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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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andere Freunde … Männer mit Schwertern …«
    » Ich kann es keinem von denen verraten! Oh, um der lieben Güte willen, Sarah schaut schon herüber …«
    Cecilia ließ ihr trillerndes Gelächter hören. Sie rief laut: » Du hast gewonnen, du Schwein!« Sie schob die Silbermünze über den Tisch zu mir.
    Lady Sarah spazierte herüber und lächelte bösartig. » Also hat der Narr gewonnen! Wie gut, dass du nicht die gleiche Wette wie Jane hast, Cecilia. Denn Jane muss jetzt bezahlen.«
    Lady Jane erhob sich und warf den Tisch um, dann stampfte sie mit einem Fuß auf, der in einem Schuh mit hohen Absätzen steckte. Aber selbst ich konnte erkennen, dass ihr Ärger nicht echt war. Würde sie wirklich zulassen, dass sie ihre Unschuld durch ein Würfelspiel verlieren würde? Oder war Lord Thomas nicht der Erste?
    Die Königin, wie auch immer es um ihren eigenen Ruf bestellt war, würde dies nicht gutheißen. Keine der Königinnen.
    Die Höflinge, die derbe Witze rissen, scharten sich um Lady Jane und Lord Thomas. Lady Sarah drehte sich um, um zuzusehen. Ich spürte, wie mir eine weitere, größere Münze in die Hand geschoben wurde, und dann lief Lady Cecilia zu den anderen und rief dabei: » Jane! Ich werde deine Kammerdame sein!«
    Die Münze in meiner Hand war aus Gold.
    Ich steckte beide in die Tasche und schlüpfte aus der Tür der äußeren Kammer in die Audienzkammer. Wenn Cecilia auffiel, dass ich verschwand, ließ sie sich nichts anmerken. In meinem Alkoven zog ich den Vorhang zu und stand dort zitternd in der Dunkelheit. In dem kleinen Raum gab es weder Feuer noch Kerze. Aber für gewöhnlich hielt ich mich dort nur auf, wenn ich schlief, und Königin Caroline hatte mir drei warme Decken gegeben. Ich wünschte, ich könnte darunterkriechen und nie wieder hervorkommen.
    Was sollte ich tun?
    Ich konnte es nicht ertragen, Cecilia so unglücklich zu sehen. War sie krank, und dieser › Jungferntrunk‹ war ein Heilmittel für eine Krankheit? Aber weshalb sollte sie es dann nicht der Königin erzählen und um einen Arzt bitten? War der Trank aus irgendeinem Kraut, das vorübergehend – wenn auch nur vorgetäuschte – Heiterkeit schenkte? Solche Dinge gab es, das wusste ich. Aber Bier oder Wein würden genauso wirken, wenn man genug davon trank, und sie kosteten kein Goldstück. Ich hatte noch nie zuvor ein Goldstück gesehen.
    Was sollte ich tun?
    Bedächtig zog ich meinen grün-gelben Narrenanzug aus. Währenddessen wurde mir klar: Ich hatte Angst, allein in die Stadt zu gehen.
    Langsam zog ich meine alten, groben Hosen und die geflickten Stiefel an.
    Ich war ein Feigling.
    Ich zog das Hemd an, das mir Kit Beale geschenkt hatte.
    Ich war schon immer ein Feigling gewesen. Als ich trotz der Prügel bei Hartah geblieben war; als ich die Witwe Conyers darum angefleht hatte, mich bei sich zu behalten; als Königin Caroline mir mit Folter gedroht hatte, wenn ich ihr nicht zu Diensten war. Ein Feigling.
    Mit meinem Messer trennte ich ein Stück einer Decke ab, schnitt zwei Löcher hinein, damit eine Maske daraus wurde, und steckte sie mir in die Tasche. Ich zog meinen Umhang mit der Kapuze an, ein weiteres Geschenk der Königin.
    Ich würde hinaus in die Stadt gehen. Für Cecilia.

14
    Der Saal der Königin leerte sich allzu bald; die Lords und Ladys machten sich alle auf, um Lady Jane und Lord Thomas zu Bett zu bringen. Die ganze Angelegenheit entsetzte mich nach wie vor – eine Hofdame, die zuließ, dass man um sie spielte wie um eine Hure! An diesem Hof war so vieles anders, als ich es mir vage vorgestellt hatte. Selbst Königin Caroline – weshalb hatte sie sich so früh zurückgezogen? Wer war der übellaunige Mann in Schwarz, dessen Worte Ihre Gnaden so aufgeregt hatten?
    Ich kroch durch die verdunkelte Audienzkammer. Kurz bevor ich mit der Hand den Türknauf berührte, erkannte ich meinen Fehler. Grüne Wächter standen auf der anderen Seite. Wenn ich, der Narr der Königin, in gewöhnlichen Kleidern an ihnen vorbeiging, würde es die Königin innerhalb von zehn Minuten erfahren. Und ebenso, wie mir langsam dämmerte, jeder sonst im Palast, in dem es von Spionen nur so wimmelte. Wenn die Königin mich durchsuchen ließ, würde man die Goldmünze finden. Was war dann mit Cecilias Geheimnis?
    Ich ging zurück zu meinem Alkoven, zog wieder mein Narrengewand an, rollte meine alten Kleider fest in meinem Umhang zusammen und ging zurück durch die Audienzkammer. Diesmal öffnete ich die Tür.
    » Guten Morgen,

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