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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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schwer, denn ich sparte nicht an Mehl. Das Schaben war schwierig, obwohl ich den größten Wassertopf und das schärfste Messer nahm. Das Gulasch brodelte, das Wasser kochte, hochrot und schwitzend kämpfte ich mit dem zähen Teig.
    Manfred kam mehrmals in die Küche und fragte, wie lange es noch gehen werde, und ob er vielleicht helfen könne? Nein, ich konnte niemanden gebrauchen, ich war auch so schon am Ende meiner Kraft und in einer Stunde spätestens könnten wir essen, wenn er mich nicht dauernd stören würde. Eigentlich hatte ich noch einen Salat machen wollen, aber die Zeit reichte nicht mehr dazu und die Zwiebeln auch nicht, die waren alle im Gulasch. Den Tisch hatte ich zum Glück gleich nach dem Frühstück gedeckt. Um zwei Uhr bediente ich den Gong, den wir zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten. Manfred eilte herbei. Er sagte, er hätte einen furchtbaren Hunger, und darüber war ich froh. Aber meine Spätzle schmeckten ihm nicht. Er biß und kaute darauf herum und nahm sich auch nur einmal, obwohl er doch gesagt hatte, daß er einen großen Hunger hätte. Mir schmeckte es auch nicht so recht, aber ich hatte schließlich gekocht.
    »Ißt man solche Mehlklöße in deiner Heimat?« wurde ich gefragt. Ich hörte wohl nicht recht.
    »Mehlklöße? Das sind Spätzle!« sagte ich empört, »ich habe sie nach dem Rezept deiner Mutter gemacht!«
    »Ach, du lieber Himmel!« rief er, bekam einen Hustenanfall und erstickte schier an einem Spätzle.
    Das war die erste Mahlzeit, und es standen uns noch viele derartiger Genüsse bevor.
    Am nächsten Tag entschied ich mich für Reis, ein problemloses Gericht, sogar meine Mutter hatte es hier und da fertig gebracht. Die Reiskörner wirkten klein, also nahm ich gleich zwei Tüten. Der Reis quoll und quoll. Als der erste Topf überlief, nahm ich den nächstgrößeren. Schließlich brodelten drei Reistöpfe auf dem Feuer. Wir aßen die ganze Woche Reis. Einmal mit Gulasch, dann mit Tomatensoße und schließlich mit Zimt und Zucker. Es gab viele Kombinationsmöglichkeiten, aber Manfred streikte und sagte, er könne keinen Reis mehr sehen, geschweige denn essen.
    Zuerst war ich etwas betrübt. Ich dachte an meinen lieben Vater, der ohne mit der Wimper zu zucken, alles gegessen hatte, was meine Mutter auf den Tisch brachte, und das war weiß Gott schlimmer gewesen. Ich sagte das auch zu Manfred und fugte noch hinzu, daß meine Eltern sich sehr geliebt hätten. Schließlich brachte ich den übrigen Reis zu unserer Nachbarin. Sie hatte auch die Spätzle in Empfang genommen. Ihre Schweine gediehen prächtig bei meiner Kost, was man von Manfred leider nicht sagen konnte. Er kaufte mir einen Dampfkochtopf, dessen wildes Fauchen mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte. Entweder war das Gemüse zu weich oder zu hart geraten. Ein schönes Mittelmaß schien es für den Topf und mich nicht zu geben.
    »Wie wäre es, wenn du die Rezepte lesen und die Kochzeiten einhalten würdest?« sagte Manfred, »für eine intelligente Frau sollte das eigentlich möglich sein!«
    Wir hatten viel Ärger wegen des leidigen Essens. Besondere Schwierigkeiten bereiteten mir die schwäbischen Hefespezialitäten: Hefezopf, Dampfnudeln und Gugelhopf. Das Backen mit Hefe sei die einfachste Sache der Welt, jede Bauersfrau könne es, behauptete Manfred, man müsse den Teig nur tüchtig kneten und schlagen und hinterher gehen lassen. Ich knetete und schlug, bis mir die Hände erlahmten. Doch die Zeit, die der Teig zum Gehen benötigte, stimmte nie mit der Zeit überein, die ich ihm dazu bewilligte. War ich in Eile, dann tat sich nichts mit dem Hefeteig. Er dachte nicht daran, in die Höhe zu gehen und blieb wie ein schwerer Klumpen in der Schüssel liegen.
    Wollte ich aber in der Zeit, wo der Teig ruhte, noch dieses und jenes besorgen, dann kam der heimtückische Klumpen in Bewegung. Er dehnte sich und quoll aus der Schüssel, er mußte unbedingt gleich auf der Stelle bearbeitet werden. Wehe, wenn ich meiner Wege ging und nicht tat, was er wollte. Dann kam nachher ein genau so unansehnliches und hartes Back werk aus dem Ofen wie beim nicht gegangenen Teig.
    Am Anfang meiner Backtätigkeit hatte ich die Marotte, allen Gästen selbstgemachte Hefespezialitäten aufzutischen. Selbst unsere besten Freunde ließen sich nach einer solchen Kaffeetafel lange nicht mehr blicken und klagten in Briefen über Magengeschwüre. Andere leidgeprüfte Besucher brachten ihre Kuchen selber mit. Was mich verdroß und in

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