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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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entführt worden.«
    »Klar, den hab ich gesehen«, sagte der Käfer. »So ’n großer hässlicher Kerl in einem Sack, den sich ’n paar andere große hässliche Kerle geschnappt haben. War ’n ganz schöner Kampf. Jede Menge Gefauche und Geflatter und so – hab schon gedacht, gleich zertrampeln sie mich.«
    Peter zog es den Magen zusammen, als er seine schlimmstenBefürchtungen bestätigt sah. »Was ist passiert?«, fragte er besorgt. »Wohin sind sie gegangen?«
    »Also, weißt du, mir ist das ziemlich egal, was ihr Großen so treibt. Sobald ich außer Trittweite war, hab ich mich einfach wieder an die Arbeit gemacht. Und das tu ich jetzt auch – Tschüss!« Und damit hüpfte der mürrische Käfer von Peters Hand und lief davon.
    Peter stand wieder auf. »Tja, das war ein vollkommen nutzloses Gespräch«, sagte er mit einem Seufzer. Es gibt auf dieser Welt eine wunderbare Sache namens »Voraussicht«. Das ist eine besonders wertvolle Gabe, weil sie einem erlaubt, in die Zukunft zu sehen. Die meisten Leute mit Voraussicht erlangen große Macht, und viele von ihnen werden berühmte Herrscher oder Bibliothekare. Leider besaß Peter (der ja nur ein zehnjähriger Junge war) diese Gabe nicht, und so ging er weiter, ohne zu ahnen, dass seine zufällige Begegnung mit einem mürrischen Insekt große Verwandlungen auslösen würde.
    Nach dem unerquicklichen Gespräch mit dem Käfer überlegte Peter, ob sich die Mühe lohnte, nach einem freundlicheren, aufmerksameren Tier Ausschau zu halten, das er befragen konnte. Ihm fielen die kleinen Vögel wieder ein, die während des Abendessens im Speisesaal gesungen hatten. Vielleicht konnten sie ihm etwas über die Ungeheuer erzählen? Und vielleicht sogar über Sir Tode? Er griff nach der Kiste mit den magischen Augen und versuchte zum Hauptgang zu gelangen.
    Mrs Melasses Hof hatte keinen Zugang zum eigentlichen Palast, aber es gelang Peter ohne Mühe, die mit Efeu bewachsene Mauer hinaufzuklettern. Wenig später stand er auf einer offenen Brücke, die ihn, wenn er sich richtig erinnerte, direkt in den Palast führen würde. Er nahm denselbenWeg wie einige Stunden zuvor, wobei er sorgsam darauf achtete, den Ungeheuern nicht zu nahe zu kommen. Immer wieder hörte er sie in den Gängen um ihn herum – erst ein lautes Knallen, dann ein hundertfaches grausiges Stöhnen. Für Peter klang es, als bewegten sie sich ebenfalls auf den Speisesaal zu. »Dann sollte ich mich wohl besser beeilen«, murmelte er und verdoppelte sein Tempo.
    Schließlich kam er zu dem breiten Durchgang, der in den Speisesaal führte. Er sprintete los, doch auf halbem Weg stieß er mit voller Wucht gegen ein Eisengitter. Er stürzte hintenüber und ließ die Kiste mit den magischen Augen fallen, die krachend auf den Stein schlug. Benommen richtete er sich wieder auf und streckte die Hand aus. Das Hindernis, das zuvor nicht dagewesen war, gehörte zu einer Art Tor, das den Speisesaal vom Rest des Palastes abtrennte. Peter strich mit den Fingern über den Rand. Allem Anschein nach wurde dieses Tor von demselben Uhrwerk kontrolliert, das auch Mrs Melasses Wohnungstür verschlossen hatte.
    Obwohl Peter überaus schlank und beweglich war, wusste er sofort, dass die Lücken zwischen den Stangen zu schmal waren, um hindurchzuklettern. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren – er konnte förmlich riechen , dass sein Ziel nur noch ein paar Schritte entfernt war. Er überlegte, ob er versuchen sollte, einen anderen Eingang zu finden, doch das erschien ihm zu gefährlich wegen der vielen Ungeheuer, die hier umherschlichen. Peter hob die Kiste mit den Augen auf und fragte sich, ob sie ihm helfen konnten. Vielleicht konnte er die goldenen Augen benutzen, um sich auf die andere Seite transportieren zu lassen? Er klappte den Deckel auf, und seine Hand wurde wie von einem Magneten zu einem der Augenpaare gezogen. Er wollte danachgreifen, doch als seine Fingerspitzen die Oberfläche berührten, zuckte er erschrocken zurück.
    Das waren nicht die goldenen Augen.
    Peter schluckte und griff erneut in die Kiste. Wieder wurde seine Hand zu demselben Paar gezogen. Er strich über ihre glatte, kühle Oberfläche, und ihn überlief ein Schauer der Angst. Es war eindeutig: Er sollte die schwarzen Augen benutzen.
    Wie ihr euch sicher erinnert, hatte Peters letztes Experiment mit diesem Augenpaar einen modrigen Geschmack in seinem Mund hinterlassen. Hätte Sir Tode ihm nicht den rettenden Schlag gegen den Kopf verpasst, wäre Peter mit

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