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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Beilhieben oder mit dem sauberen Schnitt eines Sägeblatts. Die Hände wurden ihnen erst nach dem Tod abgetrennt. Die Spurensicherung stellte an den Leichen weder sexuellen Missbrauch fest noch Fasern, Haare, Sperma, Blut, Speichel oder Fingerabdrücke einer fremden Person. Ohne Gebiss- und Fingerabdrücke konnten manche Leichen aber erst Monate später identifiziert werden.
    »Wer waren die anderen Opfer?«, fragte Hogart.
    Ivona erhob sich, um vier weitere Büroklammern in den Stadtplan zu stecken, die allerdings weit entfernt von der Prager Altstadt lagen und kein geografisches Schema mehr erkennen ließen.
    »Die beiden Täter schlugen weiterhin an jedem Monatsersten zu, wechselten sich aber unregelmäßig ab. Am ersten Juni wurde eine neunzehnjährige dänische Tramperin auf der Bank einer Bushaltestelle an der Kreuzung Koulova-Zelena gefunden, am ersten Juli ein französisches Aupairmädchen auf dem Vitezneplatz und Anfang August ein obdachloser Trinker auf dem Gizkovoplatz, jeweils auf die bekannte Art verstümmelt und eingewickelt in schwarze oder weiße Samtdecken.«
    Obwohl Hogart jedes Detail im Gedächtnis behielt, schrieb er einige Daten mit, wenn auch nur, um Ivona das Gefühl der Aufmerksamkeit zu geben. Er hatte sich die überflüssigen Notizen zur Gewohnheit gemacht, da er immer wieder feststellte, dass es die Menschen irritierte, wenn er nichts mitschrieb.
    »Zuletzt wurde Ihre Kollegin vor dem Mahlerovypark gefunden - zusammen acht Tote.« Ivona deutete auf einen kleinen, auf der Karte verzeichneten Park, in dessen Mitte das Symbol des Prager Fernsehturms gedruckt war. Der Fundort von Alexandra Schellings Leiche lag ziemlich weit von dem Lokal am Stadtrand entfernt, wo sie der Mörder entführt haben musste. »Der Killer hat sie quer durch die Stadt transportiert«, bemerkte Hogart. »Weshalb hat er sich diese Mühe gemacht?«
    »Das ist nicht nur bei Schelling so.« Ivona ging in der Kombüse auf und ab. »Sofern es die Kripo rekonstruieren konnte, stimmen jene Orte, an denen die Opfer zuletzt gesehen wurden, nie mit den Fundorten der Leichen überein. Mit Ausnahme des Aupair-Mädchens, das der Inhaber eines Kiosks erst um sechs Uhr morgens entdeckte, wurden sämtliche Leichen gegen fünf Uhr früh aufgefunden. Zu diesem Zeitpunkt waren die Opfer bereits seit mehr als sieben Stunden tot. Auch deswegen können die Fundorte nicht mit den Tatorten identisch sein. Selbst ein computersimuliertes Weg-Zeit-Diagramm der Kripo brachte kein Ergebnis über mögliche Zu- und Abfahrtswege. Bisher kennen wir weder die Plätze, an denen die Opfer gefangen gehalten, noch die Orte, wo sie ermordet wurden.«
    Ivona seufzte. »Der Spurensicherung liegt lediglich das Profil vom oberen Teil eines Schuhabdrucks vor, das uns der Täter unvorsichtigerweise auf dem schwarzen Samttuch im Blut hinterlassen hat. Aber die Kripo glaubt an eine fingierte Spur, denn aufgrund der Vermessung wurde eine Schuhgröße von einunddreißig berechnet.«
    Hogart lief ein Schauder über den Rücken. »Der Schuh eines Jugendlichen oder kleinwüchsigen Mannes?«
    »Eher der eines Kindes«, antwortete Ivona.
    »Trotzdem ist der Täter kräftig genug, um sein Opfer mit wenigen Schlägen zu enthaupten.«
    »Ich weiß, es klingt verrückt. Sonst gibt es nur noch wenige Hinweise. Die Mörder sind zweifelsohne mit Prag vertraut, da sie wissen, welche Orte zu welcher Uhrzeit einsam genug sind, sodass sie ihre Leichen ungestört ablegen können. Weiter vermutet die Kripo, dass einer der Täter ein größeres Auto zum Transport der Leichen verwendet, da im März Reifenspuren im Schnee auf einen Kastenwagen hindeuteten. Möglicherweise haben sie Zugang zu einem leer stehenden Lagerhaus, einer Fabrikhalle oder einem stillgelegten Sägewerk, wo sie ihre Opfer gefangen halten.«
    »Was sagt der Kriminalpsychologe zu dem Fall?«
    Ivona setzte sich auf die Arbeitsfläche der Küche und ließ die Beine über die Kante baumeln. »Tja, warum wurde die Tat wohl so ausgeführt? Das Enthaupten, die weißen und schwarzen Samttücher, die eingeritzten Buchstaben?« Sie machte eine Pause. »Wie es scheint, fühlen sich die Täter dazu gezwungen, bestimmte Dinge auf eine bestimmte Art und Weise zu tun. Möglicherweise sind beide impotent, weil die Opfer nicht vergewaltigt, ja nicht einmal entkleidet wurden. Schon allein die Tatsache, dass die Opfer nach dem Tod verstümmelt und ihnen vor allem die Hände abgetrennt wurden, spiegelt eine gewisse Verachtung, Wut und

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