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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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Abends hat Schäfer 100 Mark verloren, Loos und Neururer haben gezielt gegen den Journalisten gespielt.
    Das Geld will sich Schäfer zurückholen, er bietet Neururer eine Fußballwette an: Die beiden treten im Elfmeterschießen gegeneinander an - im Tor steht Nationaltorwart Bodo Illgner. Nach dem nächsten Training kommt es zu diesem Elfmeterschießen. Die ganze Mannschaft steht hinter dem Tor - sie feuert ihren Trainer an, der vorher kurz mit seinem Torwart gesprochen hat: »Bodo - irgendeinen Ball von Schäfer wirst du schon halten, aber von meinen, da hältst du keinen, klar?«
    Der Keeper nickt.
    Neururer ist als Erster dran, per Handzeichen signalisiert er Illgner, unbemerkt von Schäfer, dass er nach rechts unten schießen wird. Illgner fliegt in die linke Ecke, wie auch bei den vier weiteren Versuchen Neururers erreicht er den Ball nicht. Schäfer verliert das Duell klar, will aber gleich noch mal um den doppelten Einsatz spielen. Neururer unterbricht den eifrigen Reporter: »Hör mal, du kannst dich doch mit einem Profi nicht auf eine solche Wette einlassen.« Die Schulden werden Schäfer umgehend erlassen. Auch dank solcher kleiner Spaßaktionen ist die Stimmung im Trainingslager ausgezeichnet.
    Schäfers wohl größter Informant ist Kölns Starspieler Toni Polster. Polster nennt Schäfer freundlich »Schäfchen«, und so schlecht Polster auch spielt, die Benotung im »Express« fällt in dieser Phase stets eher wohlwollend aus, was in der Mannschaft mitunter für Ärger sorgt: »Wir haben doch alle scheiße gespielt. Warum kriegt der Toni dann eine bessere Note?«
    Aber Polster genießt in Köln beileibe nicht nur im »Express« eine bevorzugte Behandlung. Der erfahrene Österreicher, ein ungeheuer effektiver Strafraumstürmer, der zwar treffsicher, aber zu lauffaul für ein gutes Forecheclcing ist, hat eine großartige Außenwirkung.
    Er ist charmant, gewitzt, verfügt über eine ausgeprägte positive Ausstrahlung. Man lässt ihn gewähren. Einmal fährt der Österreicher etwa mit seinem aufgemotzten Mercedes zu einem Termin beim Sponsor Ford vor. Nach einer Pokalniederlage gegen den von Ralf Rangnick trainierten SSV Ulm tritt »Toni« nach der Rückfahrt am selben Abend noch mit der Girlband »Fabulöse Thekenschlampen« auf dem Kölner Ringfest auf; sie geben die Nummer »Toni, lass es polstern« zum Besten. Doch statt ihn für das peinliche Ausscheiden im Pokal auszupfeifen, klatschen die vor der Bühne stehenden FC-Fans Polster Beifall. Der Auftritt ist nicht genehmigt, große Konsequenzen hat er für den Stürmer gleichwohl nicht. Toni ist eben ein Volksheld. Und Peter Neururer ist einer, über den man gern auch mal schallend lacht in dieser Kölner Zeit.
    Auf einer Tankstelle in Hürth bei Köln können Spieler und auch der Trainer Neururer »auf Karte des FC« tanken. Man fährt vor, hängt den Tankrüssel hinein, unterschreibt einen Zettel - und weg. Eines Tages nach dem Training fährt Neururer eine der Zapfsäulen mit seinem Dienst-Ford an. Der Trainer ist mit seinem Co-Trainer Günter Güttier auf dem
    Weg zu einer Spielbeobachtung. Noch schnell den Firmenwagen volltanken. Neururer stellt sich auf die linke Seite der Zapfsäule, steckt den Schlauch rein, da erhält er auf seinem Handy einen Anruf. Neururer nimmt das Gespräch an, lässt das Benzin laufen und geht weg. Er beendet das Telefonat, ist völlig in Gedanken und vergisst, dass er unterschreiben und zuvor noch den Schlauch aus dem Tank nehmen muss. Neururer setzt sich ans Steuer und fährt einfach los.
    Das Nächste, was er hört, ist ein fürchterlicher Knall. Durch das Rückfenster kann er sehen, wie Benzin durch die Gegend schießt. Neururer hat Teile seines eigenen Tanks herausgerissen, auch die Tanksäule ist massiv in Mitleidenschaft gezogen. Der geschätzte Schaden beläuft sich auf circa 200 000 Mark. Der Trainer ist allerdings nicht der Erste aus dem FC-Tross, die gleiche Sache war vierzehn Tage zuvor schon Manager Bernd Cullmann passiert- breit grinsend titelt der Boulevard: »FC zu doof zum Tanken.« Auch Neururer muss bei der Zeile schmunzeln, aber es werden eben immer wieder Geschichten mit dem Protagonisten Neururer veröffentlicht, von denen er glaubt, dass sie bewusst gesteuert sind.
    Eines Abends sucht Neururer in Begleitung seines Co-Trainers den zu dieser Zeit in Sportlerkreisen angesagten Italiener »Maca-Ronni« am Kölner Rudolfplatz auf. Er hat sich dort mit einer alten Freundin verabredet, der ehemaligen

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