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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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es aufzusetzen!«
    Peter schmunzelte in sich hinein. Natürlich gab es das Allgemeine Ritter-Abkommen gar nicht, denn so stolz, wie Ritter waren, konnten sie sich so gut wie nie über irgendetwas einigen. Wenn dieser Sir Tode tatsächlich ein Ritter war, kannte er sich nicht gerade gut damit aus. Peter fuhr fort: »Dann wissen Sie ja auch, dass Sie demjenigen, der Ihnen das Leben rettet – zum Beispiel ein blinder Junge –, einen Wunsch erfüllen müssen.«
    Sir Todes Augen verengten sich. »Du willst doch wohl nicht, dass ich dein Haustier werde, oder?«
    »Natürlich nicht! Aber vielleicht … mein Freund?«
    Bei diesen Worten zuckte der Schnurrbart des alten Ritters kaum merklich. »Dein Freund ?« Tatsächlich war es viele Jahre her, seit Sir Tode irgendjemanden gekannt hatte, der sein Freund sein wollte. Und jetzt, wo er darüber nachdachte, fiel ihm auch wieder ein, dass es als Ritter seine Pflicht war, die Schwachen zu beschützen – und blinde Kinder gehörten eindeutig zu den Schwachen. »Also gut, kleiner blinder Junge – «
    »Peter«, korrigierte er. »Peter Nimble.«
    »Also gut, Peter Nimble . Du hast mir vorhin das Leben gerettet, und dafür schulde ich dir eine Gefälligkeit. Ich werde also für den Rest der Nacht dein Freund sein, und während dieser Zeit ist es dir gestattet, an meiner Seite zu reisen, bis wir entweder eine Unterkunft oder den sicheren Tod finden. Als mein Mündel bist du meinem Schutz unterstellt. Sollten wir irgendwelchen Räubern oder Plünderern begegnen oder – «
    Er verstummte, denn plötzlich erklangen jenseits des Hügels Stimmen. »In Deckung!«, zischte er, biss in Peters Hosenbein und zerrte ihn zu Boden.
    Die beiden legten sich flach in das dunkle Gras und lauschten auf die Rufe, die immer näher kamen. »Beeilen Sie sich, Mr Pound!«, rief einer von ihnen. »Wir dürfen sie nicht warten lassen!«
    Peter konnte hören, dass es zwei Leute waren, und beide klangen wie Männer. Der eine war jung und kräftig, der andere schien sehr viel älter zu sein.
    »Ist da jemand?«, rief die jüngere Stimme. »Haaaalloooooo!«
    Peter stutzte. »Moment mal, ich glaube, die Stimme kenne ich …«
    » Pssst! «, zischte Sir Tode. »Oder willst du, dass sie uns überfallen und ausrauben?!«
    »Sie sind beim See, Professor!«, sprach die Stimme erneut. »Ich habe den Jungen gerade reden gehört!«
    Bei diesen Worten blickte Sir Tode auf. »Grundgütiger, du hast Recht. Mir kommt die Stimme auch bekannt vor. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das ist …«
    Sir Tode sah einen Mann, der mit einer Glühwürmchenlaterne in der Hand über die Wiese kam. Das sanfte Licht schien auf eine krumme rote Nase und ein Paar eulenartige Augenbrauen. »Ah! Da seid ihr ja!«, sagte der Mann mit einem gutmütigen Lachen.
    »Der Höker!«, japste Peter.
    »Der Gastwirt!«, schnaufte Sir Tode.
    Und sie hatten beide Recht, denn Peters Höker und Sir Todes Gastwirt waren ein und derselbe. Allerdings war der Turm aus Wunderhüten verschwunden, und statt seines bunten Fracks trug er eine Art Mönchskutte mit Kapuze. »Gut gemacht, Alistair «, sagte er und bot dem Jungen die Hand zu Begrüßung. »Du hast nicht lange gebraucht, um hierher zu kommen.«
    Peter wich vor ihm zurück. »Wer sind Sie wirklich? Und wohin haben Sie uns gebracht?« Er ballte kampfbereit die Fäuste.
    Der Mann blieb stehen, offenbar unbeeindruckt von der Drohung. »Ich bin Mr Pound. Und dass ihr hier seid, habt ihr nicht mir zu verdanken. Dafür hat ganz allein der Professor gesorgt.«
    »Wer?«, fragte Peter.
    Der zweite Mann kam humpelnd über die Wiese. »Glaub ihm kein Wort, Peter.« Seine Stimme hatte etwas Spinnwebhaftes, und er roch nach altem Lebkuchen. »Mr Poundist viel zu bescheiden. Es ist keineswegs allein mein Verdienst … nur zum größten Teil.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Peter erneut. »Und woher wissen Sie meinen Namen?«
    Der alte Mann lachte leise. »Ich bin Professor Cake. Das hier ist meine Insel. Und ich weiß noch eine ganze Menge mehr als deinen Namen, Peter Nimble.«

5. Kapitel
    ♦
    PROFESSOR CAKES
SORGENSEE

    P eter wachte vom Pfeifen eines Wasserkessels auf. Er lag in einer Hängematte aus Gras, die sanft im Wind schaukelte. Er war sauber und trocken. Jemand hatte ihm die goldenen Augen herausgenommen und ihm eine frische Binde um den Kopf gewickelt. Auch seine zerrissenen, nassen Kleider waren gegen neue ausgetauscht worden. Sie sahen genauso aus wie seine alten Lumpen, waren aber

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