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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ihre eingefallenen Wangen.
    Diese Frau musste irgendwann ein Trauma erlebt haben. Aber nicht mit
ihrem Mann, sondern vermutlich weit vor ihrer Ehe.
    »Haben Sie deswegen jemals einen Psychologen aufgesucht?«
    »Helmut wollte das auch. Aber ich hatte nicht die Kraft dazu.«
    »Und das brachte ihn auf.«
    »Ja, seine Zärtlichkeit schlug um, er wurde manchmal grob und …«
    »… dann tröstete er sich mit anderen Frauen …«
    »Er wollte mich damit eifersüchtig machen.«
    »Und als das nichts half, fing er an zu spielen und warf Ihr sauer
verdientes Geld aus dem Fenster?«
    »Vielleicht war das der Grund. Mögen Sie keinen Tee?« Verena Hauke
griff nach ihrem Glas und sog etwas Rotwein in ihren ausgemergelten Körper.
Darauf zündete sie sich eine neue Zigarette an. Aus Höflichkeit nahm Sina auch
einen Schluck aus ihrer Tasse.
    »Und was spielte sich am Abend seines Todes in diesen vier Wänden
ab?«
    »Am Sonntagabend wollte er ausgehen, sagte wie immer nicht, was er
vorhatte. Aber jeder von uns wusste es. Er würde eine seiner ›Damen‹ besuchen
oder nach Bad Harzburg fahren oder beides …«
    Sie stockte und schwieg eine Weile.
    »Ich habe es ausgehalten, die ganzen Jahre, aber irgendwann ist die
Kraft zu Ende. Wir standen vor dem endgültigen Aus unserer Ehe und dem der
Firma.«
    Sina dachte an die Hämatome am Körper des Toten. Vielleicht hatte
Verena Hauke doch zugeschlagen, und die Blutergüsse stammten von ihren
knochigen Fäusten? Aber ihr ging noch eine andere Frage durch den Kopf:
»Wussten Sie, wer die aktuelle Freundin Ihres Mannes war?«
    »Nein. Seit ich das erste fremde Haar auf dem Revers eines seiner
Anzüge gefunden hatte, wusste ich, dass es andere Frauen gab. Aber mich hat nie
interessiert, wer sie waren. Ich war nicht beglückt, das gebe ich zu, aber ich
war andererseits froh, dass er mich in Ruhe ließ und trotzdem bei mir blieb.«
    Und Rupert Stör hatte ihr mit dem Ergebnis seiner Schnüffeleien nur
bestätigt, was sie schon längst gewusst hatte, dachte Sina.
    »Und warum sah es hier aus wie auf einem Schlachtfeld?«
    »Ich habe Helmut gebeten, mit dem Spielen aufzuhören, ihn angefleht,
uns nicht zu ruinieren, habe sogar gedroht, dass ich mich umbringen würde, wenn
er es nicht endlich lassen würde … Aber er hat sich einfach umgedreht und
ist gegangen. Mich hat plötzlich die Wut gepackt, ich konnte nicht mehr an mich
halten und habe alles kurz und klein geschlagen. Nach ein paar Gläsern Rotwein und
zwei Beruhigungstabletten bin ich dann auf dem Sofa eingeschlafen.«
    Haukes anfängliche Absicht, seine Frau gefügig zu machen, indem er
versuchte, Eifersucht in ihr zu wecken, war offenbar über die Jahre aus dem
Ruder gelaufen, dachte Sina. Er verfiel der Spielsucht, und ab einem bestimmten
Punkt verlebte er schamlos seine Existenz und die seiner Frau. Das hatte Verena
Hauke verständlicherweise zerrüttet.
    »Es gab also keine handgreiflichen Auseinandersetzungen?«
    Die Antwort blieb aus.
    Nachdem sie die Asche ihrer Zigarette abgestreift hatte, sagte Verena
Hauke leise, aber entschieden: »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen. Ich habe
nichts mehr zu sagen.«
    ***
    Der auffrischende Nordwind trieb immer mehr Wolken an den
Harzrand, die sich über der Stadt ballten. Auch der Ahornbaum im Hof des
Präsidiums kam in Bewegung. Für eine Sekunde unterbrach Sina ihren Bericht und
hörte auf das Rauschen. Sie dachte schon, dass es regnete, hätte nichts dagegen
gehabt, wenn sich die klebrige Hitze der letzten Tage auflöste. Aber es war nur
der Wind in den Blättern.
    »… sie muss etwas erlebt haben, das ihr den Sex zum Gräuel werden
ließ«, fuhr sie fort.
    Niebuhr, der bisher schweigend zugehört hatte, sagte: »Du meinst
Missbrauch in der Jugend oder Vergewaltigung?«
    »Definitiv ja, Verena Hauke hat eindeutig Angst vor Sex.«
    »Wahrscheinlich hat Stör sie deshalb auch in Ruhe gelassen. Er hat
gespürt, dass sie körperlich absolut nichts von ihm wollte.«
    »So sehe ich das auch.«
    »Hast du nicht herausgekriegt, wie es dazu gekommen ist?«
    »Nein, an dem Punkt habe ich nicht weitergefragt. Für einen
Seelenstriptease ist Verena Hauke immer noch nicht reif, vielleicht wird sie es
nie sein. Außerdem ist der für unsere Ermittlungen verzichtbar. Ich glaube
nicht, dass Eifersucht noch eine Rolle spielte, vielmehr regte sie in der
letzten Zeit besonders auf, dass ihr Mann das Geld mit beiden Händen zum
Fenster hinauswarf.«
    »Wir können also immer noch nicht

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