Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
Tennisstunden, was sie als standesgemäße Freizeitbeschäftigungen erachtet. Und so kommt es, dass Peter Neururer später ein sehr ordentlicher Tennisspieler in der Oberliga wird, sein Bruder Günter macht sich im Military-Reiten bundesweit einen Namen. Doch für beide Jungs ist und bleibt Fußball das Größte, das haben sie von ihrem Vater.
In der ersten Mannschaft von Hamborn 07 hat Adolf Neururer das Tor gehütet, später trainiert er die Jugendlichen bei Saxonia Marl, unter denen sich auch ein Junge mit Nachnamen Riegermann befindet. Als dieser Riegermann Jahre später Jugendleiter der Spielvereinigung Marl ist, fällt ihm das außergewöhnliche Talent des jungen Peter Neururer auf. Der Zwölfjährige kickt mit den Nachbarjungs fast jeden Nachmittag auf der Wiese in der Dammstraße, die direkt an den Friedhof angrenzt und in der auch das elterliche Haus liegt. Im Verein spielilsTeururer nicht, aber das Angebot Riegermanns, doch mal beim Training der Spielvereinigung vorbeizugucken, nimmt er aufgeregt an.
Zu dieser Probestunde auf dem vielleicht 300 Meter von zu Hause entfernten Platz schleicht sich Peter Neururer allerdings heimlich, denn insbesondere seine Mutter schätzt den »Umgang« in diesen Fußballvereinen überhaupt nicht. Und als Riegermann Vater Adolf kurz darauf mitteilt, dass er dessen Sohn Peter gern in seine Mannschaft nehmen würde, verbirgt Adolf Neururer seinen Stolz hinter staatsmännischer Attitüde. »Gut, Peter, damit hast du mich ja schön überrumpelt«, sagt Adolf Neururer, »aber ich will nicht so sein, wir schließen einen Vertrag. Sobald das mit dem Fußball zu gefährlich ist— du hast ja gerade auf dem Gymnasium angefangen - und die Verletzungsgefahr zunimmt, ist Schluss damit. Das Abitur geht vor.« In der Folge wird Papa Neururer kaum ein Spiel seines Sohnes verpassen.
Für Peter Neururer ist die Zeit im Fußballverein nicht nur mit großen Freuden, sondern häufig auch mit frühem Aufstehen verbunden. Mit 14 wird er Messdiener in der katholischen Gemeinde und spielt in der B-Jugend der Spielvereinigung in der höchsten Liga. Die Messen unter der Woche sind weniger das Problem, aber an Sonntagen wird es eng, denn Neururer muss, um pünktlich zu den Mannschaftsspielen zu erscheinen, bereits morgens um fünf oder sechs Uhr beim Gottesdienst im Krankenhaus der Gemeinde als Messdiener fungieren. Dorthin geht er mit nüchternem Magen, vor der heiligen Kommunion darf nichts gegessen werden. Kein Wunder, dass Peter Neururer zu dieser Zeit oft körperlich völlig ausgelaugt ist. Dreimal die Woche trainiert er im Verein, jeden Tag kickt er mit seinen Kumpels weiter auf der Friedhofswiese.
Peter Neururer ist kein überragender Schüler, was auch seiner fußballerischen Freizeitgestaltung zu schulden ist. Seinen Eltern missfallt zudem, dass der Kleine im Stil der Zeit die Haare wachsen lässt. Mutter Neururer ist um die Außenwirkung besorgt, der Vater sagt: »Wenn du eine Fünf schreibst, gehst du zum Frisör.« Und fügt an: »Bei besseren Noten kannst du die Haare wachsen lassen.« Peter Neururer schreibt nie eine Fünf, wenigstens erzählt er das zu Hause. Als dann aber die blauen Briefe kommen, setzt es mächtig Ärger. Für Adolf Neururer sind die Lügen seines jüngeren Sohnes ein schlimmer Vertrauensbruch. Es folgt Vertrag Nummer drei: »Wenn du hängen bleibst«, droht der Vater seinem Sohn, »ist es aus mit Fußball.« Peter Neururer schafft jede Versetzung.
In seiner Jugend spielt er Gitarre. Nicht besonders gut, aber für den Einsatz im Zeltlager vor dem Holzfeuer langt es allemal. Und um die anwesenden Girls zu betören sowieso.
Sein Idol jener Tage ist der Barde und Sohn eines griechischen Restaurantbesitzers, Cat Stevens, der sich Jahrzehnte später in Yusuf Islam umbenennen wird. Wie Stevens trägt Neururer die Haare länger, einen Fusselbart, Schnäuzer und Lammfelljacke. Neben den Balladen des Singersongwriters steht der »Cat Stevens für Arme« (Neururer über Neururer), wie so viele andere auch, auf die Musik von Procol Harum, Deep Purple und Jethro Tull. Es werden Joints geraucht, und Peter Neururer ist extrem erleichtert, dass er beim »ersten Mal« keine Wirkung verspürt. Als Sportler hat er Angst vor Drogen, er verzichtet fortan auf weiteres Hanfrauchen, verschafft sich in seinem Umfeld allerdings einen exzellenten Ruf als Jointbauer. Er ist beliebt und wird in der Oberstufe auf dem Gymnasium zum Schulsprecher gewählt, schon damals ist er nicht auf den Mund
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