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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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verbliebenen waren noch Niemandsland. Auf ihre Frage, ob es kurz vor Haukes
Tod zu Auffälligkeiten oder Problemen mit Kunden gekommen sei, war Stör nichts
eingefallen. Aber das reichte nicht. Es musste alles überprüft werden. Arbeit am
Telefon, mit der Sina und Niebuhr den Nachmittag verbrachten.
    ***
    »Ich bin heute eine chinesische Waschfrau«, sagte Chao mit
breitem Grinsen und schlürfte seinen Tee, als Sina gegen halb sechs in ihre
Küche kam. Mit nacktem Oberkörper saß er am Tisch, die Haare nach hinten zu
einem schwarzen Zopf gebunden und Sinas meerblaues Frotteeband über der Stirn.
Von unten aus dem Keller drang der Geruch des Weichspülers, den er besonders
liebte und mehr als reichlich verwendete. Eines der Dinge, an die sich Sina nur
schwer gewöhnen konnte, seitdem er den Haushalt führte. Und immer Rosenduft.
Weichspüler mit Rosenduft, Handseife mit Rosenduft, Duschgel mit Rosenduft,
Toilettenreiniger mit Rosenduft … In diesem Haus roch es entweder nach Tee
oder nach Rosen.
    Sina verschwand im Schlafzimmer, zog sich aus und warf sich aufs
Bett. Sie hatte die Nase voll von dem Tag, aber noch längst nicht Feierabend.
Um halb sieben stand ihr etwas bevor, auf das sie gerne verzichtet hätte. Sie
wünschte inbrünstig, irgendjemand könnte ihr das abnehmen: das Gespräch mit
einem unreifen, dummen Bengel, der nichts anderes im Sinn hatte, als möglichst
schnell sein Leben zu ruinieren und das seiner Freundin, die er aus Versehen geschwängert
hatte. Tut uns furchtbar leid, wir haben eben nicht aufgepasst.
    »Was ist mit meiner Sina?«, fragte die chinesische Waschfrau
besorgt, setzte sich aufs Bett und streichelte ihr den Rücken.
    Sina drehte sich um und schaute Chao in die Augen. Sie glänzten
immer noch verliebt. Beinahe hätte sie angefangen zu heulen. Es tat ihr gut.
Ja, Chao tat ihr gut. Ihre Finger glitten über seine unbehaarte Brust. Ihr
schoss die Frage durch den Kopf, ob sie diesen Körper mehr liebte als den
Menschen, der in ihm steckte. Aber die Antwort war zu schwer, und für Liebe war
sie augenblicklich zu schlapp. Unten fiepte die Waschmaschine.
    »Deine Wäsche ist fertig.«
    »Geht es dir gut?«
    »Wenn ich bei dir bin …«
    Er erhob sich von der zurückschnellenden Matratze und rückte sein
Stirnband zurecht, das ihm zu weit ins Gesicht gerutscht war.
    »Willst du etwas essen?«
    »Ich dusche zuerst«, sagte Sina zärtlich und lächelte ihm hinterher.
    Torsten und seine Carolin saßen Sina auf der
Wohnzimmercouch gegenüber, schweigend aneinandergepresst mit gesenktem Blick,
händchenhaltend, schicksalsergeben.
    Darauf war Sina vorbereitet. Sie hatte nun einmal von Anfang an die
schlechten Karten. Ihr kam die Rolle der Gnadenlosen zu, die nur die sogenannte
Zukunft ihres Sohnes und seine finanzielle Sicherheit im Kopf hatte und unfähig
war, das pure Glück eines jungen Pärchens zu verstehen, das sich zur Familie
entwickeln wollte. So ähnliche Gedanken liefen doch soeben in diesen Köpfen ab,
oder?
    Sina hätte am liebsten losgeschrien, was sie sich eigentlich dabei
gedacht hätten. Aber das fiel ja aus. Sie hatten eben nicht gedacht.
    Sie betrachtete das Mädchen, das ihr Sohn begehrte. Torsten hatte
ihr Carolin nur einmal flüchtig vorgestellt, und sie hatte sie entsprechend
flüchtig gespeichert. Aber nach Torstens Geständnis hatte sie sich
verständlicherweise näher für die zukünftige Mutter ihres Enkels interessiert
und ihn ausgefragt. Carolin hieß mit Nachnamen Geißler und lebte mit ihren
Eltern und zwei Geschwistern auf einem alten Bauernhof in Immenrode vor den
Toren der Stadt. Die Mutter war Hausfrau und töpferte als Hobby, der Vater
betrieb als Diplom-Ingenieur ein kleines Geschäft für Schwimmbadtechnik und
alles, was mit Hallenbädern zu tun hatte.
    Carolin war einen Kopf kleiner als Torsten, etwa eins siebzig, und
keine Elfe, hatte fleischige Oberarme, ein glattes Gesicht, oval wie ein Ei,
große, ausdrucksvolle Ponyaugen, langes, dickes hellbraunes Haar, einen vollen
Busen und ein kräftiges Becken wie geschaffen, ein gesundes Kind zur Welt zu
bringen.
    Sina musste sich eingestehen, dass es ihr beim ersten Mal mit Chao
ebenso hätte passieren können. Ohne Kondom. Sie hatten sich auch nicht
geschützt, sie hatten auch nicht mit Sex gerechnet. Sie waren auch mehr als
unvorsichtig gewesen, sozusagen hirntot übereinander hergefallen und mit Glück
davongekommen.
    Natürlich war es nicht zu vergleichen. Sina wäre in der Lage
gewesen, die Konsequenzen zu

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