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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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der königlichen Familie.
    Sie beachtete ihn nicht. » Caroline, was hast du getan?«
    » Ich habe nichts getan.« Darin lag genauso viel Eis wie in der Stimme ihrer Mutter, und deutlich mehr Zorn.
    » Ich denke schon«, sagte Königin Eleanor. » Deine Boten wurden im Hafen der Bucht von Carlyle gesehen, und andere seltsame Boten treffen aus dem Westen ein. Und dein Liebhaber hier …« – es war unmöglich, so viel Hass in diesen vier Worten auszudrücken – » … hat an den Lord Hochadmiral selbst appelliert.«
    Königin Caroline sagte: » Ich will wissen, was in meinem Königinnenreich vorgeht.«
    » Meinem Königinnenreich, Caroline. Du bist nicht befähigt, es zu halten, und du könntest es auch nicht halten, wenn es dir gehören würde.«
    » Ich wurde vor mehr als einem Jahr gekrönt!«
    » Ein Schwindel ohne meine Anwesenheit und ohne die Krone von Gloria, und das weißt du auch. Ich würde dir das Königinnenreich überlassen, wenn ich dächte, dass du es halten könntest, aber das kannst du nicht.«
    » Weil du die Armee gegen mich aufgehetzt hast. Du weißt, dass ich herrschen könnte, aber du willst die Macht ganz für dich behalten!«
    » Und das werde ich auch, zum Besten des Königinnenreichs. Ich werde nicht zusehen, wie es in einem Bürgerkrieg zerfällt. Und du wirst deine Finger – alle elf – von meiner Marine fernhalten. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Die junge Königin sagte gleichmütig: » Mutter, planst du, sowohl die neue Marine als auch die Armee zum Angriff auf Benilles auszusenden? Das Königinnenreich in den Krieg zu führen?«
    Totenstille.
    Ich hatte von Benilles gehört – wo nur? Dann fiel es mir ein: Die Worte von Kauz im Land der Toten, über die Frances Ormund: » Gold aus Benilles und Stoffe aus … das habe ich vergessen.« Hatte Kapitän James Conyers ’ Fracht etwa auch Informationen enthalten? Also war es vielleicht nicht einfach nur Zufall gewesen, dass die Blauen der alten Königin Hartahs Strandräubern das Handwerk gelegt hatten. Die Soldaten hatten an jenem verlassenen Ort gewartet, auf etwas, das nicht geschehen war, weil die Strandräuber meines Onkels das Schiff hatten stranden lassen und Kapitän Conyers ertrunken war.
    Königin Eleanor sagte: » Caroline, wenn du in Angelegenheiten eingreifst, die dich nicht zu kümmern haben, wirst du es bereuen.«
    » Wenn du das Königinnenreich in einen Krieg stürzt, den wir nicht gewinnen können, wirst du es bereuen.«
    Ich fragte mich, während ich mich unter dem Tisch zusammenkauerte, welche der beiden Frauen über größere Reserven an Hass verfügte.
    Die alte Königin sagte: » Bleib bei deiner Musik, Tochter, und deinem wilden jungen Hofstaat, und bei deinem machtlosen Liebhaber. Für heute Nacht wirst du keine weiteren Besucher außer diesen empfangen. Ich werde Wachen an den Türen deiner Audienzkammer aufstellen. Da es nicht genug war, dich auf den Palast zu beschränken, werde ich auch die Zahl jener beschränken, mit denen du dich treffen darfst. Ich habe gesprochen.«
    Ein Rascheln des blauen Gewandes, und sie drehte sich um, die Tür knallte hinter ihren Soldaten zu.
    Die junge Königin sagte: » Ich werde …«
    » Ruhig, Caro«, sagte Lord Robert in einem Ton, der ein Erdbeben zum Schweigen gebracht hätte. » Das Erste, was du tun wirst, ist es, deinen Narren zu entlassen, damit er nicht noch mehr hört, als er ohnehin schon gehört hat. Roger, geh.«
    Ich kroch unter dem Tisch hervor, genauso wie ich es so oft in Hartahs Marktstand getan hatte. Und genauso wie bei diesen anderen Begebenheiten, hatte ich ein Wissen erlangt, das ich nicht wollte. Aber ich kam rasch zu einer Entscheidung. » Euer Gnaden …«
    » Ich sagte, geh!«, donnerte Lord Robert.
    » Euer Gnaden, ich weiß noch etwas mehr über Kapitän Conyers und die Frances Ormund und Benilles. Ich habe es von einem Seemann der Mannschaft und der Witwe des Kapitäns erfahren.«
    Sie starrte mich an, mit weißem Gesicht, den Mund noch immer vor Zorn auf ihre Mutter verzogen. Ich kniete vor ihr nieder und erzählte ihr, dass Kauz berichtet hatte, » jemand Wichtiges« sei an Bord des Schiffes gewesen, jemand » mit Orden auf der Brust«. Die Witwe Conyers hatte das Geld erwähnt, das ein Adliger für die Passage bezahlt hatte, und eine Summe angedeutet, die groß genug war, um für die Pläne ihres Mannes maßgeblich zu sein. Und die Soldaten von Königin Eleanor waren bereits in großer Anzahl in dieser abgelegenen Ecke des

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