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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hinabliefen, die zu kleinen Eiskristallen gefroren, sobald sie ihr Kinn erreichten. »Ich will dich nicht verlieren.«
    Leo zog die Knie an und schlang sich die Arme um die Beine. Seine Finger spielten weiterhin mit dem Lauf der Pistole. »Ich bin nicht dein Bruder, Amelia. Jedenfalls nicht mehr. Der Tod von Laura hat mich verändert.«
    »Ich will dich aber trotzdem.«
    »Niemand bekommt alles, was er will«, murmelte Leo. »Nicht mehr.«
    Cam beobachtete Amelias Bruder eindringlich. Ein langes Schweigen trat ein, während eine stechend kalte Brise über die drei strich. »Ich könnte Euch überreden, die Waffe wegzulegen und mit uns nach Hause zu kommen«, sagte er schließlich. »Um einen weiteren Tag zu gewinnen. Aber selbst, wenn es mir jetzt gelänge, Euch von Eurem Vorhaben abzuhalten … Man kann einen Menschen nicht am Leben erhalten, wenn er es nicht selbst will.«
    »Welch wahre Worte!«, pflichtete ihm Leo bei.
    Amelia öffnete den Mund in empörtem Protest, doch Cam legte ihr die Finger sanft auf die Lippen und starrte Leo weiterhin an, nicht besorgt, sondern mit einer abgeklärten Distanz, als grübelte er über ein mathematisches Problem nach. »Aber niemand kann heimgesucht werden«, sagte er leise, »wenn er es nicht selbst will. Das wisst Ihr, nicht wahr?«
    Im Raum wurde es noch kälter, falls das überhaupt möglich war. Die Fenster klapperten, das Licht der
Laterne flackerte. Verängstigt schmiegte sich Amelia an Cam.
    »Natürlich weiß ich das«, erwiderte Leo. »Ich hätte mit ihr sterben müssen. Ich wollte niemals allein zurückbleiben. Ihr wisst nicht, wie sich das anfühlt. Der Gedanke, meinem tristen Dasein endlich ein Ende zu setzen, erfüllt mich mit grenzenloser Erleichterung.«
    »Das ist allerdings nicht ihr Wunsch.«
    Offene Feindseligkeit loderte in Leos hellen Augen. »Wie zum Teufel wollt Ihr das wissen?«
    »Wäre Eure Situation genau andersherum, würdet Ihr das hier für sie wollen?« Cam zeigte auf die Waffe in Leos Hand. »Ich würde dieses Opfer niemandem abverlangen, den ich aus tiefstem Herzen liebe.«
    »Ihr habt nicht den blassesten Schimmer, wovon Ihr redet.«
    »Doch«, widersprach Cam. »Ich verstehe Euch. Und ich rate Euch, nicht länger so selbstsüchtig zu sein. Ihr trauert zu sehr, mein Phral . Ich habe sie gezwungen, zu Euch zurückzukehren, damit sie Euch tröstet. Ihr müsst sie loslassen. Nicht um Euretwegen, sondern um ihretwegen.«
    »Das kann ich nicht.« Widerstrebende Gefühle zeigten sich auf Leos Gesicht, wie feine Risse in einer Eierschale. Blaues Licht tanzte im Zimmer, während ein steifer Wind durch Leos Haar strich und es fast den Anschein machte, als würden ihn unsichtbare Finger liebkosen.
    »Lasst sie in Frieden ruhen«, flüsterte Cam noch leiser. »Wenn Ihr Euch das Leben nehmt, verdammt Ihr Euch und sie zu einem ewigen Herumwandern zwischen den Welten. Das hat sie nicht verdient.«
    Leo schüttelte stumm den gesenkten Kopf und umklammerte
die angezogenen Knie mit einer Heftigkeit, die Amelia an den kleinen Jungen von einst erinnerte. Und plötzlich konnte sie seinen untröstlichen Kummer nachvollziehen.
    Was wäre, wenn Cam ohne Vorwarnung aus ihrem Leben verschwände? Wenn sie niemals wieder sein weiches Haar in ihren Händen oder die zärtliche Berührung seiner Lippen auf ihrem Mund spüren könnte? Mit ihm wäre alles verloren, was allmählich in ihrem Innersten zu keimen begonnen hatte: die Versprechen, das Lachen, die Tränen, die Hoffnungen. Das alles würde ihr mit entsetzlicher Wucht genommen werden. Für immer. Wie sehr sie ihn vermissen würde! Niemals könnte ihn ein anderer Mensch ersetzen!
    Voll echtem Mitgefühl beobachtete sie, wie Cam zu ihrem Bruder schlich. Leo barg das Gesicht in den Knien und riss in einer hilflosen Geste die Hände hoch. Die Finger waren gespreizt, die Handinnenflächen nach außen gewandt. »Ich kann sie nicht loslassen«, rief er mit erstickter Stimme.
    Die Flamme in der Laterne ging aus, und eine Glasscheibe zersprang, während ein eiskalter Luftzug die drei mit voller Wucht traf. Pure Energie knisterte durch den Raum, winzige Lichtfäden kräuselten sich um sie.
    »Ihr könnt es – für sie«, beschwor ihn Cam und legte ihm die Arme um die Schultern, als wollte er ein Kind trösten, das sich verlaufen hatte. »Ihr könnt es.«
    Leo schluchzte nun lauter, und jeder Atemzug wurde von wütender Verzweiflung begleitet. »O Gott!«, stöhnte er. »Laura, lass mich nicht allein!«
    Doch während er

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