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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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kein Tropfen Blut. Hauke war mit größter Wahrscheinlichkeit nicht
damit transportiert worden. Stör und Verena Hauke konnte also fürs Erste nichts
Konkretes nachgewiesen werden. Blieb das Arbeitsumfeld von Hauke. Während
Niebuhr noch weitere Telefonnummern aus dessen Taschenkalender überprüfen
wollte, fuhr Sina wieder in die Stadt zu einer weiteren Zeugenbefragung.
    Unterwegs drehten sich ihre Gedanken vor allem um zwei Fragen: Wer
war die letzte Freundin von Helmut Hauke gewesen, und war er immer so eiskalt
umgesprungen mit seinen Frauenbekanntschaften, wenn er genug von ihnen gehabt
hatte? Möglich war schließlich auch, dass er vor Jahren eine Frau hatte sitzen
lassen, die sich erst jetzt dafür gerächt hatte. Von weniger toleranten
Ehemännern, die möglicherweise hinter das Verhältnis ihrer Frau mit Hauke
gekommen waren, ganz zu schweigen.
    »Erster Stock, rechts. An der Tür steht ›Mühe‹«, sagte die Frau am
Empfang neben dem Eingang des kargen Verwaltungsbaus. Sina hatte nur den kurzen
Steckbrief, den Niebuhr ihr gegeben hatte, sonst wusste sie nichts über den
Mann, den sie gleich treffen würde. Vor allem hatte sie keine Ahnung, was sie
ihn fragen sollte. Städtebau und Wirtschaftsförderung waren nicht wirklich ihre
Gebiete.
    Sie klopfte an. Als keine Reaktion erfolgte, öffnete sie die Tür einen
Spalt: ein ungelüfteter Raum mit zwei Schreibtischen Kopf an Kopf. An dem
rechten saß ein Mann um die fünfzig und las in einer Akte, der linke war leer
geräumt und unbesetzt, vermutlich der von Hauke.
    »Ja bitte?«
    »Kramer von der Kripo Goslar, sind Sie Herr Heribert Mühe?«
    Winzige Augen hinter zentimeterdicken Gläsern peilten sie an.
    »Diplom-Ingenieur Heribert Mühe, ja.«
    Mühe hielt sich sein schmales weißes Handgelenk mit der großen
runden Armbanduhr vor die Nase und stellte fest: »Sie sind zu früh. Unser
Termin ist erst um elf Uhr dreißig, nicht um elf.«
    Mit der breiten Stirnglatze und dem graubraunen Pullunder mit V-Ausschnitt
über dem weißen Hemd der Prototyp des pedantischen städtischen Angestellten,
dachte Sina.
    »Nun bin ich schon mal hier«, sagte sie so charmant wie möglich.
»Vielleicht haben Sie ja jetzt schon Zeit für mich?«
    Mühes Gesicht blieb unbewegt. Die kleinen Äuglein hinter der
Brillenbastion musterten sie ungeniert weiter.
    »Also gut«, sagte er schließlich, »setzen Sie sich.«
    Sina setzte sich auf den Stuhl, der offenbar der Besucherstuhl war.
    »Geht es Ihnen persönlich sehr nahe, dass Ihr Chef ermordet wurde?«
    Seine Augen, die jetzt größer waren, weil er sie vor Verwunderung
weit aufgerissen hatte, fragten zurück: »Und deswegen stehlen Sie mir meine
Zeit?«
    Sina setzte gleich nach. »Wie viele Jahre haben Sie
zusammengearbeitet?«
    »Etwa sechs oder sieben. Ich kann Ihnen das exakt sagen, aber ich
müsste nachsehen …« Er machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Nein danke, nicht nötig. Wie war Ihr Verhältnis zu Helmut Hauke?«,
fragte sie, ohne sich von der abweisenden Art Mühes irritieren zu lassen.
    Das schien ihm zu imponieren. Obwohl er sie immer noch mit diesem
stechenden Blick fixierte, gab er seine distanzierte Haltung ein Stück weit
auf.
    »Wir haben gut zusammengearbeitet. Hauke hatte seine Projekte, und ich hatte meine .«
    »Und als Ihr Chef hatte Hauke die großen Projekte und Sie die
kleinen …«
    Sina provozierte mit der Absicht, den Mann von seiner hohen Warte
herunterzuholen. Am Boden wäre sie die Siegerin.
    Aber Diplom-Ingenieur Mühe lächelte nur müde, während sein Blick
Sina weiter scannte und sein Hirn die Aufnahmen auswertete.
    »Wie gesagt, wir haben uns gut verstanden, Hauke und ich.«
    »Und jeder wusste vom anderen, was er tat?«, setzte Sina nach.
    »Letztlich lief alles durch Haukes Hände. Aber er vertraute mir und
segnete meine Eingaben einfach ab. Von seinen Projekten hatte ich allerdings
nur die nötigste Vorstellung. Da ging es auch um Politik, und das war sein Gebiet.«
    »Woran hat Hauke zuletzt gearbeitet?«
    Mühe stutzte. »Ich weiß jetzt nicht, wie weit ich gehen darf …«,
zögerte er die Antwort hinaus.
    »Sehr weit, genau genommen dürfen Sie mir alles erzählen. Alles, was
ich wissen möchte, Herr Mühe.«
    »Vermutlich, weil es um Mord gehen könnte …«
    »Genau deshalb.«
    Mühe ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Es soll eine neue Einkaufspassage
im Stadtzentrum entstehen. Hauke hat sich sehr intensiv damit beschäftigt. Fast
ausschließlich in der letzten

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