Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
Manager des Karlsruher SC hinter sich, ist danach in gleicher Funktion kurz bei Hertha BSC Berlin tätig gewesen. Aber Neururer hat den kommenden Mann in keiner guten Erinnerung. Als Rühl Manager in Karlsruhe gewesen ist, das weiß Neururer aus guter Quelle, hat Rühl, während der damalige KSC-Trainer »Winnie« Schäfer noch im Amt ist, bereits mit dessen potenziellen Nachfolgern verhandelt. Neururer mag diese Art der »Vorsorge« nicht. Als Hartmann ihm also Rühl als seinen neuen Sparringspartner auf der sportlichen Ebene im Verein ankündigt, sagt Neururer Hartmann:
»Herr Präsident, wenn Calli Rühl hier Sportdirektor wird, dann können Sie meinen gerade verlängerten Vertrag sofort zerreißen.«
»Herr Neururer, ich bitte Sie«, sagt Hartmann, »arbeiten Sie mit Herrn Rühl vertrauensvoll zusammen. Stellen Sie Ihre persönliche Abneigung hintenan. Hier zählt an allererster Stelle der 1. FC Köln.«
»Einverstanden«, sagt Neururer.
Er trifft den neuen Sportdirektor am folgenden Morgen auf der Geschäftsstelle. Neururer sagt Rühl, dass er mit ihm eigentlich nicht habe zusammenarbeiten wolle, dass er andere Leute für den Job vorgeschlagen habe und wegen Rühl sogar bereit gewesen sei, den Club zu verlassen -wegen der Vorkommnisse seinerzeit in Karlsruhe. Hartmann, so Neururer weiter, habe ihn jedoch gebeten, mit Rühl zusammenzuarbeiten, der Bitte werde er entsprechen. »Lass uns«, sagt Neururer zum Abschluss zu Rühl, »gemeinsam für den FC Gas geben!« Rühl nickt, die beiden geben sich die Hand.
Was Rühl über den Trainer wirklich denkt, kann Neururer kurz darauf im »Express« lesen. Dem hat Rühl ein Interview gegeben, das unter der Überschrift erscheint: »Neururer so tot wie Olsen«. Das Originalzitat Rühls lautet: »Olsen war tot. Mit Neururer ist es jetzt das gleiche Problem.«
Zwar kontert Neururer die Entgleisung Rühls öffentlich mit Witz - »Ich fühle mich als Leiche sehr wohl« aber intern stellt er Rühl umgehend zur Rede. Neururer wirft dem Sportdirektor an den Kopf, er zünde ein Feuer an, das gar nicht existiere. Rühl streitet ab, die im »Express« wiedergegebene Äußerung gemacht zu haben. Neururers alte Studienfreunde, die »Express«-Redakteure Pernau und Pastors, bestätigen Neururer die Authentizität des Zitats. Sie besitzen einen Ton-bandmitschAitt des Gesprächs. Neururer weiß, dass es jetzt für ihn losgeht. Dass es um seinen Job geht.
Anfang Juni 1997 hat sich Peter Neururer das WM-Qualifikationsspiel der deutschen A-Nationalmannschaft in Kiew gegen die Ukraine angesehen. Auch das tags zuvor anstehende U-21-Spiel hat er beobachtet, dabei ist ihm im ukrainischen Team ein Spieler namens Andrij Schewtschenko sehr positiv aufgefallen. Neururer fragt bei seinen beiden Ex-Spielern, dem Ukrainer Wladimir Ljuty und dem Russen »Sascha« Borod-juk, nach dem jungen Talent. Die beiden bestätigen ihm die Klasse Schewtschenkos noch einmal eindrücklich. Neururer hat einen Zugang zum wichtigsten Mann bei Dynamo Kiew, dem Verein von Schewtschenko, denn Neururer kennt Trainer Valerij Lobanowski. Und auf Nachfrage kennt er auch die Summe, für die »Schewa« zu haben ist: 150000 Mark.
Als er Rühl vorschlägt, der möge sich doch mal diesen tollen, jungen ukrainischen Offensivspieler ansehen, blockt der Sportdirektor ab. Er schlägt stattdessen vor, den Kroaten Goran Vucevic vom FC Barcelona zu verpflichten, der dort in der zweiten Mannschaft kickt. Ein exzellenter Techniker, ruhig am Ball, sehr gut bei Standards.
»Den können wir holen«, sagt Rühl.
»Kannst du allenfalls fürs Fußballtennis verpflichten«, sagt Neururer, der Vucevic bei Barca schon mal hat spielen sehen, aber eben einen agileren Spielertyp sucht.
»Mag sein«, sagt Rühl, »aber wir kommen günstig an den ran.«
»Calli, das geht nicht. Der wird für uns kaum Spiele machen, er hat die Qualitäten einfach nicht.«
Doch Rühl setzt sich durch, Vucevic kommt mit viel Vorschusslorbeeren. Er kostet über drei Millionen Mark Ablöse zuzüglich eines exorbitanten Gehalts. Zwischen 1997 und 1999 macht Goran Vucevic für den 1. FC Köln 16 Bundesliga-Spiele, er erzielt ein Tor.
Rühl, der von den Spielern wegen seiner künstlichen Hüfte und einem daraus resultierenden Gehfehler »Käpt'n Ahab« genannt wird, verliert in der Kölner Mannschaft an Respekt. Die Spieler bekommen mit, dass der Mittfünfziger das eigene Team nicht besonders gut kennt - und zudem mit den Regu-larien des UI-Cups nicht besonders
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