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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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damal kurz mit dem Lappen drüber. Jetzt ist sie wieder wie neu!«
    Er tastete das Schloss nach Kratzern ab. »Sie haben sie aber nicht geöffnet, oder?«
    Die Frau lachte und wedelte schelmisch mit dem Finger. »Oho, sehr witzig, Sir! Sie hat ein Schloss an der Vorderseite, und die Dinger kriegt niemand auf. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum Sie so eine Kiste überhaupt aufbewahren, wo Sie sie doch gar nicht öffnen können.«
    Peter verstand zwar nicht so ganz, wovon sie redete, hielt es aber für klüger, nicht mit ihr zu streiten. »Ich habe einen Schlüssel«, erklärte er.
    »Schlüssel?« Sie zupfte ein paar schief hängende Blätter von einem Feigenbaum in der Ecke. »Ist das wieder eins von Ihren komischen Wörtern? Sie müssen aus einem sehr merkwürdigen Land kommen, Mr Justice Trousers«, sagte sie und schnalzte mit der Zunge.
    Mit dieser Frau zu reden machte seine Kopfschmerzen noch schlimmer, aber Peter beschloss, ihr trotzdem ein paar Fragen zu stellen, um ein wenig mehr über seine derzeitige Situation herauszubekommen. »Wo sind wir? Was ist das für ein Haus?«
    »Das ist kein Haus, mein werter Herr, das ist ein Palast .« Sie seufzte. »Der perfekteste Palast der Welt!«
    »Und wie lange bin ich schon hier? In diesem Palast?«
    »Nun, als ich Sie fand, lagen Sie mitten in meinem Hof und bluteten wie ein Springbrunnen«, flötete sie. »Ich habe Sie mit hineingenommen, Ihre Wunden verbunden und Sie zum Schlafen in dieses Bett gelegt. Drei Tage später sind Sie aufgewacht und haben sich vorgestellt. Erinnern Sie sich daran? Danach haben sie noch mal zwei Tage geschlafen, und – tada! – jetzt stehen wir hier!«
    »Ich bin also seit fünf Tagen hier?«, fragte Peter nach mühsamem Rechnen.
    »Nein, erst drei Tage und dann zwei Tage . Fünf ist etwas völlig anderes … glaube ich.«
    »Und Sie sind sicher, dass ich allein war?« Peter machte sich allmählich große Sorgen um Sir Tode.
    »Allein wie ein Ananasbonbon«, sagte sie.
    Der Junge ließ den Kopf hängen. Sein Freund hatte es nicht über die Schlucht geschafft. Allem Anschein nach kämpfte Sir Tode immer noch in der schrecklichen Schlacht, und das war ganz allein seine Schuld. Bei dem Gedanken verspürte er einen bohrenden Schmerz, eine Mischung aus Einsamkeit und Schuldgefühlen.
    »Wo wir gerade von Ananasbonbons sprechen«, fuhr Mrs Melasse fröhlich fort. »Haben Sie Hunger?«
    Obwohl Peter viel zu bekümmert war, um etwas zu essen, antwortete sein Magen mit einem langen, lauten Knurren. »Klingt ganz so«, sagte er verlegen.
    Mrs Melasse klatschte vergnügt in die Hände. »Oh, wunderbar! Dann kommen Sie mal mit, Mr Trousers. Ich habe eine Überraschung für Sie!«
    Peter und Mrs Melasse eilten durch lange Gänge und über endlose Treppen, die alle nach frischer Seife rochen. Überall rechts und links waren Türen, die zu den privaten Räumen jedes Bürgers führten. »Sehen Sie nur, wie makellos sauber die Gänge sind!«, sagte sie immer wieder und deutete schwungvoll um sich. »Der König sorgt höchstpersönlich dafür, dass sie jeden Abend geschrubbt werden!« Peter hatte die Lumpen vom Kopf genommen und trug nur noch seine übliche Binde über den leeren Augenhöhlen. Falls Mrs Melasse die Veränderung bemerkte, sagte sie nichts dazu.Peter sprang immer wieder von einer Seite zur anderen und versuchte, sich so viele Einzelheiten wie möglich einzuprägen. Hier liefen eine Menge Leute herum, und alle rochen gut und klangen fröhlich. Alle paar Schritte blieb Mrs Melasse stehen, um ihren Gast einem weiteren Nachbarn vorzustellen. »Juhu, Mr Bonnet! Das ist mein neuer Freund, Mr Trousers … Ich habe ihn halb tot in meinem Hof gefunden!«
    »Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen, Sir!«, rief der Angesprochene und schüttelte Peter schwungvoll die Hand. »Wir freuen uns immer über Besucher hier im Palast!« Darauf folgte jedes Mal eine kurze Pause und dann: »Genau genommen sind Sie der erste Besucher hier … aber trotzdem freuen wir uns, dass Sie da sind!«
    Irgendwann kamen sie zu einem Abschnitt, der leicht anstieg und dann wieder abfiel, und Peter vermutete, dass es eine Brücke war. Sir Tode hätte ihm alles genau beschrieben, aber der war ja nicht mehr da. Voller Scham erkannte der Junge, dass ihm zuvor gar nicht klar gewesen war, was er an seinem Freund hatte. Sir Tode hatte versucht, ihn vor der Hinterhältigkeit der Diebe zu warnen, aber Peter hatte nicht auf ihn gehört. Im Gegenteil, er hatte ihn wie ein lästiges

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