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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Unruhen, Euer Gnaden.«
    Die Königin fragte scharf: » Meine Kinder?«
    » Ich habe die Kinderzimmer bereits sichern lassen; die Prinzessin und ihr Bruder sind in Sicherheit. Aber Ihr müsst hierbleiben, bis meine Männer den ganzen Palast gesichert haben. In euren Privatgemächern wäre es noch besser.«
    Zum ersten Mal wurde mir klar, weshalb die Privatgemächer und wohl auch das Schlafgemach dahinter keine Fenster hatten.
    » Ich werde in meine Privatgemächer gehen«, sagte die Königin, » aber nur, um mich anzukleiden. Und sobald es möglich ist, Hauptmann, werde ich mich in den Thronsaal begeben. Räumt und sichert diesen als Erstes. Und wenn Ihr die Männer erübrigen könnt, lasst meine Kammerdamen zu mir bringen, und auch Lord Robert Hopewell.«
    » Ja, euer Gnaden.«
    » Roger, komm mit mir.«
    Sie rauschte aus der Audienzkammer und ließ ihre grimmig dreinblickende Garde und die Bauern zurück, die alle noch knieten. Einer von ihnen, der mir den Rücken zugekehrt hatte, flüsterte seinem Freund etwas zu. In den Privatgemächern sagte die Königin zu mir: » Es ist für dich dort draußen nicht sicher«, ehe sie in ihrem Schlafgemach verschwand und die Tür schloss.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Erst wurde mir kalt, dann heiß, dann wieder kalt. Es gab keinen Wein. Ich setzte mich an den geschnitzten Tisch und dann auf den Boden. Ich stocherte im Feuer, obwohl es gar nicht angeschürt werden musste. Ich kam nicht zur Ruhe und konnte nicht denken.
    Nein. Das stimmte nicht. Ich konnte denken, aber nur an das eine Wort, das der Bauer seinem Freund zugeflüstert hatte – das er dort zu flüstern gewagt hatte, in der Audienzkammer der Königin.
    Gift.
    Die Königin ist tot, lang lebe die Königin!
    » Ich werde tun, was immer ich tun muss, um mein Königinnenreich zu schützen.« Das hatte sie zu mir gesagt.
    Die Königin ist tot, lang lebe …
    Schließlich wurde die Tür aufgerissen, und Lord Robert trat ein, im selben Moment, als die Königin aus ihrem Schlafgemach kam. Ich fiel auf die Knie. Sie hatte sich ohne die Hilfe ihrer Hofdamen umgezogen, die … wo waren? Aufgehalten? Versteckt? Von den Blauen niedergemetzelt? Cecilia …
    » Caro«, presste Lord Robert hervor.
    Sie antwortete nicht. Sie sah großartig aus, in einem Kleid, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es war so dicht mit grünen Edelsteinen bestickt, dass der grüne Samt darunter kaum sichtbar wurde. Ihre ausgestellten Röcke fegten über den Boden und liefen hinten zu einer Schleppe aus. Sie trug eine Kette und Ohrringe mit Smaragden, und ihr dichtes schwarzes Haar fiel offen über ihren Rücken. Ihr ungeschmücktes Haupt wartete unmissverständlich auf die Krone.
    Lord Robert schenkte alldem keine Beachtung. Er nahm sie bei den Händen, sodass ihre Ärmel die weißen Arme entblößten.
    » Caro … bei den süßen Palästen des Himmels, Caro … was hast du getan?«
    Gift, hatte der Bauer gesagt.
    » Bitte begleitet mich zum Thronsaal, Lord Robert«, sagte sie. Beim Klang ihrer Stimme zuckte er zusammen und kniete schließlich – verspätet – vor ihr.
    » Die Königin ist tot«, sagte er mit einer Stimme, die so steif wie die von Königin Eleanor war, » lang lebe die Königin.«
    » Roger, du bleibst hier«, sagte sie. » Ich werde dich später brauchen. Verriegle die Tür, und öffne sie nur für mich oder Lord Robert. Verstehst du das?«
    » Ja, Euer Gnaden.«
    » Öffnet die Tür, Lord Robert.«
    Er gehorchte und folgte ihr hinaus, und nun konnte ich hören, wie die großen Glocken im Turm zu läuten begannen, so langsam und feierlich, um die Neuigkeiten vom Tod, dem Wandel und dem Triumph hinaus ins Königinnenreich zu tragen.
    Ich wusste nicht, wie viel Zeit mir blieb.
    Falls die grünen Soldaten den Palast nicht sichern konnten, würde die Königin dann in ihre Privatgemächer zurückkehren oder in der Audienzkammer warten? Würde sie vielleicht zur Sicherheit ihre Hofdamen hierherbringen lassen? Und am allerwichtigsten: Wie lange war die alte Königin schon tot?
    Wenn ich mein Vorhaben überhaupt ausführen wollte, musste es jetzt geschehen. Ehe ich es mir anders überlegen konnte, nahm ich ein Schnitzmesser vom Tisch und stach es mir in den Arm. Schmerz sprang meine Nervenbahnen entlang, sodass mir das Messer aus den Händen fiel. Ich zwang mich dazu, den Pfad der Seelen zu betreten.
    Diesmal war ich nahe am Fluss, beinahe im Wasser. Eine große Gruppe Soldaten saß zusammen im Gras, alle in die gleichen

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