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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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gepolsterten Hockern dicht am Feuer. Die anderen standen in Trauben im Raum herum, sprachen mit den Höflingen, warteten darauf, dass die Königin die Unterhaltung des Abends verkündete. Lady Margaret saß auf der anderen Seite des Kamins und las ein Buch.
    Die Königin saß in einer entfernten Ecke mit einem Mann beisammen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, der aber schlechte Laune zu haben schien. Er war ganz in schwarzen Samt mit einer schwarzen Satinschärpe gekleidet, aber sein Gesicht war wettergegerbt und sein Haar unmodisch kurz. Er sah weder wie ein Soldat aus, noch wie ein Ratgeber oder ein Höfling, und ich hatte noch nie jemanden bei Hofe Schwarz tragen sehen. Er und die Königin beugten sich in einem ernsten Gespräch dicht zueinander. Lord Robert warf ihnen hin und wieder einen Blick zu, während er selbst mit Lord Dearborn sprach.
    Lady Sarah sagte: » Cecilia, es gibt noch etwas anderes im Leben außer Tanzen.«
    » Ich denke, das weiß sie«, sagte Lady Jane verschlagen, und Lady Sarah brüllte vor Lachen. Ich verstand den Scherz nicht, und auch nicht Cecilias scharfe Entgegnung.
    » Halt deine törichte Zunge im Zaum, Jane Sedley! Und du auch, Sarah!«
    » Und wer soll mich abhalten? Dein gelber Kavalier?«
    Ich versuchte, einen Witz zu machen, und sagte: » Grünes Holz brennt heißer als gelbes.«
    Lady Jane und Lady Sarah blicken sich gegenseitig an und brachen in noch größeres Gelächter aus, das immer ausgelassener wurde. Sie hielten sich den Bauch und grölten. Aus Cecilias Augen quollen Tränen. Sie sprang auf und rannte fort.
    Sie konnte nirgends hingehen, nur zur anderen Seite des Raumes. Ich folgte ihr, weil ich verwundert war, dass mein Ausspruch die anderen so zum Lachen gebracht hatte. Cecilia stand in einer leeren Fensternische, beugte sich über den samtbedeckten Sitz hinaus und drückte ihr Gesicht an das dicke Glas. Draußen fielen ein paar Flocken in den leeren Hof, außergewöhnlich spät für Schnee.
    » Lady Cecilia …«
    » Oh, lass mich zufrieden!«
    » Wenn ich etwas gesagt habe, das Euch beleidigt …«
    » Natürlich nicht! Was denkst du nur? Wieso sollte ich beleidigt sein?« Sie wirbelte so plötzlich zu mir herum, dass ich zurücktreten musste. » Ich habe keinen Kavalier, weder grün noch gelb noch hellorange!«
    » Ich weiß, dass Ihr keinen habt«, sagte ich. Eine Erinnerung stieg in mir auf: Prinz Rupert, der in der Tür ein finsteres Gesicht zog und verlangte, Lady Cecilia zu sehen.
    » Warum hast du dann gesagt, ich hätte einen?«
    » Das habe ich nicht! Ich habe einen Scherz gemacht … grünes Holz … es war nur ein Scherz.«
    » Es war nicht komisch.«
    » Ich weiß«, sagte ich demütig. » Bitte vergebt mir.« Ich machte mich daran, auf ein Knie zu sinken. Sie packte mich an der Hand und zog mich hoch.
    » Halt! Du darfst nicht vor mir knien, während die Königin im Raum ist! Aber daran hast du nicht gedacht, was?« Sie starrte mich an. » Du bist wirklich nur ein unwissender Wilder.«
    Mit einem Mal änderte sich ihre Stimmung, mit jener quecksilberartigen Schnelligkeit, die nun, wie mir verspätet klar wurde, etwas von Hysterie hatte. » Ich weiß! Ich werde dein Lehrer sein! Ich werde dir beibringen, wie man ein Höfling ist – die Laute zu spielen, zu würfeln, und … oh, alles Mögliche! Es wird eine großartige Unterhaltung sein!«
    » Meine Lady …«
    » Und wir fangen jetzt an! Mit der Laute! Komm!«
    » Wir können jetzt nicht«, sagte ich mit großer Erleichterung. » Die Königin ruft zum Tanz.«
    Königin Caroline hatte gerade ihren Musikanten einen Wink gegeben, die gehorsam in einer Ecke des Raumes warteten. » Den Jereier!«, rief sie. Die Hofdamen begannen eine Reihe zu bilden, die Herren eine weitere ihnen gegenüber. Jene, die nicht tanzten, sammelten sich hinten an den Wänden, und ich war bei ihnen. Der Narr der Königin tanzte nicht; nicht einmal Lady Cecilia wäre auf eine so verrückte Idee gekommen. Sie sprang fort, um sich der Reihe der Hofdamen anzuschließen, und der Tanz begann.
    Wie alle Hoftänze war er langsam, förmlich und ruhig. Er passte besser zur alten Königin als zu Königin Caroline. Ich erinnerte mich an die maskierten Betrunkenen, die am Abend vor der Hochzeit des Prinzen in die Küche gewirbelt waren, und wusste, dass in diesen Höflingen eine Wildheit verborgen lag, genauso wie in Cecilia. Es war beunruhigend. Aber weshalb führte Königin Caroline keine anderen, lebhafteren Tänze ein? Es gab sie; ich

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