Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
weißen Federn, die flach auf den breiten Hutkrempen lagen, und blutrote, mit Spitze abgesetzte Schärpen mit einem aufgestickten Weißen Löwen, die sich quer über funkelnde Harnische zogen. Erst jetzt führte Caseille den Rest von Elaynes Eskorte in den Stall. Ihre Ablösung war genauso misstrauisch, Blicke gingen in alle Richtungen, Hände schwebten über den Schwertgriffen; die einzige Ausnahme war Deni, eine breite Frau mit gleichmütiger Miene, die eine lange, messingbeschlagene Keule hielt. Es waren nur neun Frauen - bloß neun, dachte Elayne bitter, ich brauche im Königlichen Palast nur neun Leibwächterinnen -, aber jede von ihnen, die ein Schwert trug, war eine Meisterin ihres Faches. Frauen, die das »Handwerk des Schwertes« ausübten, wie Caseille es nannte, mussten gut sein, denn sonst wurden sie früher oder später von irgendeinem Kerl niedergemacht, dessen einziger Vorteil darin bestand, über genug Kraft zu verfügen, um sie niederzuprügeln. Deni konnte überhaupt nicht mit dem Schwert umgehen, aber die wenigen Männer, die sich mit ihrer Keule anlegten, hatten es bitter bereut. Trotz ihrer Beleibtheit war Deni ausgesprochen flink, und die Idee eines fairen Kampfes war ihr völlig fremd, genau wie die eines Übungskampfes, was das anging.
    Rasoria, eine untersetzte Frau im Rang eines Unter leutnants, die das Kommando hatte, schien erleichtert zu sein, als die Stallburschen Feuerherz fortführten.
    Wäre es nach Elaynes Leibwache gegangen, hätte außer ihnen niemand auf Armlänge an sie herankommen dürfen. Nun ja, das mochte etwas übertrieben sein, so schlimm waren sie nun auch wieder nicht, aber abgesehen von Aviendha und Birgitte betrachteten sie jeden mit Misstrauen. Rasoria gehörte in dieser Hinsicht zu den Schlimmsten von ihnen, die Tairenerin mit den untypischen blauen Augen und dem blonden, kurz geschorenen Haar bestand sogar darauf, die Köche bei der Zubereitung von Elaynes Mahlzeiten zu überwachen, außerdem ließ sie alles vorkosten, bevor man es brachte. Elayne hatte nicht protestiert, egal wie übertrieben das auch sein mochte. Eine Erfahrung mit vergiftetem Wein reichte, auch wenn sie wusste, dass sie zumindest lange genug leben würde, um ihr Kind zur Welt zu bringen. Aber es war weder das Misstrauen der Gardistinnen noch deren Notwendigkeit, die sie den Mund verziehen ließ. Es war Birgitte, die sich einen Weg über den bevölkerten Hof suchte, aber nicht auf sie zuging.
    Aviendha kam natürlich als Letzte durch das Wegetor, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass jeder durchgekommen war, und bevor sie es verschwinden ließ, hatte sich Elayne in ihre Richtung in Bewegung gesetzt, und zwar so schnell, dass ihre Eskorte förmlich springen musste, um den Ring um sie aufrechtzuerhalten. Doch so schnell sie auch ging, Birgitte mit ihrem langen goldenen Zopf, der ihr bis zur Taille reichte, war vor ihr da, half Aviendha beim Absteigen und übergab die graue Stute an einen Stallburschen mit einem langen Gesicht, der beinahe genauso lange Beine wie Siswai zu haben schien. Aviendha hatte stets mehr Schwierigkeiten beim Absteigen als beim Aufsitzen, aber Birgitte wollte mehr als bloß behilflich sein.
    Elayne und ihre Eskorte trafen gerade noch rechtzeitig ein, um zu hören, wie sie Aviendha hastig fragte: »Hat sie ihre Ziegenmilch getrunken? Hat sie genug geschlafen? Sie fühlt ...« Sie verstummte und holte tief Luft, bevor sie sich Elayne scheinbar unbewegt zuwandte; es schien sie nicht zu überraschen, dass sie da war. Der Bund funktionierte in beide Richtungen.
    Birgitte war keine große Frau, auch wenn sie in ihren Stiefeln Elayne überragte, aber sie verfügte für gewöhnlich über eine beeindruckende Ausstrahlung, die noch von der Uniform des Generalhauptmanns der Königlichen Garde verstärkt wurde, ein kurzer roter Mantel mit weißem Stehkragen über weiten blauen Hosen, die in auf Hochglanz polierten schwarzen Stiefeln steckten; auf der linken Schulter prangten vier goldene Knoten, auf jedem der weißen Ärmelaufschläge vier goldene Ringe. Schließlich war sie Birgitte Silberbogen, die Heldin aus der Legende. Sie scheute sich davor, der Legende entsprechen zu wollen; sie behauptete, dass die Geschichten auf groteske Weise übertrieben seien, wenn es sich nicht direkt um Erfindungen handelte. Aber sie war dieselbe Frau, die jede einzelne der Taten vollbracht hatte, die den Kern dieser Legenden bildeten. Trotz ihrer augenscheinlichen Ruhe war ihre Sorge um Elayne mit

Weitere Kostenlose Bücher