Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
nur den richtigen Zeitpunkt
abzuwarten brauche, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen und Sandrock
endgültig zu Fall zu bringen?
    Klawitter hatte nicht die Absicht, sich die Finger schmutzig zu
machen, aber würde er es sich leisten können, zimperlich zu sein, wenn der
entscheidende Moment kam?
    ***
    Nach der Mittagspause entschieden Sina und Niebuhr,
wenigstens einem der hohen Herren im Rathaus ein paar Fragen zum plötzlichen
Tod von Helmut Hauke zu stellen.
    »Sind Sie angemeldet?«, fragte die Sekretärin spitz.
    Als Sina »Nein« antwortete, konnte man dem Gesicht der Sekretärin
unschwer entnehmen: Das wäre doch wirklich nicht zu viel verlangt gewesen!
    »Herr Dr. Klawitter ist momentan außer Haus, aber ich gebe
Ihnen gerne einen Termin«, bot sie in dem herablassenden Tonfall an, wie man
ihn von Sekretärinnen in diesen Etagen nicht anders erwartet.
    »Wir brauchen keinen Termin. Es geht um Mord, das wissen Sie doch«,
sagte Sina barsch, während sie daran denken musste, dass Keilberth ausdrücklich
an ihr Feingefühl appelliert hatte. Aber vielleicht war sie gerade deshalb so
kurz angebunden. Niebuhr straffte dazu den Oberkörper, um der Staatsmacht
Nachdruck zu verleihen. Die Sekretärin zuckte zusammen.
    »Ja, ja natürlich. Aber Herr Dr. Klawitter ist nun mal nicht
da. Ich kann Ihnen frühestens morgen einen Termin geben.« Sie überflog mit dem
Finger die Liste, die vor ihr lag. »Um zehn Uhr fünfundvierzig?«
    »Wo ist Herr Dr. Klawitter denn momentan?«, fragte Sina, ohne
auf das Angebot einzugehen.
    Die Sekretärin schien zu überlegen, ob es im Bereich ihrer Pflichten
lag, dahingehend Auskunft zu geben.
    »Soviel ich weiß, ist er in seiner Kanzlei und empfängt am Nachmittag
Mandanten«, sagte sie schließlich.
    Die Adresse hatte Niebuhr natürlich, wie er Sina durch einen Blick
zu verstehen gab.
    »Und dann brauchen wir noch die Akte ›Neue Passage‹ zur Einsicht.«
    Für den Vorgang hatte sich Sina spontan einen Namen ausgedacht.
    »Sie meinen das Dossier Hokenpassage?«, stellte die Sekretärin
richtig. »Ich werde Herrn Dr. Klawitter davon in Kenntnis setzen. Das
Dossier geht Ihnen dann auf dem Dienstweg zu.« Die Schadenfreude in ihrer
Stimme war nicht zu überhören.
    »Nicht besonders kooperativ«, sagte Sina verärgert, als sie und Niebuhr
die ausgetretenen Steinstufen zum Marktplatz wieder hinunterstiegen.
    »Die Majestäten wollen eben gebeten werden, die lassen sich so
leicht nicht aus der Ruhe bringen, auch nicht durch einen möglichen Mord«,
sagte Niebuhr.
    Zwischen dem alten Rathaus am Marktplatz und dem Sitz der
Rechtsanwaltskanzlei Klawitter im Claustorwall lagen etwa zehn Minuten Fußweg.
Sina hatte Niebuhr mit dem Wagen zurück ins Präsidium geschickt. Sie hatte
Lust, sich unter freiem Himmel zu bewegen, außerdem genügte es vollkommen, wenn
Klawitter einen von ihnen abweisen würde.
    Als die Villa Klawitter wie eine Trutzburg vor ihr aufragte, seufzte
Sina. Auch hier würde keiner ein Wort mehr sagen als nötig, um ihre
Untersuchungen zu unterstützen.
    Der Türöffner surrte. Sina stand in einem weitläufigen Treppenhaus
aus weißem Marmor, erhellt von hohen Fenstern aus buntem Glas, wie es im
Jugendstil üblich war. Von oben nahm ein alter Herr an einem Gehstock bedächtig
Stufe für Stufe. Auf dem Absatz zum ersten Stock blieb er stehen und musterte
sie neugierig.
    »Sina Kramer, Kripo Goslar«, stellte sie sich unwillkürlich vor.
    Er lächelte milde. »In die Kanzlei geht es rechts«, antwortete er
mit kräftigem Bass und wies mit dem Stock in die Richtung, aus der Sina im
gleichen Augenblick ein junger Mann, offenbar ein Assistent, entgegenkam, »Kann
ich Ihnen helfen?«, fragte und sie ins Wartezimmer führte.
    Nicht viel später ging die Tür auf, ein schlanker Mittfünfziger im
Pfeffer-und-Salz-Anzug mit randloser Brille und fein geschnittenen Zügen kam
auf Sina zu und bat sie mit einem jovialen Lächeln, ihm zu folgen.
    »Ich bin Ernst-August Klawitter«, stellte er sich noch im Flur vor.
»Frau Brandstätter, die gemeinsame Sekretärin von Herrn Oberbürgermeister
Sandrock und mir, hat mich schon benachrichtigt.«
    Sieh an, dachte Sina, es geht also auch zügig.
    »Natürlich stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.«
    Klawitter öffnete eine der Türen im Flur, wohinter sich ein mit ausgesuchten
Möbeln und Bildern ausgestatteter Raum befand, der für Besuch bestimmt schien,
den der Anwalt besonders schätzte. Ob er ihr etwas zu trinken anbieten

Weitere Kostenlose Bücher