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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Zeit.«
    »Gab es Ärger oder unangenehme Überraschungen?«
    Wieder scannte Mühe sie. Dann, nach der Auswertung, sagte er: »In
den letzten Tagen wirkte Hauke sehr gestresst, fast aufgelöst …«
    »Und das hatte mit diesem Projekt zu tun?«
    »Keine Ahnung, ich kann da nur vermuten.«
    »Und was vermuten Sie?«
    Mühes Stirn legte sich in Falten. Die Frage passte ihm wohl nicht.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Das ist meine Sache. Ich habe nicht die geringste Lust, dass Sie
mir später einen Strick daraus drehen.«
    Früher oder später würde er sie auflaufen lassen, damit hatte Sina
gerechnet. Es hatte keinen Sinn, mit Mühe zu diskutieren. Er war intelligent
genug, um die Grenzen der Polizeiermittlungen zu ahnen, und würde sich von ihr
nicht darüber hinauslocken lassen. Vielleicht hatte er Angst, Amtsgeheimnisse
zu verraten, oder befürchtete, seinen Namen in der Zeitung in Verbindung mit einem
Mord zu lesen. Offenbar war er nicht auf die Idee gekommen, das ihn gerade sein
abweisendes Verhalten verdächtig machen könnte.
    »In Ordnung«, erwiderte sie trocken. »Wo sind die Akten von Haukes
letztem Projekt?«
    »Bei Klawitter im Rathaus«, antwortete Mühe, und als Sina ihm einen
fragenden Blick zuwarf, »dem Stellvertreter von OB  Sandrock, den kennen Sie doch, oder?«
    ***
    Immerhin hatte die Befragung von Heribert Mühe ergeben,
dass Hauke kurz vor seinem Tod ziemlich nervös gewesen war. Mühe war der Erste,
der das so deutlich ausgesagt hatte. Im Nachhinein brachte Sina, die wieder an
ihrem Schreibtisch im Präsidium saß, sogar Verständnis dafür auf, dass er sich
ansonsten mit seinen Auskünften zurückgehalten hatte. Ein falsches Wort konnte
für ihn vermutlich einen Sack voll interner Schwierigkeiten bedeuten. Doch sie
war sich sicher, dass Mühe weit mehr wusste, als er vorgab. Außerdem kannte er
wahrscheinlich alle Akten und hätte sie leicht über die entscheidenden Vorgänge
ins Bild setzen können, so jedenfalls hatte er auf sie gewirkt.
    Sie stand auf. Draußen im Hof machte der böige Wind Gymnastikübungen
mit dem Ahornbaum, während ein noch nicht ausgewachsener Donner das nahende
Gewitter ankündigte.
    Das Projekt, für das sich Hauke so leidenschaftlich eingesetzt
hatte, wurde also jetzt von Dr. Ernst-August Klawitter im Rathaus
bearbeitet und genoss offenbar oberste Priorität.
    Ihre Gedanken verloren sich, und sie hatte wieder das Bild in der
Gerichtsmedizin vor Augen. Der entsetzliche Anblick der Reste eines
strahlenden, hoffnungsvollen jungen Mannes: Janis Auseklis. Ja, sie hatte ein
schlechtes Gewissen, nichts tun zu können. Nein, sie brauchte kein schlechtes
Gewissen zu haben, weil sie im Augenblick keine neuen Anhaltspunkte hatten. Ja,
es ging ihr fürchterlich auf die Nerven.
    Ein flüchtiges Klopfen an der Tür. Niebuhr kam herein. Seine Telefonate
hatten zu keinen weiteren Ansatzpunkten geführt. Haukes Terminkalender schien
so weit ausgedient zu haben.
    Die Mittagspause verbrachten Sina und Niebuhr wieder in
der »Butterhanne«, nur wenige gepflasterte Meter vom alten Rathaus entfernt,
dem Sitz des  OB und seines Stellvertreters.
    »Erzähl mir was über die neue Passage in der Fußgängerzone.« Was
Lokalpolitik betraf, klaffte bei Sina eine Wissenslücke, die sie bisher nie
gestört hatte, jetzt aber wurmte, denn Niebuhrs nachsichtiges Lächeln war nur
schwer erträglich.
    »Es geht um eine Passage von der Hokenstraße in die Fischemäkerstraße
mit Geschäften und Boutiquen, sozusagen das Gegenstück zur Kaiserpassage. Dann
könnte man vom Schuhhof überdacht bis in die Breite Straße bummeln. So ist es
geplant. Aber soweit ich weiß, gibt es Dauerstreit, was Planung und
Finanzierung betrifft. Jedenfalls ist die Stadt, der zwei Grundstücke gehören,
die einbezogen werden sollen, noch keinen Schritt weitergekommen.«
    »Also ein Projekt, an dem sich die Geister scheiden. Bei dem es um
Geld, Macht und Einfluss geht …«
    »Könnte man so sagen.«
    »Laut Mühe hat Hauke in den letzten Wochen vor seinem Tod intensiv
daran gearbeitet.«
    »Ist anzunehmen. Als Ratsherr für das Bauressort muss er an
vorderster Front mitgemischt haben«, bestätigte Niebuhr.
    »Und weil das Projekt vermutlich oberste Priorität hat, ist die Akte
nach Haukes Tod ins Rathaus in die Nähe des Oberbürgermeisters gewandert, weil
er die Sache endlich ins Rollen bringen will.«
    Niebuhr nickte, während er den Bewegungen des Kellners folgte,

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