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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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der FC nur knapp mit 2:3.
    Doch trotz der Erfolge beschleicht ihn in jeder Trainingseinheit das Gefühl, er halte eine Lehrprobe - wegen Herings. Der Torwarttrainer beobachtet jede Bewegung, jede Anweisung Neururers genauestens. Dieser empfindet die Situation als seltsam, unangenehm. Herings erledigt derweil seinen Job, die Torhüter Bodo Illgner und Michael Kraft auf ihre schwierigen Ligaeinsätze vorzubereiten, in gewohnt erstklassiger Manier. Nach ein paar Wochen kommt er plötzlich während des Trainings aufNeururer zu: »Hürens, Pitter, dein Training war Weltklasse, selten so was Gutes gesehen.«
    Häufig in seiner Karriere hat Peter Neururer das Privileg nicht genießen dürfen, mit ausreichend Geld in der Hand und Zeit einen seinen Vorstellungen entsprechenden Kader zusammenstellen zu können. Oft ist er mitten in der Saison gekommen, wenn sein jeweils neuer Club in Schwierigkeiten steckt. Dann gilt es für den Trainer - wie jetzt auch beim 1. FC Köln - möglichst schnell herauszufinden, wie die Mannschaft tickt. Die Spieler in Köln kennt Neururer aus zahlreichen Beobachtungen. Er kennt sie aber weder persönlich, noch kennt er ihr Zusammenwirken, weiß also auch nicht, welche Gruppierungen es innerhalb des Teams gibt.
    Bei ersten Zusammentreffen stellt Neururer seiner neuen Mannschaft sich und seine Arbeitsweise in zehn Minuten knapp vor, dann teilt er leere DIN-A4-Blätter aus. Er erklärt den Spielern, dass der nun folgende anonyme Test ihm diene, sie besser kennenzulernen. Anschließend stellt er den Profis Fragen, die so schlicht und unmissverständlich formuliert sind, dass sie von jedem der Anwesenden problemlos beantwortet werden können.
    »Wir fahren in ein 14-tägiges Trainingslager. Die Bedingungen sind schlimm: Handyverbot, kein Fernseher auf dem Zimmer. Mit wem würdest auf keinen Fall das Zimmer teilen? Und: Mit wem würdest du auf jeden Fall das Zimmer teilen?«
    Die zweite Frage bezieht sich aufs Sportliche. Neururer gibt ein Spielsystem vor. Er fragt:
    »Wie sieht deine Wunschelf in diesem System für das kommende Spiel aus?«
    In Köln erhält Neururer aus diesem Test eindeutige Antworten: Stürmer Toni Polster wird von allen Spielern - sich selbst also auch - in die erste Elf gesetzt. Bei der Frage nach demjenigen, mit dem man sich im Trainingslager unter keinen Umständen das Zimmer teilen wird, erhält Polster ebenso die Bestmarke 24 von 25 Stimmen - seine eigene also mutmaßlich nicht. Peter Neururer sieht ein Problem aufziehen. Solange Polster Tore schießt, wird er einfach nur nicht gemocht von seinen Kollegen. Was aber, wenn der Österreicher nicht mehr trifft?
    In der Berichterstattung über den 1. FC Köln ist seit jeher vom »problematischen Umfeld« die Rede. Was damit gemeint ist, hat nicht zuletzt auch der Trainer Peter Neururer erfahren dürfen. Im Kern ist mit diesem problematischen Umfeld jene Situation beschrieben, wie sie in Köln durch die in harter Verkaufskonkurrenz zueinander stehenden Boulevardtageszeitungen »Express« und »Bild« geschaffen wird. Als Neururer 1996 Kölner Trainer wird, weiß er nicht, dass die verkaufte Auflage des »Express« in Köln deutlich über der der »Bild«-Lokalausgabe liegt. Die »Politik« in der Domstadt macht also das im Verlag DuMont-Schauberg erscheinende Blatt, nicht -wie nahezu überall anders sonst in der Republik - die Gazette mit den vier Buchstaben.
    Nachdem er sich an seinem ersten Diensttag vielen Leuten im Verein und nicht zuletzt der Mannschaft persönlich vorgestellt hat, erhält Neururer einen Anruf aus der »Bild«-Redaktion: Ob er am folgenden Tag bei einer Anrufaktion mitmachen könne, bei der die Leser ihm, dem neuen FC-Trainer, Fragen per Telefon stellen können. Neururer sagt zu, um 12 Uhr soll die Sache steigen.
    Ein paar Minuten später ruft der »Express« an. Am Telefon ist Neururers alter Studienkollege, Ulrich »Uli« Pernau. Pernau arbeitet inzwischen zusammen mit dem Ex-»Bild«-Mann Wilfried Pastors - der Neururer vor Jahren zu seinem Trainerjob auf Schalke verholfen hat - im Sportressort des »Express«:
    »Hallo, Peter, wir würden gern mit dir morgen eine Lesertelefonaktion machen. Hast du Zeit?
    »Ja, klar, wann denn?«, fragt Neururer.
    »Passt morgen um 12?«
    »Oh, Uli«, sagt Neururer, »das klappt nicht, da bin ich schon bei >Bild<.« Der Trainer ahnt nicht, dass er mit dieser Absage den Grundstein für viele seiner späteren Probleme in Köln legt.
    Aber erst einmal gelingt es Neururer und

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