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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Schreiber hatte, um seine Briefe für ihn anzufertigen. Ich konnte sehen, warum er diesen hier nicht diktiert hatte.
    Es war eine Seite aus einem längeren Brief:
… bedeutet, dass er den Jungen nun mit anderen Augen betrachtet. Er sieht in ihm eine große Tollheit, die man aus der Welt schaffen muss. Vielleicht bei einer Tavernenschlägerei oder einem ähnlichen UNFALL.
Er hat Männer für solche Zwecke, die ein Bild von ihm bekommen haben, und natürlich sticht das Haar des Jungen hervor wie ein Leuchtfeuer.
Diese Angelegenheit wird mich rascher nach London führen, als es meine Absicht gewesen war, doch derweil bezüglich der Rechnungen, die Ihr mir geschickt habt …
    Die Seite endete mit einer sorgfältigen Aufzählung der Kosten für Tinte und Papier. Wie rasend suchte ich zwischen den Papieren nach der nächsten Seite, konnte indes nichts finden. Trotz allem, was mir zugestoßen war, konnte ich nicht glauben, dass ich die Worte richtig gelesen hatte. Meine Hände zitterten so stark, dass ich beinahe das Papier an der Kerze versengte. Ich begann, die Passage Wort für Wort noch einmal zu entziffern.
    »Was tust du da?«
    Es war Anne, und sie hielt den Kessel in der Hand. Ich war so still gewesen, so vertieft in den Brief, dass sie den Kessel vom Feuer genommen haben und schon auf dem Weg nach oben gewesen sein musste, ehe sie mich entdeckte.
    »Jemand versucht, mich zu töten.«
    Stockend und wenig überzeugend kamen die Worte aus meinem Mund, durchzogen mit Unglauben, obwohl ich den Beweis dafür vor Augen hatte. Aber ich musste vor Schock wie erstarrt gewesen sein, denn sie kam zu mir. Sorge spiegelte sich in ihrem Gesicht.
    »Was redest du da?«, flüsterte sie.
    »Sieh nur!«
    Ich zeigte ihr den Brief. Ich hatte vergessen, dass sie nicht lesen konnte. In meiner Panik plapperte ich drauf los, dass jemand dafür gezahlt hatte, etwas aus mir zu machen, und jetzt, wo ich gescheitert war, hatte derjenige beschlossen, sich meiner zu entledigen. Es musste sich wie der allergrößte Unfug anhören, denn sie wich beunruhigt zurück.
    »Du bist verrückt!«
    »Sieh es dir an!«
    Obwohl sie nicht lesen konnte, versuchte ich ihr die Muster zu zeigen, die die Wörter bildeten, in der vergeblichen Hoff-nung, dass sie den Irrsinn, die Boshaftigkeit in den Flecken und schwertähnlichen Federstrichen erkennen würde.
    »Anne«, rief Mrs Black. »Das Wasser muss doch schon kochen!«
    Oben wurde eine Tür geöffnet und knarrte leise. »Verschwinde«, zischte Anne.
    »Ich bin nicht verrückt! Du musst mir glauben!«
    Wir hörten sie auf der Treppe. »Was ist da los? Ist George da?«
    »Nein, Mutter«, rief Anne zurück. »Das Wasser hat gerade angefangen zu kochen. Ich komme gleich.« Mir flüsterte sie zu: »George holt die Constables. Bleib hier, wenn du unbedingt verhaftet werden willst.«
    Erst als sie ging, dachte ich an meine Bibel. Ich wollte sie zurückrufen, doch sie hatte bereits die Hälfte der Treppe erklommen. Ich faltete den Brief zusammen und schob ihn in meine Tasche. Dann ging ich zur Tür und lauschte. Im Hof war es still, doch vom Fluss her, aus Richtung Westminster, vernahm ich tumultartigen Lärm. Ich hoffte, das würde es George erschweren, einen Constable aufzutreiben.
    Kurz darauf kehrte Anne zurück, um den Kessel erneut zu füllen. Der Wassereimer in der Küche war leer. Sie ignorierte mich und ging zum Eimer im Hof, in dem wir uns normalerweise wuschen. Ich folgte ihr, nahm ihr den Eimer ab und tat, was ich so viele Male getan hatte. Ich zog meine Finger durch das Wasser und zerbrach den dünnen Film aus Eis, der sich bereits gebildet hatte. Ich sehnte mich nach Normalität, und diese alltägliche Tätigkeit beruhigte uns beide. Ich tauchte einen Krug ins Wasser und goss es in den Kessel.
    »Wie geht es Mr Black?«
    »Er kann nicht sprechen.«
    Ich war erschüttert. Wasser floss über den Rand des Kessels, als sie ihn fortzog. Ich starrte zum Fenster empor, wo ich den verlängerten Schatten des Doktors über die Wand wandern sah.
    »Es tut mir leid.«
    »Du hast ihn geschlagen!«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Er hat mich auch geschlagen.«
    »Das ist sein Recht.«
    »Wenn es gerecht ist. Dass George die Kerze mitgenommen hat, war nicht gerecht.«
    Instinktiv hatten wir uns vom Haus entfernt und in den Schatten des Baumes zurückgezogen, unter dem wir, für kurze Zeit, als Kinder gespielt hatten. »Ich hätte dich niemals rauslassen sollen! George weiß Bescheid!«
    »Vertrau ihm nicht!«
    »Ich

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