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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ausschließen, dass sie an dem
Abend ausgerastet ist. Totschlag im Affekt.« Niebuhr stützte nachdenklich den
linken Ellbogen auf die Platte seines Schreibtisches. »Abgesehen von dem
Durcheinander im Wohnzimmer weisen allerdings keinerlei aussagefähige Spuren
auf eine solche Auseinandersetzung hin, weder im Haus noch in Haukes Auto. Die
Technik soll sich den Wagen von Stör aber mal genauer ansehen. Möglich ist,
dass Verena Hauke sich nach dem Tod ihres Mannes – egal, wie es passiert
ist – an Stör wandte und er ihr aus alter Freundschaft oder Mitleid half,
die Leiche abholte und sie an der nächstbesten Stelle, die ihm einfiel, ablud.
Stör ist ja angeblich den ganzen Abend zu Hause gewesen, war also für Verena
Hauke erreichbar.«
    Sina nickte stumm.
    Draußen wurde es auf einmal dunkel wie zur abendlichen Dämmerung.
Fast gleichzeitig mischte sich das Rascheln der vom Wind bewegten Blätter mit
dem Prasseln des frischen Regens, der spürbar die Luft kühlte, die durch den
Fensterspalt ins Büro zog.
    »Jetzt zu deinen Erfolgen …«
    Niebuhr hatte zwei Verflossene des verstorbenen Ratsherrn erwischt.
    »Hauke war am Abend seines Todes nur kurz im Spielcasino«, sagte er.
»Das ist die Aussage des eingeteilten Croupiers, der sich wunderte, warum es
Hauke, der sonst nie auf die Uhr schaute, so eilig hatte. Die beiden Damen habe
ich einbestellt, die sollten wir uns mal genauer anschauen.«
    Als Sina und Niebuhr den Vernehmungsraum betraten,
schwebte ihnen eine Wolke aus Haarspray und Parfüm entgegen. Die Blondine mit
Löwenmähne, die schon am Tisch Platz genommen hatte, hob den Kopf. Aufgeblasene
Lippen, überlange Wimpern, der annähernd nougatbraune Teint, nicht zuletzt ihre
monströse Oberweite, die schon unappetitlich war: Nichts wirkte natürlich an
dieser Person. Das fand jedenfalls Sina. Niebuhr war offensichtlich anderer
Meinung, denn er starrte wie gebannt auf das, was die Zeugin so selbstbewusst
vor sich hertrug.
    »Sie sind also Frau Jaqueline Delano …«
    Sina lagen die Daten schon vor, die Kollegen hatten ihr die Arbeit
abgenommen. Die Frau war achtunddreißig, geschieden, ging keiner geregelten
Arbeit nach und wohnte in einer Eigentumswohnung am Steinberg. Nach der
üblichen Belehrung legte die Zeugin ungefragt los.
    »Ich verstehe gar nicht, warum Sie mich vorgeladen haben«, sagte sie
und blickte dabei Niebuhr tief in die Augen. »Ich habe Helmut … ich meine,
Herrn Hauke, seit etwa einem halben Jahr nicht mehr gesehen.«
    Sina ging nicht weiter darauf ein. »Bitte verstehen Sie, dass wir uns
ein Bild vom Leben des Toten machen müssen. Beantworten Sie deshalb nur meine
Fragen. Wovon leben Sie?«
    Das geht Sie gar nichts an, schien der studiogebräunten Schönen auf
den Lippen zu liegen.
    »Hören Sie, ich sagte Ihnen doch …«
    Mitten im Satz hielt sie inne, schien einzusehen, dass es keinen
Zweck hatte, sich zu widersetzen.
    »Ich bekomme von meinem Ex genug, ich brauche nicht zu arbeiten. Er
hat mir auch die Wohnung geschenkt, wenn Sie das interessiert.«
    »Sie hatten also ein Verhältnis mit Herrn Hauke«, hielt Niebuhr
fest. Mehr oder weniger hatte die Zeugin das ja schon zugegeben.
    Die Blonde überlegte auch nicht lange.
    »Ja, wir hatten ein Verhältnis, aber das ist seit über einem Jahr beendet.
Ich habe ihn dann noch einmal in der Stadt getroffen, aber wir haben nur ein
paar Worte gewechselt.«
    »Waren Sie noch verheiratet, als Ihre Beziehung mit Helmut Hauke
begann?«
    »Ja, aber mein Mann hat mich in Ruhe gelassen. Wir haben unter der
Voraussetzung geheiratet, dass er mich nicht einsperrt. Ich bin nun mal kein
Hausmütterchen …« Wieder warf sie Niebuhr einen vielsagenden Blick zu.
    »Und Sie wussten, dass auch Helmut Hauke verheiratet war?«, fragte
Sina.
    »Ja, natürlich. Aber seiner Frau hat es wohl auch nichts ausgemacht.
Die war frigide oder so was. Aber das hat mich nicht interessiert. Wir haben
uns amüsiert, Helmut und ich. Wir haben gespielt, getrunken und …«
    Gevögelt, dachte Sina, ohne die Miene zu verziehen.
    »Und wer hat die Beziehung beendet?«, fragte sie stattdessen.
    »Er hat sich einfach nicht mehr blicken lassen«, antwortete die
Zeugin ohne sichtbare Gemütsregung.
    »Hat Sie das nicht wütend gemacht, so einfach abserviert zu werden?«,
versuchte es Sina weiter.
    »Zugegeben, es hat mich eine kurze Zeit beschäftigt, aber wir hatten
unseren Spaß gehabt und damit gut. Ich habe Hauke nicht hinterhergeweint, wenn
Sie das

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