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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Auxier
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an seiner Hose ab. »Jede Nacht zerren die Ungeheuer sie durch den Palast und zwingen sie, jeden Zentimeter zu schrubben.«
    Ungeheuer? Peter horchte auf. Das klang so, als würden die Kinder von den Affen sprechen, denen er begegnet war. »Ihr meint die Nachtpatrouille?«
    Die Prinzessin zuckte die Achseln. »Von mir aus nenn sie die Nachtpatrouille, aber für uns sind sie einfach Ungeheuer. Wenn du oft genug mit ansehen musstest, wie deine Freunde bei lebendigem Leib gefressen werden, verzichtest du auf solche Formalitäten.«
    Peter gab sich Mühe, ihrer Geschichte zu folgen, aber er bekam noch nicht alle Teile zusammen. »Es gibt also einen unrechtmäßigen König, der das Königreich unter seine Herrschaft gebracht hat und einen Haufen Leute dazu zwingt, seine Sklaven zu sein … Wie seid ihr fünf denn entkommen?«
    »Simon hat uns gerettet«, antwortete Peg. »Er war der Leibwächter meines Vaters.«
    »Einst waren wir viele Raben«, sagte Simon ernst. »Jetzt bin ich als einziger übrig.«
    Ein Rabe . Peter erstarrte, als ihm klar wurde, dass der Vogel, der keine Armeslänge von ihm entfernt saß, zu demselben Stamm gehörte, der Alter Scabbs ermordet hatte.
    »Nachdem die Prinzessin in die Tunnel gebracht worden war«, fuhr Simon fort, »habe ich sie gesucht und die Schlösser ihrer Fesseln aufgepickt. Dasselbe habe ich auch für die anderen Kinder getan, bis mein Schnabel nicht mehr picken konnte.« Der alte Vogel wusste, dass Blinde mit ihren Händen »sehen«, und hüpfte näher, damit Peter ihn berühren konnte. Der Junge wich zurück, streckte dann jedoch vorsichtig die Hand aus. Dort, wo ein Schnabel sein sollte,ertastete Peter nur einen zerfetzten Stumpf. Er dachte daran, wie schwer es für dieses stolze Wesen sein musste, so verstümmelt zu sein. Das war ungefähr so, als würde er seine Finger verlieren. »Es ist nicht so schlimm«, sagte Simon. »Ich wünschte nur, ich hätte auch die anderen Kinder befreien können.«
    »Moment mal – die Gefangenen sind alle Kinder ?«, fragte Peter.
    »Jeder Einzelne von ihnen«, antwortete Peg. »Das war das Erste, was mein Onkel getan hat, als er die Herrschaft übernahm.«
    Die Fehlenden . Plötzlich ergab das, was das Spatzenmädchen Peter im Speisesaal erzählt hatte, einen Sinn. Pickle hatte ihn gefragt, was in dem Palast fehlte. In dem Moment hatte er die Antwort nicht gewusst, aber jetzt begriff er. »Da waren nirgends Kinder«, sagte er. »Das war es, was mich beim Abendessen so irritiert hat. Alles war so sauber und ordentlich und hübsch, aber es war irgendwie zu perfekt.«
    »Entschuldigt bitte, wenn ich begriffsstutzig klinge«, sagte Sir Tode, »aber warum sollte ein König Angst vor kleinen Kindern haben?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Scrape. »Weil wir es nicht mögen, wenn man uns rumkommandiert!«
    Simon keckerte amüsiert. »Du bist näher an der Wahrheit, als du denkst, Scrape. König Incarnadine hat sofort erkannt, wie gefährlich ihr seinen Plänen werden könntet. Erwachsene lassen sich leicht einschüchtern und täuschen, aber Kinder sind da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Er wusste, dass ein Königreich voller Kinder niemals einen unrechtmäßigen Herrscher akzeptieren würde.« Der Rabe hatte vollkommen Recht. Wir ihr wisst, sind Kinder (im Gegensatz zu Erwachsenen) viel zu schlau, um sich von Betrügernaustricksen zu lassen – was im Übrigen erklärt, warum sie bösen Stiefmüttern und Vertretungslehrern misstrauen.
    Simons Worte erinnerten Peter an eine Geschichte, die er einmal gehört hatte und in der es um ein Kind und einen nackten Kaiser ging. Er konnte sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern, aber er wusste noch, dass sie ziemlich lustig gewesen war und viel Wahres enthalten hatte. Erwachsene lassen sich viel öfter etwas vormachen als Kinder. Als er hörte, wie ein Erwachsener, auch wenn es ein gefiederter war, mit solcher Hochachtung von Kindern sprach, musste Peter an Professor Cake denken. Es viel ihm schwer, das zuzugeben, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er Simon ebenso vertrauen konnte, obwohl er ein Rabe war.
    Giggle seufzte. »Bald danach vergaßen unsere Eltern, dass es uns je gegeben hatte. Der König nahm allen die Namen weg, damit sie sich nicht daran erinnern konnten, was er getan hatte … Deshalb heißen wir alle so seltsam.«
    »Außer der Prinzessin«, sagte Scrape mit leiser Ehrfurcht. »Sie hat an ihrem richtigen Namen festgehalten. Deshalb ist sie immer noch eine Prinzessin.«
    Hätte Peter

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