Pfad der Seelen
und jeder hatte einen seltsamen Metallstock um die Schulter geschlungen. An ihren Ledergürteln hingen Messer, aber keine Schwerter. Das Paar kam näher, um sich dem Gesang des Jungen mit tiefen, unmusikalischen Stimmen anzuschließen, und sie schlugen mit ihren Knüppeln auf den Boden, während sie sich näherten.
Ay-la ay-la mechel ah!
Ay-la ay-la mechel ah!
Bee-la kor-so tarel ah!
Ay-la ay-la mechel ah!
Auf halbem Weg durch den Saal trennten sich die beiden Krieger; einer marschierte zur linken Wand und daran entlang, der andere zur rechten, und ein paar Fuß vor dem Podium hielten sie an. Hinter ihnen gingen zwei weitere, und hinter jenen noch zwei. Sie sangen alle das kehlige Lied, schlugen mit ihren Knüppeln auf den Boden und reihten sich an den Wänden auf. Und immer weitere kamen, mehr und mehr und mehr, bis auf der ganzen Länge des riesigen Saales Krieger aufgereiht standen. Und immer noch kamen sie.
Und mehr.
Und mehr.
Sie bildeten Zweierreihen durch den Raum, Dreierreihen, und schließlich standen sie zu viert nebeneinander. Der Lärm war ohrenbetäubend. Die Ratgeber der Königin warfen einander aus dem Augenwinkel Blicke zu. Und immer noch kamen mehr.
Ay-la ay-la mechel ah!
Ay-la ay-la mechel ah!
Bee-la kor-so tarel ah!
Ay-la ay-la mechel ah!
Inzwischen war der Saal voller Männer, die mit ihren Knüppeln auf den Boden schlugen und ihr wildes, raues Lied sangen. Nur eine Gasse blieb frei, die sich vom Thron zur Tür erstreckte, und sechs weitere Jungen mit Zweigkronen und rot tätowierter Stirn gingen durch sie hindurch. Drei schlugen auf Trommeln und drei spielten Saiteninstrumente, die wie gequälte Katzen klangen. Hinter ihnen kamen weitere Männer in Zweierreihen, mit kurzen Umhängen aus grauen Federn. Diese trugen ihre Messer an aufwendig mit Perlen besetzten Gürteln, und weitere Perlen waren in ihr langes Haar geflochten. Die Musikanten – wenn man sie als solche bezeichnen konnte – schlossen sich dem Sänger neben den Höflingen der Königin an, und die Hauptmänner der Krieger trennten sich, um sich ihren Männern anzuschließen. Der Gesang wurde intensiver, die Lauten mit dem Klang nach gequälten Katzen wurden schneller angeschlagen, die Knüppel mit doppelter Geschwindigkeit auf den Steinboden geschlagen.
Ay-la ay-la mechel ah!
Ay-la ay-la mechel ah!
Sol-ek see-ma taryn ah!
Ay-la ay-la mechel ah!
Eine einzelne Gestalt erschien im Eingang und ging auf den Thron zu. Während er näher kam, fielen die Krieger wie ein Mann vor ihm auf die Knie, obwohl sie vor der Königin nicht gekniet hatten. Lord Roberts Gesicht wurde dunkel, und seine Hand ging zum Schwert. Der Häuptling war riesig, ein Hüne mit sonnenverbrannter Haut und dunklem Haar, in dessen Zöpfe Perlen geflochten waren. Sein Umhang bestand aus Federn von allen möglichen Vögeln, in allen vorstellbaren Farben. Genau in dem Augenblick, als der Häuptling das Podium erreichte, hörte der Lärm ganz auf.
Er blickte die Königin an und ließ sich auf ein Knie nieder. Aber er neigte den Kopf nicht, und er begegnete ihrem Blick mit stolzer Lebhaftigkeit. Er hatte Augen von einem Blau, wie ich es noch nie gesehen hatte, als wären ihm Bruchstücke des Himmels in den Kopf gesetzt worden. Ich konnte mich nicht von jenem wilden Blau abwenden, und einen Augenblick lang konnte es auch sie nicht.
Dann stand er auf und sagte etwas in seiner kehligen Sprache. Ein Mann trat hinter dem Thron hervor. Ich erkannte ihn: den kleinen Mann mit dem übelgelaunten Gesicht in schwarzem Samt, der vor all jenen Wochen zur Königin gekommen war. Jetzt schien er nicht weniger missgelaunt. Er kniete sich hin, erhob sich und sprach: » Euer Gnaden, Solek, der Sohn von Taryn, kommt an Euren Hof, wie vereinbart, um Euch die Dienste seiner Armee anzubieten, für die abgesprochene Bezahlung.«
Königin Caroline sagte: » Teilt ihm mit, dass er am Hof des Königinnenreiches willkommen ist.«
Der kleine Mann übersetzte.
Sie fuhr fort: » Lord Solek ist …«
» Sie benutzen diesen Titel nicht, Euer Gnaden«, sagte der kleine Mann.
Er hatte die Königin unterbrochen. Man unterbrach niemals die Königin. Aber sie sah darüber hinweg, während sie immer noch dem Fremden in die Augen blickte. » Er ist nun in meinem Königinnenreich, mit dem Titel, den ich ihm verleihen will. Sagt ihm, dass ich Gemächer für ihn und seine Hauptleute im Palast bereit machen lasse, aber dass ich es sehr bedaure, nicht seine ganze Armee unterbringen zu
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