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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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dir? Es muss etwas mit dem Mann mit der Narbe zu tun haben.«
    »Das denke ich auch.«
    »Ich hasse ihn!«, sagte sie heftig. »Schreit meinen kranken Vater an. Kommandiert ihn herum. Wer ist er?«
    Ich schüttelte den Kopf. Sie schaute immer noch auf die Eintragung im Buch und dann zu mir. Ich weiß nicht, was sie sah, aber es war nicht länger ein Clown, eine Witzfigur oder auch nur ein Lehrjunge. Sie biss sich auf die Unterlippe, wie sie es häufig tat, wenn sie gereizt oder ratlos war.
    »Zwanzig Pfund«, wiederholte sie noch einmal voller Ehrfurcht. »Für ein Bild. Von dir.«
    »Von einem Affen.«
    »Mach keine Witze. Wo ist es?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich weiß es.« Die Worte platzten explosionsartig aus ihr her-aus. »Eines Tages hat mein Vater …« Sie verstummte.
    »Was hat dein Vater?«
    Sie schüttelte den Kopf und weigerte sich, noch mehr zu sagen. Wir hörten, wie Dr. Chapman sich verabschiedete, und ich eilte durch die dunkle Druckerwerkstatt zur Tür. Verzweifelt versuchte ich mir etwas auszudenken, wie ich Anne wiedersehen könnte.
    »Kannst du mir meine Bibel bringen?«
    »Wohin?«
    »Ich werde dir schreiben. Durch Sarah.« Erneut stöhnte ich innerlich, aus Verzweiflung darüber, dass sie nicht lesen konnte.
    »Ich werde es lernen«, sagte sie sachlich, als sei es etwas, dass sich in ein, zwei Tagen erledigen ließe. »Wenn mein Vater nicht sprechen kann, muss ich lesen können. Meine Mutter kennt sich im Geschäft nicht aus.«
    »Bring die Bibel in die Kirche. Sonntag.«
    Sie stand da, zart und entschlossen, und ließ mich durch die Hintertür hinaus, während ihre Mutter den Doktor zur Vordertür geleitete. Sie hatte etwas an sich, dass ich nie zuvor bei ihr vermutet hätte, hinter all dem Spott und den oberflächlichen Spielchen, etwas, dass ich selbst in diesem Alter nur Berechnung nennen konnte.
    Was immer es war, ehe sie die Tür schließen konnte, beugte ich mich vor und küsste sie.

7. Kapitel
    Nach diesem Kuss war ich wie benommen und fühlte mich wie im Traum. Vermutlich kann man es kaum einen Kuss nennen, eher ein Zusammenstupsen der Nasen, eine Kollision meiner Lippen mit ihrer Wange, die so kalt war wie das gesplitterte Eis im Eimer. Ein kurzes Festhalten ihrer zitternden Zartheit. Sie war zerbrechlich wie ein aus dem Nest gefallener Vogel, den ich einmal in Poplar gefunden und vergebens versucht hatte, zu wärmen und am Leben zu erhalten. Und doch eröffnete dieser Kuss mir die ganze Welt.
    Ich sorgte mich nicht um meine Sicherheit, war blind für das, was um mich herum geschah. Alles, was ich wollte, war, über dieses Zittern nachzudenken, diese kalte Wange, ihre Arme, die mich festgehalten hatten.
    Ich hätte leicht George in die Arme laufen können, doch er musste vergeblich nach einem Constable Ausschau gehalten haben, denn ich hörte von anderen Leuten, die die Straße entlangströmten, dass es vor Westminster zu heftigen Tumulten gekommen war. Ich tauchte in der Menge unter und war so wesentlich schwerer zu finden.
    Ein Mann hatte durch einen Spieß eine Wunde davongetragen, aus der Blut sickerte. Er taumelte fast gegen mich. Ich duckte mich, als er seinen Knüppel erhob, doch er demonstrierte nur jubelnd, wie er den Schädel des Wachmanns zertrümmert hatte, der ihm die Wunde zugefügt hatte. Er sagte, sein puritanischer Master habe ihm den Knüppel gegeben und ihn gedrängt, für den Gesetzentwurf zu kämpfen.
    »Den Gesetzentwurf?«
    »Die Große Remonstranz! Die Freedom Bill! Die Anhänger des Königs versuchen, Mr Pym davon abzuhalten, sie offiziell zu verkünden, weil sie ihm die Kontrolle über Leute wie mich gibt. Die Armee!«
    »Ihr seid Soldat?«
    »Nein! Weber.« Stolz hielt er seinen Knüppel in die Höhe. »Und Mitglied der Allerheiligen Bürgergarde!«
    »Dann müsst Ihr Will kennen«, sagte ich, denn Will war ein begeisterter Anwerber für die Allerheiligen.
    »Und seinen Vater!« Der Weber hielt erneut seinen Knüppel hoch und schrie: »Ormonde! Ormonde!«
    »Ormonde! Ormonde!«, skandierte die Menge.
    Wills Vater war ein glühender Unterstützer von Mr Pym und trat bei den Wahlen zur Ratsversammlung gegen den Kaufmann Benyon an, der mit Waren aus Ostindien handelte. Wer immer die Stadt kontrollierte, kontrollierte auch die städtischen Bürgergarden wie die Allerheiligen, die insgesamt rund zehntausend Mann umfassten.
    Nachdem ich bereits von Anne ganz berauscht war, machte mich der Gedanke an all das nur noch trunkener, bis ich schließlich

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