Pfad der Seelen
war – mit den Hofdamen der Königin. Mit Lady Cecilia.
» Bist du wieder da, Roger? Offensichtlich schon. Und so gelb wie eh und je!« Und dann ihr perlendes Lachen, das stets höher und heller war als das Lachen der anderen Hofdamen der jungen Königin. Stets ging Lady Cecilia schneller, tanzte lebendiger, lächelte breiter und spielte die Laute mit mehr Leidenschaft, ehe sie ihrer müde wurde und sie beiseitewarf. Selbst ihre Nadel glitt rascher durch den teuren Stoff, wenn die Hofdamen nähten, obwohl die Ergebnisse oft sehr zu wünschen übrig ließen.
So verbrachten sie ihre Tage, wenn sie der Königin die Aufwartung machten: mit Nähen oder lautem Vorlesen oder Musik; oder sie folgten ihr auf Spaziergängen durch die verschiedenen Höfe innerhalb des weitläufigen Palastes. Wenn die Königin mit ihren » Staatsgeschäften« in der Audienzkammer zu tun hatte – jenem kleinen Anteil an Geschäften, den ihr die alte Königin zugestand –, wusste ich nicht, was die Hofdamen anstellten. Ich saß am Fuße des Throns der Königin und machte meine schwachen Witze, während die Zeit vorankroch.
Die Nächte waren eine ganz andere Angelegenheit.
Dann schlossen sich die Männer, die Höflinge in ihren grünen Seiden- und Samtgewändern und ihrem glänzenden Satin, der mit Juwelen besetzt war, den Hofdamen an. Auch Königin Caroline war dort, in der äußeren Kammer, die von Kerzen in einem großen, verzweigten Kandelaber erhellt wurde. Sie spielten alle Karten oder würfelten; sie tanzten zu Laute und Dudelsack und Flöten; sie übten und führten Maskenspiele vor. Sie tranken Wein und aßen gezuckerte Küchlein. Sie tändelten – wie sie alle tändelten! Offiziell standen die Hofdamen unter der Verantwortung von Lady Margaret, einer älteren Frau mit einem langen Pferdegesicht und traurigen, klugen Augen. Aber Lady Margaret konnte den Schwarm von jungen, hübschen, erlesen gekleideten Mädchen nicht von ihrem unaufhörlichen romantischen Geschwätz abhalten. Während die Königin manchmal ernsten Dingen nachging und allein in einer Fensternische oder neben einem warmen Feuer mit Lord Robert oder einem der älteren Männer sprach, waren die Hofdamen niemals ernst. Und Lady Cecilia am wenigsten von allen.
» Ja, meine Lady, ich bin nach wie vor gelb.« Wie es mich danach verlangte, in einem anderen Aufzug als mit meiner Narrenkappe und dem wilden gelb-grünen Hemd vor ihr zu erscheinen!
» Und nach wie vor ein Narr?«
» Ein Narr, der Euch folgen wird, meine Lady!«
» Das bist du!« Sie ließ ihr hohes, trillerndes Gelächter hören, nur war daran etwas falsch. Es war zu hoch, zu trillernd. Ihre Augen leuchteten zu sehr.
» Stimmt etwas nicht, meine Lady?«
» Weshalb sollte etwas nicht stimmen?«, sagte sie, und ihr Lächeln verschwand. Eine Sekunde später war es wieder da, viel zu breit. » Sei nicht frech!«
» Es tut mir leid, meine Lady.«
» Das sollte es auch!« Sie warf den Kopf herum, ihre großen grünen Augen glitzerten mich an, ihr kleines Kinn hob sich. Ich wusste, dass sie eigentlich nicht wütend war. Sie tändelte, wie sie es mit jedem männlichen Wesen getan hätte, das neben ihr saß, von einem Fischhändler bis hin zu Lord Robert. Und sie war so schön! Das Kerzenlicht flackerte auf ihrem Haar, und es glänzte in so vielen Brauntönen, dass ich sie nicht benennen konnte: Muskat, Molasse, Bronze, Zimt, etwas, das nahe an Gold herankam. Aber ihr Gesicht war zu blass.
» Wo sind heute Abend alle?«, fragte Lady Cecilia ungeduldig. » Die Kammer ist halb leer!«
» Ich weiß es nicht, meine Lady.« Auch mir war die Leere des Raumes aufgefallen. Jede Woche gab es weniger Höflinge in den Gemächern der Königin. Sie waren, wie ich vermutete, zu den Gemächern der alten Königin in jenem Teil des Palastes abgewandert, den ich noch nie gesehen hatte. Wagten es die Deserteure, Königin Eleanor die Aufwartung zu machen, während sie das Grün der jungen Königin trugen? Oder wechselten sie ihre Kleider zusammen mit ihrer Treue?
Cecilia sagte: » Wir haben kaum genug Leute, um zu tanzen! Ich will tanzen!«
» Aber Ihr müsst auf die Königin warten, damit sie einen Tanz befiehlt.«
» Natürlich, natürlich!« Ruhelos rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Es war kurz nach dem Abendessen, früh am Abend. Helle Feuer brannten in den beiden großen Kaminen an jedem Ende der Kammer. Lady Cecilia und ich saßen mit zwei weiteren der jüngsten Hofdamen, Lady Sarah und Lady Jane, auf
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