Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
Vom Netzwerk:
getrocknetes. Kein frisches Fleisch, nur gepökeltes oder geräuchertes. Und die entsetzten Köche hatten nur ein paar Stunden, um sich vorzubereiten. »Was essen die überhaupt?«, wimmerte einer. »Es sind Wilde!«
    » Ich habe gehört, dass sie geröstete Steine essen«, sagte eine furchtsame Küchenmagd bebend, und die Köchin versetzte ihr eine Ohrfeige.
    Die Königin hatte mich mit einem Auftrag in die Küche geschickt. Sie hatte sich mit Lord Robert und ihren drei wichtigsten Ratgebern, von denen keiner besonders erfreut wirkte, in ihren Privatgemächern eingeschlossen. Lord Solek war mit seinen Männern hinausmarschiert, die dabei gesungen und Knüppel auf den Boden geschlagen hatten wie bei ihrem Einmarsch. Alle Pagen wurden vom verzweifelten Verwalter herumgescheucht, der in der knappen Zeit versuchte, Tafeln aufstellen zu lassen, für Unterhaltung zu sorgen und die Rangordnung festzulegen. Hofdamen, Höflinge und Musikanten gingen von der Belagerung, deren Opfer sie geworden waren, unmittelbar zu einem Maskenball über, den sie aus dem Boden stampfen mussten. Der Palast brodelte vor hektischer Geschäftigkeit und furchtsamer Spekulation über die » Wilden«. Und ich war in die Küche gesandt worden, um der Köchin, die alles beaufsichtigte, zu übermitteln, dass der Übersetzer Eammons einen empfindlichen Magen hatte und nur ein paar Scheiben Huhn und ein wenig Brot aus dreifach gemahlenem Mehl essen konnte.
    » Huhn! Es gibt keine Hühner mehr, Junge! Und wo soll ich dreifach gemahlenes Mehl herbekommen?« Sie streckte sich, um mich zu ohrfeigen, vermutlich, weil sie Eammons nicht ohrfeigen konnte. Ich tänzelte von ihr fort und ging, um nach Maggie zu suchen.
    Sie schüttete gerade hektisch Wein über getrocknete Äpfel, während sie mit der anderen Hand Küchlein formte. » Wie soll ich ohne Zucker Nachspeisen zubereiten?«
    » Du schaffst das schon. Hast …«
    » Fort mit dir, Roger, ich habe keine Zeit für dich. Nein, warte – was gibt es Neues? Nein, warte, weshalb sind diese Äpfel so mehlig?«
    Ich wusste mehr über Mädchen als früher. Das war Lady Cecilias Verdienst. Flink schob ich Maggie mit dem Ellbogen zur Seite und fing an, den Teig selbst zu kneten, damit sie sich darauf konzentrieren konnte, die Äpfel zu würzen. Ich sagte: » Die Wilden haben am Nordufer des Flusses ihr Lager aufgeschlagen, in Fairfield und noch weiter draußen. Alle Dorfbewohner haben Fairfield verlassen, die Soldaten auf den Zinnen haben sie fliehen sehen. Bisher haben die Wilden niemandem etwas zuleide getan. Die Blauen lagern auf der Ebene hinter Dartonford, man kann sie selbst von der Spitze des Turmes aus kaum mehr ausmachen, und keiner glaubt, dass es bis morgen noch zu Kämpfen kommen wird. Was ist mit deinem Bruder?«
    » Er ist bei der Armee der Blauen.«
    » Hast du mehr als das gehört, was ich gerade erzählt habe?«
    » Knete nicht so fest, Roger, das Brot ist kein Stein! Ich habe nur gehört, dass die erste › Schlacht‹ diesen Namen kaum verdient hat. Die Wilden sind einmarschiert, und als die Bogenschützen der Blauen ihre Pfeile abschossen, haben die Wilden ihre Feuerstöcke genommen und …«
    » Ihre was?«
    » Hör nicht mit dem Kneten auf! Hast du noch nie Brot gemacht? Die Wilden haben neue Waffen. Aus dem Ende ihrer Metallstöcke kommt Feuer – Feuer und kleine, schnelle Geschosse, die sie › Kugeln‹ nennen. Ein paar Männer sind gestorben, dann sind die Blauen geflohen.«
    Von solchen Waffen hatte ich noch nie gehört. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen auch Maggie noch nicht. Sie schlug die Sahne auf, als hätte diese sich gegen sie versündigt, ihr Gesicht angespannt vor Erstaunen und Angst. Aber weil sie Maggie war, redete sie weiter.
    » Die Blauen werden sich neu formieren, das behauptet jeder. Jetzt sag du es mir: Was hat die Königin den Wilden versprochen, im Gegenzug dafür, dass sie ihr helfen, das Königinnenreich zu sichern?«
    » Ich weiß es nicht.«
    Sie blickte mich unumwunden an. Ihr helles Haar fiel ihr ins Gesicht, und ihre grauen Augen wirkten ernst. Sie sah hübsch aus. Natürlich nicht so schön wie meine Cecilia, aber dennoch …
    Was dachte ich jetzt nur an Mädchen und ihre Schönheit? Ich sagte: » Ich weiß wirklich nicht, was die Königin versprochen hat. Aber ich soll am Abendessen teilnehmen, vielleicht finde ich es dann heraus.«
    Sie starrte mich an. » Du sollst am Abendessen teilnehmen? Dem Abendmahl für die Lords der Wilden?«
    » Ja.« Und dann

Weitere Kostenlose Bücher