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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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wie mein Rätsel endet? Jede der trällernden Stimmen wurde von einem leisen Klirren begleitet, dass seine Ohren nicht identifizieren konnten. Er beschloss, das Geräusch nach dem Essen genauer zu erforschen. Jetzt, wo er das Festmahl riechen konnte, das vor ihm schwamm, verlangte sein Magen nach seinem Recht.
    Peter setzte sich und füllte seinen Teller. Doch bevor er einen Bissen essen konnte, ergriffen Mrs Melasse und eine Frau namens Mrs Sunshine, die rechts und links neben ihm saßen, seine Hand. Alle am Tisch hoben die Arme und sagten im Chor: »Lang lebe der König!« Die Vögel schlossen sich ihnen an, wenn auch nicht mit derselben Begeisterung.
    Lang lebe der König! Die Worte brachten Peter ins Grübeln. Irgendwie kamen sie ihm bekannt vor. War das nicht der Schlachtruf der Raben in der Bußwüste gewesen? Aber irgendwie klang es anders, so wie Mrs Melasse und ihre Freunde es sagten.
    Das Essen duftete genauso, wie Mrs Melasse es beschrieben hatte: absolut perfekt. Die Lakritzpfannkuchen waren dick und weich. Das Eichenkotelett war gut abgehangen und saftig. Zum Trinken gab es Becher voll flüssiger Sahne. Ein solches Festmahl hatte Peter sich nicht einmal in seinen wildesten Träumen vorgestellt. Doch bei jedem Bissen schmeckte er einen Hauch erdiger Bitterkeit unter der Oberfläche. Und so viel er auch trank, es gelang ihm einfach nicht, den unangenehmen Geschmack hinunterzuspülen. Doch immerhin war es etwas zu essen, und sein Magen freute sich über die Zuwendung.
    Peter nahm sich immer wieder nach und lauschte derweil auf die Gespräche um ihn herum. Nach allem, was er aufschnappte, schien sich der gesamte Palast jeden Abend zu einem solchen Mahl zu versammeln. »Ohne ein Festmahl zum Abschluss wäre der Tag doch einfach nicht perfekt, oder?«, sagte Mrs Melasse und betupfte sich den Mund mit einer Serviette.
    Allmählich fand Peter auch, dass dieser Ort einfach perfekt war. Alle waren höflich, fröhlich und gut genährt. Er gewöhnte sich sogar schon daran, dass die Leute ihn »Sir« nannten. Er dachte daran, wie viel schöner sein Leben gewesen wäre, wenn jemand wie Mrs Melasse ihn adoptiert hätte und nicht der gemeine Mr Seamus. Der ganze Palast schien geradezu ein wahr gewordener Traum zu sein … Aber irgendetwas stimmte nicht. Genau wie bei dem Essen spürte er etwas hinter all der Sauberkeit und Munterkeit, das ihm nicht behagte.
    In dem Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Klonggg ! , das durch den ganzen Saal hallte und den Boden erbeben ließ. »Schlafenszeit! Schlafenszeit!«, schrien die Leute, ließen Becher und Gabeln fallen und sprangenaugenblicklich von ihren Stühlen auf. In ihren Stimmen lag unüberhörbare Angst.
    Klonggg ! Wieder erschallte der Ton, und diesmal erkannte Peter, dass es die Glocke einer Standuhr war, nur viel, viel größer als die, mit der er aufgewachsen war. Immer wieder schlug die Glocke so laut, dass die Teller und das Besteck klirrten. »Was ist los?«, fragte er, als Mrs Melasse ihn von seinem Stuhl zerrte. »Wer räumt denn hier auf? Und was ist mit dem Nachtisch?«
    »Keine Zeit für Fragen!« Sie schob ihn durch das Gedränge. »Wir müssen nach Hause zum Türen-Zu!«
    Trotz ihres Umfangs war die Frau erstaunlich schnell, und Peter hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Er versuchte sie zu bremsen, doch es war zwecklos. Mit jedem Glockenschlag wurden sie und die anderen panischer, und der perfekte Palast verwandelte sich in einen Hexenkessel.
    Mrs Melasse lief um eine Ecke, stieß Peter in ihre Wohnung und stürzte hinterher. »In Sicherheit!« Keuchend und zitternd schlug sie die Tür zu. »Beim Türen-Zu darf man niemals herumtrödeln, sonst …« Sie verstummte, so sehr schnürte ihr die Angst die Kehle zu.
    »Sonst was?«, fragte er sanft.
    Mrs Melasse schluckte und riss sich zusammen. »Sonst kriegen Sie nicht genug Schlaf, Mr Trousers!« Sie strich ihre Schürze glatt und steckte sich ein paar herausgerutschte Haarsträhnen fest. »So, und jetzt ab ins Bett!«
    Peter wusste, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Wie alle Erwachsenen beging Mrs Melasse den Fehler anzunehmen, dass die Leute einfach glaubten, was man ihnen sagte. Doch gerade Peter hatte ein sehr feines Ohr für falsche Töne, und in diesem Moment klang Mrs Melasses munterer Ton so falsch wie nur irgendetwas.
    Er folgte ihr ins Gästezimmer. Die mächtige Glocke schlug immer noch. »Meine Güte«, sagte er mit Unschuldsmiene, »das muss ja wirklich eine große Uhr sein.«
    »Uhr?«,

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