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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Königinnenreichs versammelt gewesen.
    Als ich fertig war, sagte sie: » Roger.«
    » Euer Gnaden?«
    » Steh auf und sieh mich an.« Lord Robert beobachtete uns aufmerksam vom anderen Ende des Raumes aus. » Ist dir klar, dass du zugegeben hast, an einem vorsätzlich herbeigeführten Schiffsunglück beteiligt gewesen zu sein?«
    » Ja, Euer Gnaden.«
    » Und dass ein solches Verbrechen mit dem Galgen bestraft wird?«
    » Ja, Euer Gnaden.« Ich sah noch einmal, wie der blonde Jüngling am Galgen erstickte und seine Beine in der Luft um sich traten.
    » Weshalb hast du es mir dann erzählt?«
    » Weil ich dachte, dass Ihr es vielleicht wissen wollt. Weil es vielleicht … vielleicht nützlich ist, wenn Ihr es wisst. Und Ihr seid meine Königin.«
    Sie war still. Ihre schwarzen Augen mit dem Glitzern von Silber in der Tiefe musterten mich. Lord Robert sagte trocken: » Und weil er weiß, dass du dieses › Geschenk‹ zu hoch schätzt, um ihn zu töten, und dich in der Zukunft vielleicht an seine Hilfsbereitschaft erinnerst.«
    » Das auch«, sagte ich, und die Königin lächelte.
    » Du hast gut daran getan, mir das zu erzählen«, sagte sie. » Ich werde es nicht vergessen. Roger, verrate nichts von dem, was du heute Abend gehört hast.«
    » Das werde ich nicht, Euer Gnaden.«
    » Du darfst gehen.«
    In der äußeren Kammer wurde ich sofort von Höflingen und Hofdamen belagert. » Was ist dort drin geschehen, Narr? Was hat die alte Königin zu Ihrer Gnaden gesagt?«
    Was? Was? Was? Das Wort hallte in meinem Kopf wider, als käme es von einer Trommel und nicht flüsternd aus ein paar Dutzend begierigen Kehlen. Sie waren wie eine Rabenschar, die sich von Aas ernährte.
    Ich sagte: » Ihre Mutter hat Königin Caroline mitgeteilt, dass die Ausgaben ihres Hofstaats zu hoch sind.«
    Lord Thomas sagte: » Der Narr lügt.«
    Dann rief Lady Cecilia: » Oh, schaut, der Mond ist ganz aufgegangen! Lasst uns alle eine Runde Such-die-Münze in den Höfen spielen! Was für ein Spaß! Kommt alle, ich werde vorgehen und als Erste eine Münze verstecken!«
    Sie nahm Lord Thomas mit einer Hand, Lady Sarah mit der anderen; es stimmte, dass der Mond ganz aufgegangen war. Sein Licht schien durch das Fenster und lag silbern auf ihrem leuchtenden Gesicht und dem harten, polierten Steinboden.

16
    Eine Woche später saß ich zu Füßen der Königin in der Audienzkammer und hörte den wenigen Bittstellern zu, die sie aufsuchten, und nicht ihre Mutter. Es waren alles Bauern, die hereingelassen wurden, weil die blauen Wachen, die gleich hinter der Tür aufgestellt waren, nicht glaubten, dass es die Sache wert sei, sie draußen zu halten. Die gestohlene Kuh eines Viehbauern, ein Feld, um das gestritten wurde. Einer der Ratgeber der Königin war eingeschlafen, sein Bart wackelte bei jedem leisen Schnarcher.
    Draußen im Hof schrie jemand auf. Keine Frau, ein Mann.
    Die Garde der Königin sprang vor das Podium, um sie zu schützen. Aber keine Blauen griffen an; die, die an der Tür Wache hielten, sahen so überrascht wie alle anderen drein. Ein weiterer Schrei erklang – diesmal von einer Frau –, dann ein Ruf. Draußen kam Unruhe auf, Leute eilten umher und schrien, und der Hauptmann der grünen Garde rannte in die Audienzkammer und zur Königin, wo er sich nicht einmal hinkniete.
    » Seid Ihr unverletzt, Euer Gnaden?«
    » Ja, Hauptmann, das bin ich … Was ist geschehen?« Sie blickte zur Tür.
    Weitere Grüne marschierten im Raum auf und bezogen Stellung rings um die Königin. Die Blauen an der Tür blickten sich gegenseitig an, eindeutig verblüfft und ohne Befehle, die Hände an den Schwertern.
    » Ich habe Euch gefragt: Was ist geschehen?«
    Da kniete sich der Hauptmann hin, gerade als noch mehr Grüne die Türen der Audienzkammer schlossen und damit die blaue Wache aussperrten, woraufhin sie sie verriegelten. Der Hauptmann sagte: » Euer Gnaden, Königin Eleanor hat … Die Königin ist tot. Lange lebe die Königin!«
    » Tot?«
    » Ja, Euer Gnaden.« Er hob den Blick nicht, aber ich, der ich auf der untersten Stufe des Throns saß und nach oben blickte, konnte seine Augen sehen. Ich sah keine Angst – er war der Hauptmann der Garde –, aber ich sah Zweifel. Jede Menge schreckliche Zweifel.
    » Ist sie …«
    » Gerade eben, Euer Gnaden. Sie war bei ihren Ratgebern und ist auf dem Boden zusammengebrochen … Die Ärzte sind nun bei ihr. Sie … ich …« Er suchte nach Sicherheit und fand sie in der Pflicht. » Im Palast gibt es

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