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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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sagte, ich würde mein Haar hassen, hatte er mir angeboten, mich umsonst zur Ader zu lassen, angesichts der Entdeckungen von Mr Harvey, der verkündete, dass das Blut zirkulierte und alles nährte; wenn er mir genug davon abnähme, sagte er, würde vielleicht auch die Farbe aus meinem Haar verschwinden. Ich glaubte, er meinte es ernst, und wich hastig zurück, woraufhin er in schallendes Gelächter ausbrach.
    Jetzt sagte er schlitzohrig, während wir zum Half Moon Court zurückeilten: »Deine höfische Aufmachung gefällt mir, Tom. Sollst du morgen dem König vorgestellt werden?«
    Lachend stieg er die Treppe empor, doch sein Lachen erstarb rasch. Ich erkannte stets am Klang seiner Stimme, wie ernst der Anfall war. Jetzt gingen sein Gruß und sein Geplänkel fast sofort in Schweigen über. Von Anne oder George gab es keine Spur. Bis auf das Murmeln des Doktors war es sehr still im Haus. Ab und an knarrten die Dielen, wenn er über mir über den Boden schritt. Es war völlig unmöglich, Mr Black zur Rede zu stellen, aber zumindest konnte ich meine Bibel holen.
    Ich öffnete die Tür zur Küche, wo in einem Kessel neben dem Feuer Wasser erhitzt wurde. Ich schlich zum Fuß der Treppe, von wo aus ich sehen konnte, dass die Tür zu Mr Blacks Schlafkammer geschlossen war. Ich hörte das leise Klappern von Metall in einer Schale. Einmal hatte ich zugesehen, wie Dr. Chapmann ihn zur Ader gelassen hatte. Nachdem er eine Binde um Mr Blacks Arm gelegt hatte, hatte er die Lanzette in der Kerzenflamme erhitzt und sie in die hervorstehende Ader gestochen. Das Blut spritzte heraus, wurde jedoch rasch zu einem stetigen Rinnsal. Es dauerte etwa zehn Minuten.
    Ich stieg ein, zwei Stufen der Treppe empor. Ein Schatten fiel auf den kleinen Absatz über mir. Ich erhaschte einen Blick auf den Saum von Mrs Blacks schwarzem Kleid und wich an die Wand zurück. Sie konnte es nicht ertragen, wenn jemand zur Ader gelassen wurde, und zog sich in ihre eigene Kammer zurück. Anne war vermutlich bei ihr.
    Unentschlossen stand ich da. Ich konnte geradewegs durch die Druckerwerkstatt und bis in Mr Blacks dahinterliegendes kleines Kontor blicken. Die Tür war normalerweise verschlossen, doch jetzt stand sie offen. Papiere bedeckten das Schreibpult und den Boden darum herum. Ein Stuhl war umgestürzt. Ich nahm eine Kerze aus der Küche und ging an der Druckerpresse vorbei ins Kontor. Mr Black musste hier gearbeitet haben, als der Anfall ihn ereilte.
    Als ich den Stuhl aufhob, sah ich es. Ein gebundenes schwarzes Rechnungsbuch, eines von der Sorte, in denen Mr Black die Ausgaben für Tinte und Papier sowie die Anzahl der verkauften Nachrichtenblätter zu notieren pflegte. Doch auf dem Titel dieses Buchs stand mit Tinte ein einziger Buchstabe T.
    Was immer ich gehofft hatte zu sehen, als ich es aufschlug, es war kein langweiliges Geschäftsbuch. Stattdessen erkannte ich Mr Blacks säuberliche Handschrift, mit der er eine Liste mit Anschaffungen und Zahlenreihen aufgeschrieben hatte.
7. Oktober 1640. Gezahlt an notwendigen Ausgaben für nämlichen Lehrjungen:

  
 
Pfund 
 
S chilling
 
D ime
 
Stiefel,  2 Paar
 
 1
 
 12
 
 4
 
Uniform, gefüttert 
 
 4
 
 10
 
 0
 
Strümpfe, aus Kammwolle 
  
 
 6
 
 2
 
Hemden,  2 Stück
 
 1
 
 9
 
 10
 
Mütze 
  
 
 8
 
 3
    Hastig blätterte ich durch die Seiten. Das war mein Leben im Half Moon Court, von den Kosten für den Fährmann, der mich hierher gebracht hatte, und den Unterricht bei Dr. Gill, bis zu dem Brot und Käse, den ich gegessen hatte, sorgfältig aufgelistet bis auf den letzten Halfpenny. Bei einem Wort stutzte ich, da es nicht zu den anderen aufgeführten Begriffen zu passen schien. Porträt. Porträt?
    Ich blätterte zurück und stieß auf einen Eintrag, dessen Betrag alle anderen in den Schatten stellte.
8. August 1637. Gezahlt an P. Lely, für ein Porträt in Öl & Rahmen, 20 Pfund.
    Ich war niemals porträtiert worden! Allein die Vorstellung war ein Witz. Nur von den Menschen bei Hofe wurden Bilder gemalt. Nein. Das war nicht richtig. Jeder Lord Mayor wurde gemalt und sein Porträt im Rathaus aufgehängt. Ich wurde sehr still.
    Im Sommer 1637 hatte ich eine Nachricht an den Schreiber des Rathauses überbracht und wurde angewiesen, auf eine Antwort zu warten. Während ich im Wartesaal saß, kam ein junger Mann hereingeschlendert. Sein Kittel und seine Hände waren mit Farbe verschmiert. Er sprach mit einem starken holländischen

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