Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
der
den Linseneintopf auf den Tisch stellte.
    ***
    Ernst-August Klawitter arbeitete einige liegen gebliebene
Akten in seinem Amtszimmer im Rathaus auf. Eigentlich war Mittagspause, und er
hatte nicht übel Lust, ein paar Dutzend Steinstufen tiefer im Gewölbekeller des
Hauses, in dem ein neuer Pächter das Restaurant übernommen hatte, einen Imbiss
zu nehmen. Aber schon am frühen Nachmittag warteten in der Kanzlei Mandanten
auf ihn, und obendrein musste er Miriam vertreten. Seine Frau war in
Braunschweig auf Wohnungssuche. Er hatte sie gebeten, sich dafür Tage
auszusuchen, die nicht so dicht mit Terminen bestückt waren, aber sie kümmerte
sich nicht darum. Sie kümmerte sich um gar nichts mehr, nicht um die Kanzlei
und auch nicht um den Haushalt. Mit Leonard, seinem jüngsten Sohn, flüsterte sie,
wenn er in der Nähe war, sodass er den Eindruck bekam, als gäbe es Geheimnisse
oder als schürten sie ein Komplott gegen ihn. Offenbar hatte sie weniger die
Absicht, sich stillschweigend zurückzuziehen, als vielmehr den Laden noch
einmal richtig aufzumischen, bevor sie ihm den Rücken kehrte.
    Vater hatte ihn angesprochen. Wieso er nicht mit ihm reden würde. Er
sei noch nicht so gaga, hatte er in vorwurfsvollem Ton gesagt, dass er nicht
längst mitbekommen hätte, was eine Etage unter ihm passiere. Dabei war sein
Vater keinesfalls unschuldig an der ganzen Misere. Von Anfang an hatte er seine
Schwiegertochter spüren lassen, dass sie ihm unsympathisch war, und über ein
Jahr lang den Beleidigten gespielt, weil Miriam ihn gebeten hatte, wegen der
Kinder die Wohnungen zu tauschen.
    Klawitter musste sich vorwerfen, dass er sich damals aus der Sache
herausgehalten hatte. Er hatte es sich mit seinem Vater nicht verderben wollen,
feige, wie er war. Außerdem stimmte es, dass er Miriam den ganzen Haushalt mit
den drei Kindern zugemutet hatte. Auch wenn sie eine Putzhilfe hatten, die auf
Wunsch zeitweise in der Küche zur Hand ging, blieb doch das meiste an Miriam
hängen, von den Terminen gar nicht zu reden, die sie obendrein für die Kanzlei
wahrnahm. Anstatt seine Frau zu entlasten, gab er abends den viel beschäftigten
Ernährer, den man nicht zu stark strapazieren durfte, wenn er müde nach Hause
kam. Und Miriam hatte ihn in Ruhe gelassen. Warum hast du mir nicht auf die
Füße getreten?, dachte er, dann wäre es nie so weit gekommen, wie es gekommen
ist! Du hättest mich nicht schonen dürfen. Ach, Miriam, ich weiß ja, was ich
falsch gemacht habe, hör doch auf mit dem Theater und komm wieder zurück. Ich
verzeih dir alles, aber komm wieder zurück …
    Silbrig klingende Hammerschläge rissen ihn aus dem sentimentalen
Tran. Er wischte sich über die Augen. Es war zwölf Uhr, im Zwerchgiebel der
alten Kämmerei gegenüber setzte das Glockenspiel mit »Üb immer Treu und
Redlichkeit« ein, während Szenen aus der Bergbauhistorie vorbeizogen. Ein
Spektakel, das die Touristen in Scharen jeden Tag auf dem Marktplatz
erwarteten.
    Er durfte sich nicht aus der Bahn werfen lassen, von nichts, auch
nicht von Miriam. Er hatte Pflichten, die es zu erfüllen galt, und er wollte OB werden. Das sagte er sich immer wieder. Diesem Ziel
musste er alles unterordnen. Für Miriam würde er Ersatz finden, der mit
Handkuss ihre Stelle übernahm.
    Klawitter griff zu der Mappe mit den Unterlagen, die gegengezeichnet
werden mussten, überflog deren Inhalt und warf routinemäßig sein Kürzel
darunter.
    Nach der Beerdigung war er noch in Hannover gewesen. Er brauche sich
um seine Karriere keine Sorgen zu machen, wenn er in eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit einwillige. So ungefähr hatte der alte Rübenacker von der
Kanzlei Rübenacker in Hannover in dem persönlichen Gespräch mit ihm heraushören
lassen. Die Anwaltssozietät würde die Geschäfte der IIT in Sachen Einkaufspassage vertreten, um Verzögerungen in wichtigen Entscheidungen
zukünftig zu vermeiden, so Rübenacker. Er würde der weiteren Entwicklung auf
die Sprünge helfen, darauf könne sich Klawitter verlassen. Es sei aber
natürlich allein seine Aufgabe, das Heft in die Hand
zu nehmen, sobald Sandrock und seine De Groot Pharma Anzeichen von Rückzug
erkennen ließen.
    Bei genauerem Nachdenken kamen ihm die Andeutungen allerdings dubios
vor. Was sollte das heißen, »auf die Sprünge helfen«? Hatte nicht Hauke bei
ihrem letzten Treffen so etwas Ähnliches gesagt und von illegalen Wahlspenden
gefaselt, die Sandrock zum  OB gemacht
hätten, kurz bevor er …? Und dass Klawitter

Weitere Kostenlose Bücher