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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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es stickig. Das
Zebragras auf dem Sims schien seine letzten Tage zu erleben.
    »Ich wollte mit Ihnen Ihr Verhältnis zu Verena Hauke beleuchten«,
begann Sina, ohne sich beeindrucken zu lassen. Stör blieb nichts weiter übrig,
als seine Wut herunterzuschlucken.
    »Welches Verhältnis?«
    »Hatten Sie keins?«
    Er sah sie verdutzt an. Ihm hatte es die Sprache verschlagen. Das
Knirschen der Räder in seinem Gehirn war unüberhörbar. Offenbar wog er ab, was
klüger war, die Wahrheit zu sagen oder zu lügen.
    »Heiß heute … möchten Sie etwas zu trinken?«, sagte er, als er
sich wieder gefangen hatte, stand auf, ohne die Antwort abzuwarten, und öffnete
den kleinen Kühlschrank links neben dem Waschbecken.
    »Mineralwasser medium, wenn Sie haben.«
    »Alles da, nur keine Gläser.«
    »Schon gut«, sagte Sina.
    Er drückte ihr eine der angekühlten Plastikflaschen in die Hand. Dann
setzte er sich wieder hinter den Schreibtisch und nahm einen Schluck.
    »Verena war einmal ein hübsches Ding, wissen Sie, nicht so ein
Nachtgespenst wie heute«, begann er etwas zu locker, als dass Sina nicht
gemerkt hätte, dass ihn das berührte. »Ich kenne sie, seit sie den Chef
geheiratet hat, also fast zwanzig Jahre. Damals war mit mir auch noch mehr los …«
    Er lächelte etwas verlegen, wurde aber schnell wieder ernst.
    »In der Zeit hatten wir mehr Aufträge, als wir schaffen konnten. Wir
brauchten jede verfügbare Kraft. Verena arbeitete als ›Mädchen für alles‹ hier
im Büro mit. Sie hatte ihren eigenen Schreibtisch und machte die Dienstpläne,
führte Telefonate mit den Kunden, gab Materialbestellungen auf und was alles so
vorkam. Ich war schon früh geschieden und hatte mir geschworen … aber
Verena gefiel mir …«
    Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche, was ihm den Schweiß auf
die Stirn drückte.
    »Und da sind Sie sich nähergekommen …«
    »Zuerst nicht. Helmut war ihr Gott, und ich glaube, er ist es bis heute
geblieben. Aber allmählich schien mir, dass auch ich ihr nicht ganz egal war.
Manchmal lächelte sie mir zu, ganz ohne Grund, oder machte mir eine Suppe heiß
und sagte, dass ich zu viel arbeiten und ob sich zu Hause keiner um mich
kümmern würde. Später bot sie mir auf einem Betriebsausflug – damals haben
wir noch welche gemacht – das Du an.«
    »Und dann begann Ihr intimes Verhältnis …«
    »Das hätte ich gerne gehabt …«, sagte Stör.
    »Also nicht?«
    »Ich habe ein paar Annährungsversuche gestartet, aber ich spürte,
dass sie nicht wollte, und habe es gelassen. Außerdem, wenn das herausgekommen
wäre, hätte ich damit rechnen müssen, dass …«
    »Hatten Sie das Gefühl, dass Verena Hauke Sie nicht an sich herankommen
ließ, weil sie ihrem Mann treu sein wollte?«
    »Kann schon sein.«
    »Und das hat Sie geärgert. Waren Sie eifersüchtig auf Ihren Chef?«
    Die Frage trieb Stör die Röte ins Gesicht. »Zugegebenermaßen, ja.
Aber ich habe die beiden Dinge immer getrennt, den Job und meine Gefühle für
Verena. Ich habe alles für den Betrieb getan, auch wenn ich mitansehen musste,
wie der Chef, nachdem sein Vater gestorben war, die Firma sträflich
vernachlässigte und Verena schon zwei Jahre nach der Hochzeit behandelte, als
wäre sie ihm lästig. Manchmal konnte ich es nur schwer ertragen, mitanzusehen,
wie sehr sie darunter litt.«
    »Es war also das lieblose Verhalten von Helmut Hauke, das seine Frau
so fertigmachte, oder gab es noch etwas anderes …«
    »Einmal hat sie mehr geredet, als sie wollte. Wir saßen nach
Feierabend noch im Büro und machten die Abrechnung. Es war November, draußen
Eisregen. Da hat sie uns einen Glühwein gemacht und ist das erste Mal ein
bisschen aus sich herausgegangen. Sie machte aber nur Andeutungen, dass ihr
Mann abends öfter wegfuhr und viel zu viel Geld ausgeben würde. Sie weinte und
tat mir leid. Ich hätte sie in den Arm nehmen wollen, aber sie riss sich schnell
wieder zusammen und tat dann so, als wäre nichts gewesen.«
    »Und in Ihnen wuchs die Wut auf Ihren Chef …?«
    »Ja, manchmal hätte ich ihm eins in die Fresse hauen können.« Stör
wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Was hat Hauke denn abends getrieben, und wo ist das Geld
geblieben?«
    »Er hatte Frauengeschichten, und das Geld ist in Bad Harzburg
geblieben.«
    »Und woher wissen Sie das?« Sinas Ton wurde schärfer. Jetzt musste
er mit der Sprache heraus.
    Stör mied es, ihr in die Augen zu schauen. »Ich weiß es, weil …
weil ich ihm nachgefahren

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