Pfefferbeißer - Harz Krimi
Stadt. Aufgebracht gestikulierte er in der Luft
herum, seine Stimme war heiser geworden, und die Stirn schwamm in Schweiß.
Sandrock konnte sich denken, dass das Aus für Hauke und die Investmentfirma,
die er seit Anbeginn des Vorhabens im Schlepptau gehabt hatte, für ihn mit
Unannehmlichkeiten verbunden war, aber er hatte sich nun einmal entschieden.
»Du weißt genau, dass jeder angreifbar ist. Auch du! Zwing mich nicht …«
Haukes Augen funkelten angriffslustig, und Sandrock hätte ihn
beinahe ernst genommen. Aber was konnte er schon gegen ihn in der Hand haben?
Ja, es gab eine dunkle Stelle in seinem Leben als Politiker, aber davon wussten
nur er und … Sandrock hatte nicht einmal seiner Frau davon erzählt. Was
Hauke von sich gab, war zweifellos nur das letzte Getöse eines Geschlagenen. Am
Ende lag die Entscheidung bei ihm, dem OB ,
und die würde er in einigen Tagen auf der Sitzung verkünden.
»Jetzt beruhige dich doch, Helmut.«
»Ich stehe bei der IIT im Wort. Das
weißt du, Geert. Du kannst mir doch jetzt nicht einfach die Klamotten vor die
Füße werfen!«, jammerte Hauke weiter. Er schien restlos verzweifelt und tat
Sandrock fast leid.
»Wir in der Politik sind Pfefferbeißer, Helmut, das weißt du doch«,
versuchte er abzumildern. »Wir beißen jeden Tag auf Pfeffer, bis uns die Tränen
in die Augen schießen, und dürfen uns nichts anmerken lassen. Wir können nur
immer weitermachen.«
Natürlich war die Absage verdammt kurzfristig, und Hauke würde vor
seinen Leuten von der International Investment Transfer aus Süditalien schlecht
aussehen. Sie hatten fest mit der Beteiligung am Projekt »Hokenpassage«
gerechnet. Aber Sandrock konnte nicht anders. Er musste politische Ergebnisse
liefern, wenn er wieder anerkannt werden wollte.
»Es tut mir leid, Helmut. Bei dem Projekt läuft seit zwei Jahren nichts,
wie es soll. Du hast auch nicht gerade dazu beigetragen, dass es einfacher
wird.«
»Das stimmt nicht, das weißt du genau! Ich kann doch nichts dafür,
wenn de Groot immer wieder etwas gegen die Entwürfe einzuwenden hat.«
Immer noch kämpfte Hauke mit allen Mitteln. Doch bisher war das
Projekt nicht aus der Anfangsphase herausgekommen, waren De Groot Pharma als
Investor aus Goslar, auf die Sandrock nicht verzichten wollte, und die von
Hauke favorisierte IIT damit beschäftigt, Pläne
für eine zweite große Passage von der Hoken- in die Fischemäkerstraße in der
Goslarer Fußgängerzone mit Geschäften, Cafés und Boutiquen zu entwickeln. Doch
bis heute fanden nur endlose Grabenkämpfe statt. Das lag auch daran, dass die
von Hauke ins Rennen gebrachte Firma nie vor Ort war, wenn etwas zügig geregelt
werden musste.
Auch war Haukes Rolle in der Sache nicht gerade durchsichtig.
Sandrock hatte häufig den Eindruck gehabt, dass Hauke nicht die reibungslose
Zusammenarbeit der beiden Firmen im Auge hatte, sondern versuchte, der IIT eine dominante Stellung zu verschaffen.
Damit war jetzt Schluss. Sandrock würde das Vorhaben »Hokenpassage«
mit De Groot Pharma allein durchziehen. Sandrock schätzte die De-Groot-Brüder,
und offenbar hatten auch die Zwillinge zu ihm Vertrauen. Zumindest hatten sie
Sandrock immer gut aussehen lassen, besonders bei der letzten Wahl, wo sie ihn
mit einer Finanzspritze in letzter Sekunde gerettet hatten. Er brauchte Erfolge,
nur so würde er seinen Stellvertreter Klawitter und dessen Anhänger
zurückdrängen können.
»Ist das dein letztes Wort?«, fragte Hauke.
Sie tauschten einen kurzen Blick.
»Aber man kann doch über alles reden«, versuchte der Ratsherr es
erneut.
»Zu spät, Helmut, ich warte schon zu lange …«
Hauke schnappte noch einmal nach einem Wort, aber das war nur ein
Reflex. Es gab nichts mehr zu sagen. Er erhob sich von seinem Stuhl, und ohne
in Sandrocks ausgestreckte Hand einzuschlagen, verließ er das Büro.
***
»Und was hast du Sabrina mitgebracht?«, fragte Henk de
Groot seinen Bruder.
»Das Übliche«, brummte Fred, ohne von seinem Schreibtisch aufzusehen.
»Was soll ich ihr schon groß mitbringen? Hat doch eh alles.«
Wenn Fred de Groot von ihren Geschäftspartnern in Leipzig
zurückkehrte, brachte er immer etwas mit. Henk bekam eine Flasche Whisky aus
einem der Edelläden in der Mädler-Passage. Auch wenn Fred der Ansicht war, dass
es Verschwendung war, denn die Flaschen landeten regelmäßig auf Henks Regal und
fristeten dort ungeöffnet ihr Dasein. Whisky war schließlich zum Trinken da.
Aber Henks leuchtende Augen,
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