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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Feindseligkeit der Täter wider. Da die Leichen andererseits sorgfältig in ein Tuch gewickelt wurden, lässt wiederum auf Schuldgefühle oder eine gewisse Zuneigung des Täters schließen. Ich weiß, das ist ein Widerspruch … ebenso wie die weißen und schwarzen Tücher. Bisher weiß niemand, was das zu bedeuten hat. Interessant ist auch, dass die Frauen bei ihrem Fund auf dem Rücken und die Männer auf dem Bauch lagen.«
    »Demnach wäre der Blick der Frauen nach oben und jener der Männer nach unten gerichtet gewesen«, schlussfolgerte Hogart.
    »Frauen öffnet die Augen und seht hin - Männer schämt euch!« Ivona zuckte die Achseln. »Psychologisches Geschwätz, wenn Sie mich fragen. Jedenfalls haben die Täter eine ähnliche Anschauung, was ihre Opfer betrifft. Auf der einen Seite eine Prostituierte, ein Aupairmädchen und eine Tramperin, auf der anderen Seite ein Landstreicher, ein alleinstehender Rentner und ein obdachloser Trinker. Sie suchen sich Menschen aus, die problemlos zu überwältigen, aber nicht leicht zu identifizieren sind, und die niemand so schnell vermissen wird. Mit Ausnahme von Hana Zajicova haben die Opfer eines gemeinsam: Sie waren unbekannte Menschen, die in der Goldenen Stadt anonym untergingen, ohne dass ihnen jemand eine Träne nachweinte.«
    »Hana Zajicova könnte deshalb aus diesem Schema herausfallen, weil sie das erste Opfer war, etwas Besonderes, der Auftakt sozusagen«, unterbrach Hogart sie.
    »Möglich.« Ivona dachte nach. »Der Prager Kripo liegen noch keine Erfahrungen mit derartigen Serienmorden vor. Wir können auf keine bekannten Modelle zurückgreifen. Aber seit dem Tod von Alexandra Schelling wissen wir, dass zumindest hinter der Auswahl der Opfer kein Schema steckt - die Mörder gehen nach reinem Zufallsprinzip vor.«
    »Es gibt sehr wohl eine Verbindung zwischen den Frauen«, widersprach Hogart. »Drei der Opfer stammten aus Rumänien, Frankreich und Dänemark, Alexandra Schelling kam aus Wien und Hana Zajicovas Mann arbeitet immerhin in der deutschen Botschaft. Und dann gibt es noch eine zweite Gemeinsamkeit.« Er deutete auf den Stadtplan. »Die ersten vier Fundorte befinden sich auf einem engen geografischen Raum, zwischen der Manesuv- und der Hlavkuvbrücke, jeweils in unmittelbarer Nähe des Moldauufers.«
    Ivona nickte. »Ich habe Stunden … ach, Tage mit dem Versuch vergeudet, sämtliche Hinweise, die uns die Täter hinterlassen, zu knacken, um auf ein Schema zu kommen.«
    Da knarrte die Bohle, die von der Kaimauer auf die Praha führte. Hogart sah auf, konnte jedoch nichts erkennen, da die Straßenkarte über dem Bullauge klebte.
    »Das ist Jiri. Ich habe Ondrej gebeten, dass er uns etwas zu essen bringt.«
    Die Tür zur Kombüse flog auf und Jiri schleppte eine Tragebox unter Deck. Sein Trainingsanzug war vom Nieselregen durchnässt. Wie immer trug er seine karierte Baskenmütze und feste Wanderschuhe mit weißen Schuhbändern.
    »Halo.«
    »Halo.« Ivona küsste Jiri auf die Wange und nahm ihm die Kiste ab. Als sie den Deckel öffnete, duftete es nach Bratensaft. »Mittagessen!«, rief sie.
    Hogart sah auf die Uhr. Es war tatsächlich schon ein Uhr.
    Während Ivona und Jiri Essen und Getränke auftischten, ging er an Deck um frische Luft zu schnappen. Das Wetter hatte sich nicht gebessert, der alte Bootshafen lag immer noch in einer bleigrauen Nebelsuppe. Ein feucht schimmernder Film haftete auf den Schiffsplanken. Hogart steckte sich eine Zigarette an. Es war windstill und der Gestank alter Fischernetze lag in der Luft. Einige Stimmen drangen von weit her über die Mole; sie klangen merkwürdig gedämpft. Hogart sah sich um. Ein paar Männer in Ölzeug, ebenfalls Zigarette rauchend, standen in der Nähe des Schwarzen Krebses und blickten wie zufällig zu ihm herüber. Ivona hatte ihm die Männer bereits gezeigt, insgesamt fünf Gesellen, Ondrejs Leute, die einander im Hafen beim Überwachen der Umgebung abwechselten. Hier würde es nicht so leicht zu einem Mordanschlag kommen wie auf der abgeschiedenen Kampa-Halbinsel.
    Als Jiri wieder an Deck kam und das Boot verlassen wollte, sah ihn Hogart überrascht an. Er hatte angenommen, der Tscheche würde mit ihnen essen. Bevor Jiri eilig verschwand, wollte ihm Hogart einen Fünfhundertkronenschein für das Essen zustecken, doch dieser wehrte lächelnd ab.
    »Nevyzaduje.« Der Tscheche klopfte Hogart auf die Schulter und lief über die Bohle aufs Festland.
    Jiri war in Ordnung. Es war ein Fehler gewesen, ihm

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