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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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Schwimm-Weltrekordlerin Christel Justen, die Jahre nach ihrer Karriere zugegeben hat, gedopt zu haben: 2005 stirbt Christel Justen infolge von Herzrhythmusstörungen im Alter von 47 Jahren. Die beiden umarmen sich bei der Begrüßung. Der »Express« berichtet am folgenden Tag von einem Treffen mit einer Freundin - und man kann aus dem Artikel durchaus den Eindruck gewinnen, dass der FC-Trainer seine Frau betrügt.
    Neururer hat das durchaus als Hetzjagd empfunden. Irgendwann entscheidet er, Redakteuren des »Express« keine Interviews mehr zu geben. Die Schreiber können gern zur Pressekonferenz vor und nach den Spielen kommen, dort auch Fragen stellen - alles Weitere aber fällt aus. Zwischen »Express« und Neururer sind die Fronten verhärtet. Peter Neururer ahnt, dass es zu spät für ihn ist, um das Blatt noch mal zu wenden.
    Der Trainer weiß um die gegenseitige Abhängigkeit von Journalisten auf der einen sowie Spielern, Vereinsoffiziellen und Trainern auf der anderen Seite. »Wenn man die enge Verbindung zu Medienvertretern in diesem Geschäft >Bundesliga< nicht hat«, sagt er, »dann ist man verloren. Aber wenn aus dem Miteinander ein Gegeneinander wird - ist man als Trainer immer zweiter Sieger.«
    Nach den drei von Neururer zuvor prognostizierten Niederlagen gegen den Hamburger SV, Bayern München und Hertha BSC Berlin schließt sich das Kapitel 1. FC Köln für den Trainer nach anderthalb Jahren. Die Trennung von dem Verein, dessen Fan er ist, verläuft unaufgeregt. Neururer trifft sich mit dem Geschäftsführer Wolfgang Loos und Präsident Klaus Hartmann im Haus des Präsidenten und bespricht mit den beiden die Modalitäten seiner Beurlaubung. Allen ist klar, dass Neururer als der für den sportlichen Bereich verantwortliche Mann gehen muss. Neururer glaubt auch, dass er an der in Köln seit jeher hohen Erwartungshaltung gescheitert ist- nicht nur an Calli Rühl allein. Den einzigen Vorwurf, den Neururer sich macht: »Nachdem ich frühzeitig sehr aggressiv angegangen wurde, hätte ich mich zur Wehr setzen sollen. Stattdessen habe ich mich einfach meinem Schicksal ergeben.«

Zwei Zwischenjahre - Düsseldorf, Offenbach und Ahlen
    Nach dem Aus in Köln dauert es anderthalb Jahre, bis der Trainer Neururer einen neuen Arbeitsvertrag unterschreibt. Weit kommt er dabei nicht, zumindest rein geografisch betrachtet: ausgerechnet zur Fortuna aus dem in Köln ungeliebten Düsseldorf- wenngleich zu dieser Zeit vielleicht nicht unbedingt der große sportliche Rivale des FC aus der Domstadt. Die Beschäftigungsspanne Neururers in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens bleibt übersichtlich: Im April 1999 übernimmt er die erste Mannschaft der Fortuna von Klaus Allofs, bis zum Saisonende im Juni 1999 arbeitet er dort - dann trennt man sich. Peter Neururer wäre sehr gern länger geblieben, denn im Prinzip passt alles. Im Prinzip.
    Der damalige Präsident Helge Achenbach ist einer der renommiertesten Art-Consultants Deutschlands. Achenbach berät Unternehmen und Privatpersonen bei der Anschaffung von Kunstgegenständen und ist einer dieser ausgesprochen netten Männer an der Vereinsspitze, denen Neururer in seiner langen Karriere auch immer wieder begegnet ist, »allerdings ohne große Ahnung vom Fußball«. An Achenbachs Seite ist mit Heinz Hessling ein honoriger, langjähriger Fortuna-Mann und Fußballkenner zugange, zu dem Neururer ein sehr gutes Verhältnis hat. Hessling verhält sich dem Trainer gegenüber stets seriös, Vertrauliches zwischen den beiden bleibt vertraulich. Und nicht zuletzt hat die Fortuna den zu diesem
    Zeitpunkt wohl besten Physiotherapeuten Deutschlands an Bord: Bernd Restle. Das alles passt.
    Neururers Aufgabe ist klar umrissen. Er soll den Club im Jahr seines 104-jährigen Bestehens einfach nur in der Zweiten Liga halten. Als er die sportliche Verantwortung übernimmt, ist Fortuna Tabellenletzter und drei Tage nach dem Amtsantritt steht im heimischen Rheinstadion ein ganz besonderes Spiel an: das Derby gegen den 1. FC Köln, der damals von Bernd Schuster betreut wird.
    Fortuna und Neururer gewinnen dieses Spiel durch einen Doppelpack des Polen Marek Lesniak mit 2:1, das Gros der 18.000 Stadionbesucher jubelt, die Fortuna ist nur noch Tabellenvorletzter-vier Punkte sind es bis zum rettenden Ufer, der Neue auf der Bank sorgt für einen Hoffnungsschimmer. Doch Neururer beobachtet Seltsames: Fans, Funktionäre, alle freuen sich - bis auf die Spieler, zu denen der inzwischen 31-jährige Russe

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