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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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sagte sie verwirrt. »Ach so! Sie meinen die Schlafenszeit-Glocke. Darüber machen Sie sich mal keine Gedanken. Das ist bloß ein bisschen von der Magie des Königs, die uns hilft, rechtzeitig nach Hause zu kommen.« Die Erklärung verwirrte den Jungen. Er hatte noch nie gehört, dass eine Uhr etwas mit Magie zu tun hatte. Die Frau half ihm ins Bett und wechselte dabei das Thema. »Puh, bin ich satt! War das nicht ein perfektes Abendessen?«
    Die Schlafenszeit-Glocke schlug noch ein letztes Mal, dann hörte Peter ein mechanisches Grummeln und rasseln und Klicken wie von einem Uhrwerk, das überall um sie herum war, hinter den Wänden, unter dem Fußboden und über der Decke. Es war, als würde der Stein lebendig. Mrs Melasse hantierte einfach fröhlich weiter, ohne die bebenden Pflanzen und Möbel zu beachten.
    Das Grummeln hörte ebenso plötzlich wieder auf, wie es begonnen hatte, und endete mit einem Schkrrr – KLACK! Das Geräusch kannte Peter: Außen an Mrs Melasses Wohnungstür war ein mächtiges Bolzenschloss eingerastet. Und überall entlang des Gangs hörte er das Klacken von Dutzenden weiteren Schlössern. Irgendwie verschloss das Uhrwerk sämtliche Türen im Palast.
    Endlich herrschte wieder Ruhe. Mrs Melasse zupfte noch ein letztes Mal an Peters Decke und summte leise das Vogellied vom Abendessen:
    Das perfekte Ende von einem perfekten Tage.
    Wir lieben unseren König – keine Frage!
    »So, alles bestens!«, sagte sie und strich Peter über den Kopf. »Und morgen beginnt das Ganze wieder von vorn. Ist das nicht wunderbar?« Sie blies die Kerze aus und verschwand in ihr eigenes perfektes Schlafzimmer.

15. Kapitel
    ♦
    EINE PLAUDEREI MIT PICKLE

    K eine zehn Minuten nachdem Mrs Melasse das Licht ausgemacht und sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hatte, entdeckte Peter, was den Leuten beim Abendessen solche Angst eingejagt hatte.
    In dem Palast war ein Ungeheuer.
    Er konnte es draußen auf dem Gang hören. Es bewegte sich mit einem schrecklichen Scharren, Klirren und Schlurfen, das unaufhörlich in den Gängen widerhallte. Und seine Stimme war sogar noch schlimmer – ein hohles, unheimliches Wimmern, bei dem Peter einen Knoten im Magen und eine Gänsehaut auf den Armen bekam. Er lauschte, die Decke bis zur Nasenspitze gezogen. War das der Grund für seine Reise? Das, wovor er die Leute retten sollte?
    Was Peter sogar noch mehr beunruhigte als die gruseligen Geräusche dort draußen, war die Tatsache, dass Mrs Melasse im Zimmer nebenan tief und fest schlief. Es war vollkommen unmöglich, dass sie das schreckliche Ungeheuer vor ihrer Tür nicht hörte. Dennoch lag sie friedlich träumend in ihrem perfekt gemachten Bett. Er nahm an, dass man sich mit der Zeit an alles gewöhnen konnte, selbst an dieses Knurren und Stöhnen und rasseln und Jaulen . Doch ihn beschäftigten viel zu viele Fragen, als dass er auch nur ans Schlafen denken konnte. Er beschloss, ein wenig nachzuforschen. Die extremen Sicherheitsvorkehrungen des Königs ließen darauf schließen, dass das Ungeheuer äußerst gefährlich war, denn sonst wären die mächtigen Schlösser nicht nötig. Wenn ich doch bloß meinen Angelhaken hätte , dachte er zum hundertsten Mal in dieser Nacht. Er hatte sein Zimmer schon nach etwas abgesucht, das eventuell als Waffe herhalten könnte, doch das Einzige, was er fand, war ein Kissen zum Werfen.
    Peter klemmte sich die Kiste mit den magischen Augen unter den Arm und schlich in den Flur. Als er bei der Wohnungstür ankam, kniete er sich hin und hielt das Ohr daran. Durch das Metall konnte er Hunderte schlurfende Schritte hören. War es ein riesiger Tausendfüßler? Nein, jetzt erkannte er, dass das, was er für eine einzige schaurige Stimme gehalten hatte, in Wirklichkeit ein ganzer Chor war – Dutzende von Stimmen, die ächzten, stöhnten und keuchten. Geduldig wartete er, bis das oder die Ungeheuer um die Ecke verschwunden waren, dann machte er sich an die Arbeit.
    Für Peter war ein gewöhnliches Bolzenschloss zwar nicht gerade ein Kinderspiel, aber durchaus kein ernstzunehmendes Hindernis. Doch das Schloss an Mrs Melasses Wohnungstürwar alles andere als gewöhnlich. Der Schließmechanismus bestand aus dreifach gehärtetem Stahl und war zusätzlich durch Zahnräder im Türrahmen verstärkt. »Wer baut denn eine Tür, die nur von außen verschlossen werden kann?«, fragte er sich leise. Seit er in dem Palast aufgewacht war, redete er immer öfter mit sich selbst. Bei manchen Leuten ist das

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