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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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zuvor gesehen. Ebenso wenig war es möglich zu sagen, für welche Seite er gekämpft hatte, denn er war, wie viele andere, ausgezogen worden, von Männern, die Ringe, Stiefel, Gürtel einsammelten – alles, was sie gebrauchen oder verkaufen konnten. Als Ben mich zurück zum Lager brachte, konnten wir immer noch hören, wie die Plünderer über das Feld wanderten, gleich Wölfen in der Nacht.

40. Kapitel
    Das Tollhaus, durch das ich schritt, war Teil eines noch größeren Tollhauses. Beide Seiten beanspruchten den Sieg für sich. Flüchtige Deserteure der Parlamentstruppen, die in Oxford ankamen, berichteten, die ganze Armee sei auf dem Rückzug und der König auf dem Weg nach London. In London druckte jemand, der sich ein »Edelmann von höchstem Range« nannte – es könnte der ohrlose Jack gewesen sein – zwei Tage nach der Schlacht, am 25. Oktober, eine verschmierte Quartausgabe, in der erklärt wurde, die Parlamentstruppen hätten einen großartigen Sieg errungen, bei dem Prinz Rupert gefangen genommen wurde.
    Was keine der beiden Seiten erwartet hatte, war eine Pattsituation. Jeder glaubte, solch ein erbitterter Konflikt müsse doch alles lösen, auf die eine oder andere Weise. Der König marschierte auf London zu. Am 13. November brandschatzte Rupert Brentford, zehn Meilen westlich von London. Londoner gerieten in Panik und Wut zugleich. Die Angst, ihr Hab und Gut zu verlieren, brachte etliche Royalisten dazu, das Parlament zu unterstützen. Am folgenden Tag sahen sich die royalistischen Truppen in Turnham Green einem Heer von Londonern gegenüber, das zusammen mit Bürgergarden aus Hertfortshire, Essex und Surrey eine Streitmacht von vierundzwanzigtausend Mann bildete. Ein paar Schüsse wurden abgefeuert. Der König hatte weitaus zahlreicheren Feinden gegenübergestanden, aber da war noch etwas anderes, das ihn den Rückzug antreten und den Winter in Oxford verbringen ließ. Die Erinnerung an Edgehill schwebte wie ein Gifthauch über allen. Sowohl der König als auch Essex hatten die frostige Nacht auf dem Schlachtfeld verbracht. Der König hatte auf die sechzig Leichen gestarrt, die dort lagen, wo seine Standarte gestanden hatte, ehe er sich an ein Lagerfeuer kauerte, unfähig zu schlafen, solange die Verwundeten schrien. Niemand wünschte eine Wiederaufnahme des Kampfes. Doch ebenso wenig würde eine von beiden Seiten nachgeben, wenngleich man halbherzig zu verhandeln begann.
    Es war Mitte Dezember, als ein Karrenlenker, der die letzten vom Frost angeschlagenen Früchte der Saison von einer Obstplantage in Chiswick geladen hatte, mich in die Stadt mitnahm.
    Ich ging am Aldersgate entlang und bog in die Cloth Fair ein. Es schneite, doch der Schnee blieb noch nicht liegen. Die Stadt war ruhig. Die Luft war sonderbar sauber. Der Geruch von Smithfield war nur ein Gespenst seines früheren Gestanks, da sich in den Schlachthöfen nur wenig Fleisch befand. Ich stand an der Einfahrt zum Half Moon Court, und eine unerklärliche Panik ergriff mich, denn ich hatte das Gefühl, etwas Schreckliches getan zu haben, aber nicht zu wissen, was es war. Aus der Druckerei ertönte ein stetiges rhythmisches Klappern. Ich kannte und liebte jedes Geräusch, das Stöhnen des Drucktiegels – die Presse brauchte Öl –, das leise Seufzen, wenn die Druckform das Papier berührte. Vor Edgehill hatte ich mich danach gesehnt, hier zu sein, hatte mir ausgemalt, wie ich über diesen Hof in Annes Arme laufen würde, wie ich sie unter dem Apfelbaum drücken und küssen würde. Doch jetzt stand ich da, und es widerstrebte mir, hineinzugehen. Die Panik in mir wuchs, während ich durch das Schneetreiben auf den nackten Baum starrte, auf das Fenster im hervorstehenden Giebel, aus dem ich mit so vielen Träumen geblickt hatte.
    Im Inneren erhoben sich laute Stimmen, und dann kam Sarah heraus, um das Nachtgeschirr zu leeren, während sie über die Schulter nach hinten rief, dass sie damit Kopf und Kragen riskieren würde. Anne folgte ihr. Was immer mit meinem Verstand geschehen war, mein Herz war immer noch da. Es hoffte, hüpfte, sprang, blieb stehen und fing doppelt so schnell wieder von vorn an, als ich sie sah. Aber warum stürmte ich nicht auf sie zu? Warum stand ich nur gaffend da, wie Sarah es zu nennen pflegte, als ich ein Lehrjunge war, der sich weigerte, Stiefel zu tragen? Anne war genauso schön, wie ich sie in Erinnerung hatte. Nein, noch schöner. Sie trug ein altes blaues Kleid, ihr Haar war zerzaust, und sie zog das

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