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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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schreiben …«
    Sina hielt die Luft an.
    »Klar haben wir das«, sagte Niebuhr schnell, während er Sina einen
flehenden Blick zuwarf. Bitte keinen Streit!
    »Ist sowieso kaum vorstellbar, dass Sandrock in die Sache verwickelt
ist«, setzte Keilberth noch obendrauf.
    Immer dasselbe, wenn die lokalen VIP s
unter die Lupe genommen werden sollen, dachte Sina. Nur niemandem auf die Füße
treten. Sie wollte Keilberth passend herausgeben, aber der hatte die Lunte
rechtzeitig gerochen und sich mit einem »Na, dann, einen schönen Feierabend!«
aus dem Staub gemacht.

SIEBZEHN
    Zu viel Aufwand für einen Mann mit so wenig Format, dachte OB  Geert Sandrock am opulent geschmückten
Grab des unsanft aus dem Leben beförderten Ratsherrn Hauke. Doch auf dem
Gesicht trug er die gleiche Maske wie die Mitglieder des zur Beerdigung
erschienenen Rats: eine Spur Entsetzen, gepaart mit tiefer Trauer, wie es sich
gehörte.
    Sandrock sah Hauke vor sich, winselnd, um die italienische Finanzierungsgesellschaft
weiter im Rennen zu halten. Dann am Ende die Drohung, die er, Sandrock, nicht
ernst genommen hatte. Ein Fehler, denn irgendwie musste Hauke hinter die Geschichte
mit den nicht deklarierten Spendengeldern gekommen sein, die ihm bei den
letzten Wahlen den entscheidenden Vorsprung verschafft hatten.
    »… wir trauern um Helmut Hauke, der sich in seinem nun
erfüllten Leben vorbildlich im Ehrenamt für seine Mitbürger und das Gemeinwohl
einsetzte …«, schnarrte die Stimme des Pastors.
    Gemeinwohl . Dieses Wort hatte Sandrock
schon zu oft gehört, als dass es in ihm noch Ehrfurcht auslösen konnte. Es
hatte sogar Zeiten gegeben, in denen er nicht mehr gewusst hatte, was es bedeutete.
War dieser hehre Begriff am Ende nicht das verlogene Alibi für ein Spiel, in
dem es allein um die Demütigung und Vernichtung des Gegners ging? Mit allen
Mitteln? Es war nicht so, dass er sich nie die Frage gestellt hätte, ob sich
dieses Spiel lohnte, er hatte sie nur nie beantwortet.
    Und Hauke hatte versucht, dieses Spiel mit ihm zu spielen. Aber für
ihn war es jetzt zu Ende.
    Sandrock warf seiner Frau Rita, die neben ihm stand, ein
solidarisches Lächeln zu und drückte sanft ihre Hand. Sie war die einzig reale
Stütze in seinem Leben. Das wurde ihm in diesem Augenblick stärker bewusst als
jemals zuvor. Ein Gefühl der Dankbarkeit durchflutete ihn.
    Unter den zahlreichen Trauergästen machte Sandrock das Gesicht von Ernst-August
Klawitter aus, der offenbar allein gekommen war. Bei solchen Gelegenheiten
begleitete ihn sonst seine Frau. Sandrock mochte Miriam Klawitter. Eine Frau
mit Persönlichkeit. Aber was scherte ihn Klawitters Privatleben. Jetzt galt es,
seinen Stellvertreter auf Abstand zu halten, vor ihm auf der Hut zu sein, um
nicht in irgendeine Falle zu tappen und tags drauf eine höhnische Zeitungsnotiz
zu kassieren.
    Vorne am Grab Verena Hauke, dünn wie ein Faden und viel älter
wirkend, als sie sein konnte. Sie verbarg ihr Gesicht hinter einem Taschentuch.
Daneben eine Frau, die sie stützte.
    Im Hintergrund machte er Kriminalrat Keilberth aus und zwei seiner
Mitarbeiter, eine Frau und einen jüngeren schlanken Mann, deren Gesichter
Sandrock nicht geläufig waren. Keilberth kannte er schon viele Jahre. Sie waren
häufig zusammen für die Presse abgelichtet worden, wenn er die
Polizeiinspektion besucht hatte, um seine Wertschätzung für deren Arbeit zu
bekunden.
    »Heinz, du hast hier freie Hand«, hatte er Keilberth großzügig
gewährt, als er gestern im Rathaus mit ihm zusammengetroffen war, »niemand wird
deinen Leuten Steine in den Weg legen, aber bitte keinen unnötigen Staub
aufwirbeln! Haukes Tod muss geklärt werden, aber nicht auf Kosten des Rates und
der Kommune. Negativpropaganda schadet eindeutig unseren neuen Projekten.«
    Keilberth hatte es ihm mit einem kurzen Nicken zugesichert, hatte
auch auf möglichst schnelle Freigabe von Haukes Leiche gedrungen, um die
pressewirksame Beerdigung möglichst schnell wieder in Vergessenheit zu bringen.
Sandrock ging auch davon aus, dass der Kriminalrat die eingeteilten
Kripobeamten an der kurzen Leine hielt. Keilberth und er respektierten
einander, sie kannten sich beide aus, auch mit dem Schweigen. Schließlich trugen
sie Verantwortung. In jeder Behörde, in jedem Betrieb fiel etwas an, das nicht
in die Öffentlichkeit gehörte. Und das Schweigen musste gewahrt werden, um auf
Dauer im Spiel zu bleiben.
    Aber auch wenn er ein belastbares Verhältnis zum Kriminalrat

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