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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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senkte und am Inhalt der Kiste schnupperte. Vorsichtig nahm es erst ein Eigelb und dann noch eins zwischen die Zähne und legte sie in Peters ausgestreckte Hand. Dann trat es hinter ihn und zupfte die Binde von seinen Augen.
    »Tut mir leid«, sagte er, »aber ich verstehe immer noch nicht, was du willst.«
    Er streckte die Hand zur Seite aus in der Hoffnung, dass das Zebra ihm weitere Hinweise geben würde, doch das Tierwar spurlos verschwunden. »Hallo?«, sagte er und drehte sich um. Er lauschte, ob er ein Schnauben oder Hufgeklapper hören konnte, doch da war nichts – nur die beiden geheimnisvollen Eigelbe in seiner Hand. Er rollte sie zwischen seinen Fingern hin und her; irgendetwas an ihrer Größe und Beschaffenheit war ihm seltsam vertraut. Er drückte die Nase an ihre warme Haut. »Ich kenne diesen Geruch«, murmelte er vor sich hin. »Aber woher?«
    In dem Moment hatte Peter das, was Ärzte heutzutage einen »Flashback« nennen. Das ist ein modischer medizinischer Ausdruck und bedeutet, dass man sich ganz plötzlich an Dinge aus seiner Vergangenheit erinnert. Peter schnappte nach Luft, und sein ganzes Wesen war auf einmal erfüllt von Gerüchen und Geräuschen aus einer fernen Zeit. Er erinnerte sich an Schreie und bedrohliches Gebrüll. Er erinnerte sich, wie er in ein Körbchen gepackt wurde. Er erinnerte sich, dass er zwei genau solche Eigelbe besessen hatte, bevor sie ihm aus den Höhlen gehackt worden waren.
    »Es sind Augen «, sagte er. Verwirrt ließ er sich auf die Erde sinken. War das möglich? Es wäre doch zu schön, um wahr zu sein, wenn ein blinder Junge ausgerechnet eine Kiste mit Augen stahl. Drei Paar, die anscheinend nur auf ihn gewartet hatten. Aufmerksam untersuchte er jedes Paar, und nun merkte er auch, dass es winzige Unterschiede in der Größe und dem Gewicht gab. Das erste Paar war aus feinstem Goldstaub gepresst. Das zweite war aus glattem schwarzem Onyx geschliffen. Und das letzte Paar bestand aus zwei unbearbeiteten Smaragden – den reinsten Edelsteinen, die er je berührt hatte.
    Peter nahm die goldenen Augen in die Hand und spürte, wie sein Herz schneller schlug. Dieses Paar hatte das Zebrafür ihn ausgewählt. Das Tier hatte ihm gesagt, was er tun sollte.
    Der Junge holte tief Luft und wartete, bis seine Hände aufhörten zu zittern. Dann schob er die beiden Augen vorsichtig in ihre Höhlen.
    Er blinzelte.
    Und dann löste Peter Nimble sich in Luft auf.

4. Kapitel
    ♦
    SIR TODE UND
DIE VERTRAUTE STIMME

    I m nächsten Moment fand Peter sich unter Wasser wieder. Dieser Umgebungswechsel erwischte ihn so unvorbereitet, dass er nach Luft schnappte, stattdessen jedoch eine ordentliche Portion salziges Meerwasser in den Mund bekam. Er zappelte mit Armen und Beinen, um sich in eine Richtung fortzubewegen, von der er inständig hoffte, dass es die richtige war. Als er mit dem Kopf schließlich die Oberfläche durchbrach, hörte er zwei Geräusche: erstens das donnernde Rauschen fallenden Wassers und zweitens eine vielstimmige Sinfonie aus klirrendem Glas. Blindlings tastete er um sich, um etwas zu finden, das ihn über Wasser halten würde. Mit der einen Hand stieß er gegen etwas Kleines, Hartes. Eine Glasflasche. Als er mit beiden Armen hin und herruderte, fühlte er lauter Flaschen in allen Größen und Formen, die um ihn herum im Wasser trieben. Wo war er? Strömungen zerrten an seinen mageren Beinen und versuchten, ihn wieder in die Tiefe zu ziehen. Hustend und spuckend bemühte er sich, den Kopf über Wasser zu halten. »Hilfe!«, rief er, so laut er konnte. »Ist da jemand? Hilfe!«
    Wie ihr euch sicher schon gedacht habt, konnte Peter nicht sehr gut schwimmen. Seine wenigen Begegnungen mit dem Wasser hatten ihn gelehrt, sich möglichst davon fernzuhalten. Er versuchte zu begreifen, wie er in diese schreckliche Situation gekommen war. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er sich ein Paar goldene Augen eingesetzt hatte. Dann – Puff! – war er plötzlich hier im tiefen Wasser gewesen, umgeben von Hunderten klirrenden Glasflaschen.
    Und jetzt würde er sterben.
    Für einen Dieb ist der Tod sozusagen ein Berufsrisiko. Peter hatte mehr als einmal den Tod vor Augen gehabt, sei es durch den Galgen oder durch einen Wachhund. Doch der Gedanke, jetzt zu ertrinken, erfüllte ihn mit Traurigkeit. Kaum hatte er die Kiste mit den Augen entdeckt, sollte er sie schon wieder verlieren. Und er hatte noch nicht einmal Gelegenheit gehabt, die beiden anderen Paare

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