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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nichts zu tun haben. Er blieb an der Tür stehen. Sina näherte sich
vorsichtig der reglosen Gestalt am Fenster und legte ihr freundlich die Hand
auf die Schulter. Die junge Lettin drehte sich um. Ihr Teint war absolut
farblos, die Augen stumpf.
    »Sie haben es gewusst, stimmt’s?«, fragte Sina.
    »Ich was gewusst?«
    »Dass Ihr Mann fremdging …«
    Milda zuckte nicht einmal. »Janis nur mir treu, er nur mich lieben,
hat gesagt. Ich meinem Mann glauben!«
    Es gibt Zeugen für das Gegenteil, dachte Sina, in mindestens einem
Fall. Aber sie wollte nicht riskieren, dass Milda sich aufregte und am Ende gar
nichts mehr sagte. Sie versuchte einen anderen Weg.
    »Hatten Sie manchmal Streit mit Ihrem Mann?«
    »Alle Ehen einmal Streit«, erwiderte Milda unerwartet schlagfertig.
    »Hatten Sie auch Streit wegen der anderen Frau?«
    »Ja, aber Janis sagen, nur mir treu. Ich glauben.«
    »Und was ist mit dem Blut im Schlafzimmer?«
    Die Frage schien Milda durch und durch zu gehen. Doch sie überlegte
nicht lange.
    »Er Kopf gestoßen und ins Bett gelegen. Blut auf Boden tropfen.«
    Wer wollte das Gegenteil behaupten?
    Für Milda war die Sache damit erledigt. Sie sagte kein Wort mehr und
schleppte sich zum Bett.
    Niebuhr schien mit der Befragung zufrieden zu sein. Ich wusste es doch , sagte sein Blick, als er die Tür des
Krankenzimmers von außen zuzog, sie ist unschuldig, voll und
ganz unschuldig.
    »Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte Sina nachdenklich.
    »Wieso?«
    »Sie will ihre Ehe mit Janis in guter Erinnerung behalten und biegt
sich alles entsprechend zurecht. Dabei blendet sie jedes Detail aus, das nicht
ins Schema passt, um seelisch überleben zu können …«
    »Umwerfend, Frau Doktor«, tat Niebuhr ihre Theorie ab. »Vielleicht
solltest du hier im Krankenhaus anfangen und die Eckartz ersetzen.«
    Sinas scharfer Blick brachte ihn zum Schweigen.
    »Ich schlage vor«, sagte sie in einem Tonfall, der stark an den des
Kriminalrats erinnerte, »einen Beamten zur Bewachung abzustellen. Milda
Auseklis zählt für mich ab jetzt zum Kreis der Verdächtigen.«
    Niebuhr schäumte. »Na schön, dann mach ich das!«
    »Sei nicht albern, Jens. Das ist nicht unsere Sache.«
    »Ich bleibe die nächsten Stunden hier auf dem Flur sitzen, um die
Menschheit vor Milda Auseklis zu schützen!« Er warf sich auf einen der Stühle,
die entlang der Wand standen, und verschränkte demonstrativ die Arme.
    Idiot, dachte Sina.
    ***
    In der Mittagspause fuhr Sina nach Hause. Chao hatte
Rindfleisch mit Zwiebeln im Wok angebraten, dazu tranken sie grünen Tee. Danach
blieb ihr noch etwas Zeit, und sie verzogen sich auf die gemütliche Couch ins
Wohnzimmer. Als Sina daran dachte, wie Jens aus Trotz stundenlang auf dem
Krankenhausgang in einem verdammt harten Stuhl verbringen würde, nur um ihr
etwas zu beweisen, musste sie schadenfreudig grinsen.
    Chao hatte ihr Grinsen bemerkt. »Was ist los?«, fragte er und
stoppte für einen Moment die kleine Schultermassage.
    »Nicht aufhören! Weitermachen!«
    »Erst wenn du mir sagst, was los ist.«
    Ups, offenbar hatte er das Gefühl, dass sie sich über ihn lustig machte.
Chao war in letzter Zeit so empfindlich geworden. Aber es war Konsens zwischen
ihnen, dass sie ihm nichts aus dem Dienst erzählte.
    »Du warst sicher ein bildhübsches Kind«, alberte sie herum.
    »Ja, und warum lachst du darüber?«
    »Ich lache nicht, ich freue mich nur …«
    Sie umarmte ihn und versuchte, ihn seitlich auf die Couch zu ziehen.
Aber Chao schüttelte sie ab und machte ein Gesicht wie ein asiatischer
Gewittergott, wenn es denn einen gab. Was war bloß los mit den Männern? Erst
Keilberth, dann Niebuhr und jetzt auch noch Chao. Spaßverderber, dachte Sina
und wollte aufstehen.
    In dem Augenblick legten sich zwei Hände um ihre Hüften, und warme
weiche Lippen küssten ihren Nacken. Sollte sie schmollen oder besser nicht?
    Plötzlich schallte ein lautes Quaken durch den Raum. Sie erschraken
beide. Woher …? Dann wurde Sina klar, dass das der neue Klingelton war,
den Torsten ihr aufs Handy geladen hatte.
    »Sina Kramer … Jens, was gibt’s?«
    Drei Worte genügten.
    »Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Was ist los?«, fragte Chao erschrocken.
    »Milda ist verschwunden.«

ELF
    »Das kannst du doch mit mir nicht machen!«
    Der Mann, der in Geert Sandrocks Büro auf einem geschnitzten Eichenstuhl
mit lederner Sitzfläche nervös hin- und herrutschte, war Ratsherr Helmut Hauke,
zuständig für das Bauwesen der

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