde es niemals wissen. In dieser Nacht herrschte tiefer Frost, der einen glitzernden Schimmer auf die Grashalme legte, dort, wo das Mondlicht sie berührte. Ich hörte Lukes Stiefel darauf knirschen. Sah sein Schwert funkeln.
    »Nein, Luke, nein!«, rief ich.
    Er hatte seinen Stoß zur Hälfte ausgeführt. Mein Schrei brachte nicht nur ihn dazu, seinen Stoß teilweise abzufangen, sondern alarmierte auch meinen Vater. Es war zu spät, als dass er den Hieb mit dem Schwert hätte parieren können, doch er drehte sich weg, so dass Luke ihn nur an der Seite erwischte. Dann stürzte mein Vater sich mit solcher Macht auf ihn, dass er das Schwert nicht zurückziehen konnte, als Luke fiel. Ich fing meinen Freund auf, während Richard vergeblich versuchte, das Schwert aus dessen Brust zu ziehen. Auf Lukes Gesicht lag ein überraschter Ausdruck, vollkommene Ungläubigkeit und dann der Schatten seines entwaffnenden Lächelns.
    »Ich dachte, ich würde … davonkommen … alter Fr…«
    Blut quoll plötzlich aus seinem Mund. Ich schrie nach Ben und hielt Luke an mich gedrückt, als er erneut unter Mühen sprach. »Sag Charity, dass ich sie liebe, ich sehe sie im Him…«
    Ben zog mich zur Seite und kniete neben Luke nieder. Wegen des Schwerts konnte er das Wams nicht öffnen und schnitt es deshalb mit dem Messer auf. Er schälte die blutgetränkten Briefe fort, die Charity Luke geschickt hatte. Er unternahm einen vergeblichen Versuch, die Blutung zu stoppen, dann schüttelte er den Kopf.
    Ich hörte das Pferd und sah aus den Augenwinkeln, wie mein Vater davonritt. Ich heulte wie der Insasse eines Tollhauses, eilte ihm humpelnd hinterher und zerrte mein Messer aus dem Gürtel.
    Einige Zeit später fand Ben mich auf dem Schlachtfeld, wo die Toten und Verwundeten reglos dalagen, während der Frost immer stärker wurde. Immer wieder stach ich auf einen Mann ein, der bereits tot war. Neben mir lag Richards zerfetzter Umhang. Der Mann, auf den ich einstach, war nicht Richard. Mein Verstand war wie leergefegt, und ich konnte Ben nicht erklären, warum ich es tat. Weder Ben noch ich hatten den Mann je

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