Peter Nimble und seine magischen Augen
auszuprobieren.
Eine eisige Kälte breitete sich in seinem Körper aus. Er sank tiefer und tiefer unter die Oberfläche, und seine Gedanken trübten sich. Die letzten Luftblasen schlüpften ihm aus Mund und Nase, und ihm wurde klar, dass er nie wieder die warme Sonne spüren oder den Wind riechen oder das Prasseln von Regen hören würde. Doch dann vernahm er plötzlich eine leise Stimme.
»Oooohhh-neiiiin!!!«
Sie kam von ganz weit über ihm. Der Ruf wurde lauterund lauter, dann tauchte er plötzlich neben ihm ins Wasser. Bevor Peter wusste, wie ihm geschah, war die Stimme – mittlerweile ein panischer, blubbernder Schrei – neben ihm. Der Fremde trat ihm gegen den Kopf und versuchte wie verrückt, an die Oberfläche zurückzuschwimmen.
Wer auch immer dieser Fremde war, er trug Schuhe aus Eisen, und der Schlag auf Peters Kopf reichte aus, um ihn aus seiner Benommenheit zu reißen. Zu spüren, wie jemand direkt neben ihm um sein Leben kämpfte, weckte in Peter das übermächtige Verlangen, selbst am Leben zu bleiben. Mit aller Kraft, die er noch hatte, versuchte er, wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. An den Fellmantel des Fremden geklammert, schaffte er es schließlich.
»Lass mich los, du Ungeheuer!«, fauchte der Fremde und trat Peter in die Rippen. »Ich bin doch nicht so weit gekommen, um mich von einem Schurken wie dir ertränken zu lassen!«
Diejenigen unter euch, die schon mal versucht haben, jemanden zu ertränken, wissen, dass es viel schwieriger ist, als es in den Büchern und Balladen beschrieben wird. Sobald du den Kopf deines Opfers unter Wasser drückst, wird es nämlich zu einem wilden Tier, das beißt und kratzt, um zu überleben. Genau in dieser Situation fand Peter sich wieder, als er und der Fremde spuckend und zappelnd an der klirrenden Wasseroberfläche ankamen.
Da er spürte, dass seine Kräfte nachließen, entschied er sich, es mit Diplomatie zu versuchen. »Warte«, sagte er und wand sich aus dem Schwitzkasten frei, in den ihn der Fremde genommen hatte. »Wenn wir miteinander kämpfen, ertrinken wir beide – wir müssen zusammenarbeiten!«
Der dünne Arm um Peters Hals lockerte den Griff ein wenig. »Und was genau schlägst du vor?«, fragte der Fremde.
Peter strampelte mit den Beinen, um seinen Kopf und den des Fremden über Wasser zu halten. Sein Gefährte war klein, aber ungewöhnlich schwer. »Als Erstes solltest du deine Schuhe und den Fellmantel ausziehen.«
»Ha! Sehr witzig!«, schimpfte die Stimme hinter ihm. »Hast du noch mehr so brillante Vorschläge?«
»Halt still und lass mich nachdenken«, sagte Peter und spuckte das Salzwasser aus seinem Mund. Er wusste, dass er schnell handeln musste. Ihm war eiskalt, seine Beine wurden müde, und er würde sich nicht mehr lange über Wasser halten können. Außerdem fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren, mit dem unablässigen Geklirre der Flaschen um ihn herum. Da kam ihm plötzlich eine Idee. »Die Flaschen!«, sagte er. »Greif dir so viele, wie du kannst!«
Peter öffnete seinen Diebessack, der immer noch über seiner Schulter hing. Mit den Armen tastete er nach allen Flaschen, die er um sich herum finden konnte, und stopfte sie in den Sack. Wenn er und der Fremde genug Flaschen einsammelten, würden sie es vielleicht schaffen, oben zu bleiben.
»Donnerwetter, es funktioniert!«, rief der Fremde aus, als er endlich Peters Plan begriff. »Was für eine brillante – Ooh! Da ist noch eine rechts von dir! Schnapp sie dir!« Peter fiel auf, dass der Fremde ihm den größten Teil der Arbeit überließ, aber es dauerte nicht lange, da hatte er den Sack bis zum Rand mit Flaschen gefüllt. Nachdem die Aufgabe vollbracht war, klammerten sich die beiden mit letzter Kraft an die selbst gebastelte Boje. »Gut«, sagte der Fremde. »Und jetzt?«
»Jetzt sehen wir zu, dass wir hier wegkommen. Siehst du irgendwo Land?«
»Natürlich sehe ich Land … Mehr als mir lieb ist, um ehrlich zu sein.«
Peter seufzte. »Du musst dich schon ein bisschen klarer ausdrücken. Ich bin blind.«
»Oh, verzeih mir!«, stammelte der Fremde. »Das wusste ich nicht … Tut mir wirklich leid.« Dann machte er sich daran, ihre Umgebung zu beschreiben. »Wie es aussieht, befinden wir uns in einer Art Becken, das rundum von steilen Felswänden umschlossen ist. Die Wände sind ungefähr dreißig Ellen hoch. Das ohrenbetäubende Rauschen kommt von riesigen Wasserfällen, die von allen Seiten herabdonnern.«
Wasserfälle . Das war also das
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