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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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möglicherweise ein Zeichen von Verrücktheit, aber bei Peter war es eher ein Zeichen von Einsamkeit.
    Er wusste, dass er die Tür ohne sein Werkzeug nicht aufbekommen würde, und das bedeutete, dass er einen anderen Weg nach draußen finden musste. An der vorderen Wand gab es keine Fenster, aber er bemerkte, dass unter der Schlafzimmertür von Mrs Melasse ein leichter Luftzug hindurchwehte. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und schlüpfte hinein.
    Mrs Melasse lag schlafend in ihrem Bett. Peter hörte, wie sie den Kopf hin und her warf, als hätte sie einen Albtraum. »N-N-Nein«, stöhnte sie. »Gebt ihn mir zurück … Gebt ihn mir zurück!« Der Meisterdieb huschte durch das Zimmer und suchte nach dem Ursprung des Luftzugs. Der Windhauch kam von einer Gittertür, die auf einen kleinen Hof hinausging. Auf Zehenspitzen schlich er an Mrs Melasses Bett vorbei und trat nach draußen.
    Die Temperatur dort im Hof war angenehm – geradezu perfekt. Peter blieb stehen und genoss den Mondschein auf seiner Haut. »Das muss der Hof sein, wo Mrs Melasse mich gefunden hat«, sagte er zu sich selbst. Da er jetzt aus der parfümierten Wohnung heraus war, konnte er endlich seine Nase wieder benutzen. Genüsslich holte er tief Luft …
    Er konnte Sir Tode riechen!
    Peter lief zur Mitte des Hofs und drückte seine Nase an die kalten Steine. In den Ritzen war ein wenig getrocknetesBlut. Zum Teil stammte es von Peter, zum Teil von Sir Tode. »Wir haben es also beide hierhergeschafft«, flüsterte er, weil er sich kaum traute, seine Hoffnung laut auszusprechen. »Aber wo und wie sind wir getrennt worden?«
    Er suchte den Boden nach weiteren Spuren ab. Er ertastete ein paar abgeplatzte Stellen im Stein, dort, wo sie gelandet waren. Und er fand ein paar Rabenfedern, die bei ihrer Flucht anscheinend mitgekommen waren. Ein Stück weiter konnte er eine dritte Person riechen. Jemand hatte sich an sie herangeschlichen. Dieser Fremde roch schmutzig, sogar noch schlimmer als die Gefangenen der Bußwüste. Peter folgte der Spur, um zu rekonstruieren, was geschehen war. Der Fremde hatte versucht, Peters Diebessack zu stehlen, aber es hatte einen Kampf gegeben, vermutlich weil Sir Tode darin gewesen war. Doch der Fremde war schneller gewesen und hatte es geschafft, den Ritter festzuhalten. Dann war er weggelaufen … aber wohin? Peter folgte dem Geruch, konnte jedoch nicht herausfinden, wohin der Entführer geflohen war. Es war, als hätten sich Sir Tode und der Fremde einfach in Luft aufgelöst.
    Irgendwo in der Ferne ließ ein drohendes Knurren die Luft erbeben. Peter wurde von einer neuen Furcht gepackt – womöglich hatte eines dieser Ungeheuer seinen Freund in den Fängen. Wenn dem so war, konnte er nur hoffen, dass die Kreatur Sir Tode fürs Erste am Leben hielt. Dann gab es vielleicht noch eine Chance, ihn zu retten.
    Er lief zu der niedrigen Mauer, die den Hof umgab. Der heulende Wind verriet ihm, dass es dahinter steil bergab ging. Er warf einen Kieselstein über den Rand und lauschte, während er fiel und fiel und fiel. »Anscheinend liegt dieser Palast an demselben Abgrund wie die Bußwüste«, murmelte er. »Nur auf der anderen Seite.«
    »Na klar«, erwiderte eine Stimme.
    Peter fuhr herum und ballte die Fäuste. Die Stimme war so leise, dass selbst seine unglaublich feinen Ohren nicht ausmachen konnten, woher sie kam. »Wer spricht da?«, fragte er.
    »Dreimal darfst du raten! Und jetzt nimm deinen dämlichen Fuß da weg, damit ich weiterkrabbeln kann.« Peter ging in die Hocke und tastete am Fuß der Mauer entlang. »He, Finger weg, du Trampeltier!«, rief die Stimme.
    Peter hob einen winzigen Käfer auf, der sich in einer Ritze zwischen den Steinen versteckt hatte. »Du warst das, nicht wahr? Du bist ein sprechender Käfer!«
    »Kluges Kerlchen«, sagte der Käfer. »Wie bist du bloß darauf gekommen?«
    Peter war noch zu jung, um zu verstehen, dass der Käfer – der ziemlich ungehalten darüber war, dass Peter ihn gegriffen hatte – sich über ihn lustig machte. »Ich habe nur gelauscht, woher deine Stimme kam«, erklärte der Junge. »Ich habe sehr feine Ohren.«
    »Na, herzlichen Glückwunsch. Willst du jetzt vielleicht ’ne Belohnung dafür, oder was? Ich laufe auch nicht rum und packe dich einfach mit meinen Kneifern, also sei gefälligst so gut und setz mich wieder ab , verstanden?«
    »Tut mir leid. Es ist nur so, ich kenne mich hier nicht aus, und ich suche meinen Freund. Ich glaube, er ist von einem Ungeheuer

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