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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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Bauernbrot. Da war es um unsere Kur geschehen. Wir setzten uns am Küchentisch nieder, griffen herzhaft zu und kauten.
    »Man kann es nicht umkommen lassen«, sagte Manfred, »es wäre ein Unrecht den Leuten gegenüber. Die Weizengele können wir immer noch essen, wenn wir wollen.« Aber wir wollten nicht mehr. Ich brachte das volle Paket zu Nachbars Schweinen.
    »Ja, was isch en au des?« fragte die Nachbarin und beäugte das Paket mißtrauisch, »ob des mei Säu fresse, woiß i net.« Ich erklärte ihr, daß wir es eine Woche lang gegessen hätten und immer noch lebten, und daß es sehr gesund wäre. Nein, sie wollte die Schenkung nicht annehmen, ihre Säu wären ihr zu kostbar. Wir haben das Paket dann als Sonderpreis für einen Bazar genommen. Soviel ich weiß, verwendeten es die Gewinner mit gutem Erfolg als Düngemittel.
    Am Tag nach der Kur begab ich mich freudig in die Küche. Ich brutzelte und schmorte, ich bereitete den ersten Braten meines Lebens. Der Metzger war hocherfreut, als ich zum ersten Mal »ehrliches« Fleisch bei ihm einkaufte und kein Gulasch.
    »I hans scho am Sondich in der Predigt denkt, daß ‘s Herr Pfarrers amol en rechte Brode esse müßtet.«

Hundert Flaschen Birnenmost
und Kleinkrieg mit Hühnern

    Wir kamen im Juni nach Weiden, und der Garten lag um das Haus wie eine grüne Wildnis. Aus dem wuchernden Dickicht ragten Obstbäume, am Zaun entlang standen Flieder und Spiräen. Über allem aber erhob sich ein riesiger Birnbaum. Im Frühjahr stand er wie eine gewaltige weiße Fahne über dem Haus. Es schneite Blütenblätter in alle Zimmer, und wir waren überwältigt von solcher Pracht. In dem Garten meiner Kindheit, im Bromberger Pfarrgarten hatte es auch Birnbäume gegeben. Sie spendeten uns im Herbst goldgelbe Birnen. Die halbe Gemeinde kam mit Körben. Es langte für alle und noch für viele Gläser Birnenkompott. Genau wie meine Mutter würde ich nun auch an der Gartentüre stehen und huldvoll Birnen austeilen. »Nehmen sie nur soviel sie wollen! Es kostet nichts! Ja, es ist ein rechter Segen!«
    Der Herbst kam und mit ihm prasselten die Birnen vom Baum. Wir luden alle Leute ein, sich mit unseren Birnen zu bedienen. Aber vom Dorf war niemand interessiert.
    »Des send bloß Mooschtbiere«, sagte die Mesnerin. Ein paar davon könne sie gebrauchen für ihren Most, aber ja nicht zuviel, sonst würde der Most zu sauer. Ich biß in eine unserer Birnen und spuckte sofort wieder aus. Es zog mir den Mund zusammen. Sie waren nicht nur sauer, sie waren auch hart und bitter. Aufsammeln mußten wir sie aber trotzdem, denn kaum lagen sie unten, dann kamen die Wespen und ließen sich in Scharen darauf nieder, ihnen schmeckten sie. Wir sammelten morgens, wir sammelten abends. Wir erstickten in Mostbirnen.
    »Machet doch Mooscht!« schlug der Nachbar vor. Er pries die lebensspendende Kraft des Mostes. Jeder rechte Pfarrer hier im Ort hätte sein Fäßchen Most im Keller gehabt. Nur einige wenige hätten die edle Gottesgabe verschmäht, aber die seien auch danach gewesen, halblebige Geschöpfe in schwarzen Anzügen, saft- und kraftlos! Der Pfarrmost wäre ein wenig sauer durch die vielen Birnen, das gäbe er zu, aber mit einer guten Mahlzeit im Magen, könnte man ihn ohne weiteres vertragen. Er hätte auch schon von diesem Most getrunken, früher in guten alten Zeiten, wo die Pfarrer noch Männer gewesen seien, und er lebe immer noch.
    Manfred und ich sahen uns betreten an und schwiegen. Was würde der Nachbar wohl denken, wenn er hörte, daß wir auch zu der saft- und kraftlosen Sippschaft gehörten, die Most nicht mochten? Bei jedem Besuch wurde uns Most vorgesetzt und Kuchen. Die Zusammenstellung von süß und sauer verursachte bei uns nur Unbehagen und Sodbrennen. Wenn uns Most geschenkt wurde, verarbeitete ich ihn zu Weinsoßen. Trotz reichlichen Zuckerzusatzes waren diese Soßen aber immer noch so sauer, daß uns beim Verzehr das Wasser in die Augen schoß.
    Auch kannten wir uns in der alkoholischen Gärung nicht aus. Sollten wir uns in diesen unsicheren Zeiten ein privates Pulverfaß in den Keller legen, das jeden Augenblick explodieren konnte? Sollten wir das tun, nur um den Leuten zu gefallen? Nein, da sei Gott vor! Gut, wir würden Most machen, damit die Birnen nicht umkamen, aber es würde kein gegorener, sondern ein süßer Most sein. Einer, den man in Flaschen füllt, sterilisiert und dann säuberlich in Regale ordnet. Übrigens brauchte kein Mensch zu wissen, wes Geistes Kind unser

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