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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Mann hörte auf zu hüpfen und machte eine steife, schnelle Verbeugung. »Lady Selande hat Neuigkeiten, die Ihr, wie ich finde, von ihr selbst hören solltet, mein Lord.« Balwers dünne Stimme war trocken und präzise, genau wie ihr Besitzer. Sollte sein Kopf einmal auf einem Richtblock liegen, würde er sich genauso anhören. »Meine Lady, wenn ihr so nett wäret?« Er war bloß Sekretär - Falles und Perrins Sekretär -, größtenteils ein übertrieben penibler, zurückhaltender Bursche, und Selande war eine Adlige, aber Balwer ließ es nicht unbedingt wie eine Bitte klingen.
    Sie warf ihm einen scharfen Seitenblick zu und rückte das Schwert zurecht. Perrin hielt sich bereit, nach ihr zu greifen. Er glaubte eigentlich nicht, dass sie tatsächlich die Klinge ziehen und auf den Mann richten würde, aber andererseits kannte er sie und ihre lächerlichen Freunde nicht gut genug, um es auszuschließen. Balwer beobachtete sie bloß mit schräg gelegtem Kopf, und sein Geruch trug lediglich Ungeduld heran und keine Sorge.
    Selande warf den Kopf zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Perrin. »Ich grüße Euch, Lord Perrin Goldauge«, begann sie mit dem scharfen Akzent Cairhiens, aber da ihr klar war, dass er nur wenig Geduld für ihre vorgebliche Aiel-Förmlichkeit hatte, legte sie an Tempo zu. »Ich habe in dieser Nacht drei Dinge erfahren. Zuerst die am wenigsten wichtige Sache. Haviar berichtet, dass Masema gestern einen weiteren Reiter zurück nach Amadicia geschickt hat.
    Nerion hat versucht, ihn zu verfolgen, ihn aber aus den Augen verloren.«
    »Sagt Nerion, ich habe befohlen, dass er niemandem folgen soll«, sagte Perrin schroff. »Und Haviar könnt Ihr das Gleiche sagen. Sie sollten das wissen! Sie sollen aufpassen, zuhören und berichten, was sie sehen und hören, mehr nicht! Habt Ihr mich verstanden?« Selande nickte schnell, und einen Augenblick lang stahl sich dornige Furcht in ihren Duft. Furcht vor ihm, vermutete Perrin, die Angst, dass er auf sie wütend war.
    Gelbe Augen bei einem Mann machten manche Leute nervös. Er ließ die Axt los und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    Haviar und Nerion gehörten ebenfalls zu Failes zwei Dutzend jungen Narren, der eine war Tairener, der andere aus Cairhien. Faile hatte sie als Augen-und-Ohren benutzt, eine Tatsache, die ihn aus irgendeinem Grund noch immer ärgerte, obwohl sie ihm ins Gesicht gesagt hatte, dass Spionieren die Aufgabe einer Ehefrau war. Ein Mann musste genau zuhören, wenn er glaubte, dass seine Frau scherzte; möglicherweise war es ihr nämlich ernst. Das ganze Konzept des Spionierens bereitete ihm Unbehagen, aber wenn Faile sie so benutzen konnte, dann konnte es ihr Mann erst recht, wenn die Notwendigkeit bestand. Aber nur die beiden. Masema schien davon überzeugt zu sein, dass abgesehen von Schattenfreunden jedermann vom Schicksal dazu bestimmt war, ihm früher oder später zu folgen, aber er konnte misstrauisch werden, wenn zu viele Perrins Lager verließen und sich ihm anschlössen.
    »Nennt ihn nicht Masema, nicht einmal hier«, fügte er brüsk hinzu. In letzter Zeit behauptete der Mann, Masema Dagar sei tatsächlich gestorben und als Prophet des Wiedergeborenen Drachen aus dem Grabe auferstanden, und er war empfindlicher als je zuvor, was die Erwähnung seines früheren Namens anging.
    »Geht am falschen Ort sorglos mit Eurer Zunge um, und Ihr könnt Euch glücklich schätzen, wenn er Euch das nächste Mal, wenn seine Schläger Euch allein erwischen, nur von ihnen auspeitschen lässt.« Selande nickte wieder ernst, und diesmal ohne Angstgeruch. Beim Licht, Failes Narren hatten nicht einmal genug Verstand, um zu erkennen, wovor sie sich fürchten sollten.
    »Der Morgen dämmert bereits«, murmelte Balwer und zog den Umhang enger. »Alle werden gleich erwachen, und einige Dinge bespricht man am besten ungesehen. Wenn die Lady fortfahr en würde?« Wieder war es mehr als ein Vorschlag. Selande und der Rest von Falles Narrenbande hatten bis jetzt nur Ärger gemacht, das war jedenfalls Perrins Meinung, und Balwer schien aus irgendeinem Grund zu versuchen, sie zu provozieren, aber sie zuckte bloß verlegen zusammen und murmelte eine Entschuldigung.
    Die Dunkelheit nahm tatsächlich ab, jedenfalls für Perrins Augen. Der Himmel über ihnen sah noch immer schwarz und mit hellen Sternen bestäubt aus, aber er konnte schon die Farben von sechs der schmalen Streifen ausmachen, die sich auf der Vorderseite von Selandes Mantel

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