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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Euch von der Statur her ähnlicher als Lady Westcliff, die größer ist …«
    »Oh, ich kann unmöglich Lady St. Vincents Kleider tragen«, entfuhr es Amelia.
    »Da bleibt Euch leider keine andere Wahl, Miss. Es gibt ein wunderhübsches rotes Baumwollkleid – ich werde es gleich holen.«
    Da es anscheinend keine Möglichkeit gab, eines ihrer eigenen Kleider wiederzubekommen, nickte Amelia und murmelte ihren Dank. Dann eilte sie hinter den Wandschirm und zog ihre Kleidung aus, während die Zofe die Hähne abdrehte und das Badezimmer verließ.
    Als Amelia das Nachthemd aufband und zu Boden gleiten ließ, bemerkte sie überrascht, dass etwas Goldenes an ihrem linken Zeigefinger aufblitzte. Es war ein kleiner goldener Siegelring mit kunstvoll eingravierten Initialen – der Ring, den Cam immer an seinem kleinen Finger trug. Er musste ihn ihr in der vergangenen Nacht unbemerkt angesteckt haben. Sollte es eine Art Abschiedsgeschenk sein? Oder mochte sich eine andere Bedeutung dahinter verbergen?
    Sie versuchte, ihn abzuziehen – ohne Erfolg. »Verdammt!«, murmelte sie und zerrte vergeblich an dem Schmuckstück. Sie nahm ein Stück Seife aus dem Schrank und legte es an den Wannenrand, bevor sie vorsichtig in die Wange stieg. Das heiße Wasser linderte das leichte Brennen und Stechen in ihrem Unterleib,
beruhigte das taube Gefühl zwischen ihren Schenkeln.
    Mit einem tiefen Seufzer seifte Amelia ihre Hand ein und bearbeitete den Ring. Aber egal, wie sehr sie es versuchte, er wollte sich keinen Millimeter rühren. Schon bald war die Wasseroberfläche mit Seifenschaum bedeckt, und Amelia fluchte mutlos.
    Sie konnte nicht zulassen, dass sie jemand mit einem von Cams Ringen sah. Wie in Gottes Namen sollte sie erklären, wie und weshalb sie ihn bekommen hatte?
    Nachdem Amelia an dem Ring gezogen und gedreht hatte, bis ihr Knöchel schmerzte, gab sie schließlich auf und beendete ihr Bad. Sie trocknete sich mit einem großen Handtuch ab, dessen flauschig weiche Fasern sich sanft an sie schmiegten. Als sie das angrenzende Ankleidezimmer betrat, wartete Betty bereits mit einem Stapel bordeauxfarbener Kleidung auf sie.
    »Hier ist das Kleid, Miss. Es wird Euch vortrefflich stehen zu Euren schönen dunklen Haaren.«
    »Lady St. Vincent ist überaus großzügig.« Die gestärkte, wohlriechende Unterwäsche wirkte so unberührt, als sei sie nie zuvor getragen worden. Es gab sogar ein Korsett, dessen weiße Schnüre so ordentlich wie chirurgische Nähte gebunden waren.
    »Oh, sie besitzt unzählige Kleider«, vertraute ihr Betty an und reichte Amelia eine gefaltete Unterhose und ein passendes Hemdchen. »Lord St. Vincent sorgt dafür, dass seine Gattin wie eine Königin gekleidet ist. Ich verrat Euch etwas: Wollte sie den Mond anstelle eines Spiegels haben, fände er einen Weg, um ihn ihr herunterzuholen.«
    »Woher wisst Ihr so viel über die beiden?«, erkundigte
sich Amelia und hakte ihr Korsett vorne zu, während Betty von hinten an den Schnüren zog.
    »Ich bin Lady St. Vincents Zofe. Ich begleite sie auf allen Reisen. Sie hat mich gebeten, dass ich mich um Euch und die anderen Miss Hathaways kümmere. ›Sie müssen besonders umsorgt werden‹, hat sie gesagt, ›nach allem, was sie durchgemacht haben.‹«
    Amelia hielt die Luft an, während Betty das Korsett fest zuband, und atmete erst zaghaft aus, als die Schlaufen verknotet waren. »Das ist sehr gütig von ihr. Und Euch. Ich hoffe, meine Familie hat Euch nicht zu viel Arbeit bereitet.«
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund entlockte das der Zofe ein Kichern. »Ihr seid eine sonderbare Schar, wenn ich das so sagen darf, Miss.« Bevor Amelia nachfragen konnte, was genau sie damit meinte, rief die Magd überrascht: »Ihr habt aber eine schmale Taille! Lady St. Vincents Kleid wird Euch wie angegossen passen. Aber zuerst sollten wir Euch die Seidenstrümpfe anziehen.«
    Seidenstrümpfe? Amelia verschlug es die Sprache, als Betty ihr eine Handvoll durchsichtigen, schwarz glänzenden Stoff reichte. Seidenstrümpfe kosteten ein kleines Vermögen, und diese hier waren mit winzigen Blumenstickereien verziert, was sie noch unerschwinglicher machten. Wenn Amelia sie anzog, würde sie die ganze Zeit über Todesängste ausstehen, dass sie sich eine Laufmasche einfing. Allerdings schien sie keine andere Wahl zu haben, wollte sie nicht ganz ohne Strümpfe herumlaufen.
    »Zieht sie an«, drängte Betty.
    Mit gemischten Gefühlen streifte sich Amelia die luxuriösesten Kleidungsstücke

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