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Peter Hoeg

Peter Hoeg

Titel: Peter Hoeg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fräulein Smillas Gespür für Schnee
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des Wortes da, wie von jemand anderem gesagt, aber in mir. Pirhirhuq , Schneesturmwetter. Ich schüttele den Kopf. Wir sind nicht in Thule, das Wetter hier ist ein anderes, mein zerrüttetes System produziert Phantasiebilder.
    »Wo wollen Sie danach hingehen?«
    Er zeigt auf das Deck, auf das offene Wasser. Auf das Motorboot an der Eiskante.
    » Feel free , Fräulein Smilla.«
    Jetzt, wo die Höflichkeit von ihm abfallt, sehe ich, daß es nie die seine gewesen ist. Es ist Tørks Höflichkeit und die Justiz an Bord. Lukas ist immer nur ein Werkzeug gewesen.
    Langsam geht er von mir weg. Auch er ist ein Verlierer. Auch er hat nichts mehr zu verlieren. Ich lasse das schwere Eisen in die Tasche gleiten. Zuvor, im Krankenzimmer, hätte ich Maurice erschießen können. Vielleicht. Oder vielleicht hatte ich auch ganz bewußt nicht entsichert.
    »Jakkelsen«, rufe ich ihm hinterher, »Verlaine hat ihn umgebracht, und Tørk hat das Telegramm geschickt.«
    Er kommt zurück. Er stellt sich zu mir und schaut zur Insel hinüber. Während ich rede, bleibt er so stehen, ohne den Ausdruck zu verändern. Irgendwann reißen sich hoch oben von den Eishängen die Konturen großer Vögel los, Wanderalbatrosse, er sieht sie nicht. Ich erzähle ihm alles von Anfang an. Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Als ich fertig bin, hat sich der Wind gelegt. Auch das Licht scheint gewechselt zu haben. Ohne daß sich genau sagen ließe, wie. Ab und zu sehe ich zur Tür hin. Es kommt niemand. Lukas hat sich Zigarette um Zigarette angezündet. Als müßte er das Anzünden, Inhalieren und Rauch-von-sich-Geben jedesmal wieder neu durchexerzieren.
    Er richtet sich auf und lächelt mich an.
    »Sie hätten auf mich hören sollen«, sagt er. »Ich habe vorgeschlagen, Ihnen eine Spritze zu geben. Fünfzehn Milligramm Diazepam. Ich habe ihnen gesagt, daß Sie ausbrechen würden. Tørk hat sich widersetzt.«
    Er lächelt erneut. Jetzt lauert ein Wahnsinn hinter seinem Lächeln.
    »Es sieht fast so aus, als hätte er gewollt, daß Sie kommen. Er hat das Gummiboot dagelassen. Vielleicht will er Sie an Land haben.«
    Er winkt mir zu.
    »Die Arbeit ruft«, sagt er.
    Ich lehne mich an das Geländer. Irgendwo in den niedrigen Nebelbänken, wo das Eis ins Meer fließt, ist Tørk.
    Tief unter mir liegt ein weißer Kranz. Lukas' Zigarettenkippen.
     
    Sie schaukeln nicht, sie bewegen sich nicht durcheinander. Sie liegen ganz still: Das Wasser, auf dem sie treiben, ist noch schwarz. Aber es ist nicht mehr blank. Es ist von einer matten Haut überzogen. Das Meer um die Kronos friert zu. Über mir werden die Wolken in den Himmel gesogen. Die Luft ist windstill. Die Temperatur ist in der letzten halben Stunde um mindestens zehn Grad gesunken.
     
    In meiner Kajüte ist anscheinend nichts angerührt worden. Ich suche mir ein Paar kurzschäftige Gummistiefel heraus. Nehme meine Kamiken aus einer Plastiktüte.
    Der Spiegel zeigt mir, daß meine Nase nicht weiter angeschwollen ist. Aber sie sitzt verkehrt, ist viel zu sehr zur Seite gedrückt.
    Gleich wird er tauchen. Ich erinnere mich an den Dampf auf dem Foto. Das Wasser hat vielleicht zehn oder zwölf Grad. Er ist nur ein Mensch. Das ist so wenig. Ich weiß es von mir selbst. Trotzdem versucht man, sich am Leben zu erhalten.
    Ich ziehe Thermohosen an. Zwei dünne Wollpullover, Daunenjacke. In der Kiste finde ich noch einen Armbandkompaß und eine flache Feldflasche. Die Bettdecke aus Wolle. Irgendwann, vor langer Zeit, muß ich mich auf diesen Augenblick vorbereitet haben.
     
    Sie haben alle drei gesessen, deshalb sehe ich sie nicht, bevor ich ganz oben bin. Die Luft aus dem Gummiboot ist herausgelassen worden, es liegt als graue Gummidecke mit gelben Markierungen flach vor dem Achteraufbau.
    Die Frau hockt. Sie zeigt mir das Messer.
    »Ich habe die Luft damit rausgelassen«, sagt sie.
    Sie gibt das Messer Hansen zurück, der sich an die Davits lehnt.
    Sie steht auf und kommt mir entgegen. Ich habe den Rücken an der Leiter. Seidenfaden kommt zögernd hinter ihr her.
    »Katja«, sagt er.
    Sie haben alle drei keine Jacken an.
    »Er wollte, daß du an Land gehst«, sagt sie.
    Seidenfaden legt ihr eine Hand auf die Schulter. Sie dreht sich um und schlägt ihn. Sein einer Mundwinkel platzt auf. Sein Gesicht gleicht einer Maske.
    »Ich liebe ihn«, sagt sie.
    Das ist an niemand Bestimmten gerichtet. Sie kommt näher.
    »Hansen hat Maurice gefunden«, sagt sie wie zur Erklärung. Und dann unvermittelt:
    »Begehrst du

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