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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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auf
die Akte zu sprechen.
    »Auf den ersten Blick nichts großartig Auffälliges.«
    Wäre auch nur zu schön gewesen, dachte Sina.
    »Die Unterlagen enthalten wie erwartet Berichte über den Fortlauf
der Planungsschritte und den Versuch, sie politisch umzusetzen. Eine
Kleinigkeit wäre vielleicht anzumerken: Bei der Ausschreibung waren anscheinend
nur zwei Unternehmen im Spiel. Die Passage ist ein lukratives Investment. Ich
hätte da mehr Interessenten erwartet. Aber das ist nur so ein Gedanke.
Vielleicht haben sie die anderen Bewerber einfach aussortiert, um die Akte zu
entlasten.«
    »Schiebung also nicht ausgeschlossen?« Sina war plötzlich wieder
hellwach. Diese angebliche Kleinigkeit konnte der erste Ansatz in ihrem
anstehenden Interview mit Oberbürgermeister Sandrock sein.
    Aber Niebuhr winkte ab. »Ich glaube eher, dass die im Rathaus uns
die Akte so schnell überlassen haben, weil sie denken, dass sie sauber ist.«
    Wahrscheinlich hatte er recht.
    »Ist das alles?« Enttäuscht sank sie wieder hinter ihrem
Schreibtisch zusammen. Doch Niebuhr fingerte ein Blatt aus den Unterlagen und
schob es über den Schreibtisch.
    »Fällt dir was auf?«
    Sie überflog das Papier, verstand nicht, was er meinte.
    »Die Namen der Gesellschafter …«
    Ein Blick auf das Kleingedruckte half ihr auch nicht.
    »Foresta …« Niebuhr schrabbte über die Stoppeln seines
Dreitagebartes. »Foresta heißt auch der Pizzabäcker in der Breite Straße.«
    Natürlich. »Antonio Foresta, bei dem Hauke öfter seinen Wein getrunken
hat und der ihn auf dem Foto zuerst nicht erkennen wollte?«
    »Genau.«
    Aber was hatte ein kleiner Pizzabäcker mit einer
Finanzierungsgesellschaft zu tun? Das war doch weiter als weit hergeholt.
    »Kann reiner Zufall sein. Vielleicht ist Foresta in Italien ein so normaler
Name wie Meier oder Schmidt bei uns«, gab sie zu bedenken.
    »Schadet trotzdem nichts, wenn wir das überprüfen«, sagte Niebuhr
und faltete sich wieder auseinander, um sich an sein Telefon zu begeben.
    Den Diensteifer von jungen Kollegen soll man nicht bremsen, dachte
Sina. Auf halber Strecke zur Tür drehte sich Niebuhr abrupt um und fragte:
»Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist?«
    ***
    Sandrocks Magen rumorte, obwohl er gut gefrühstückt hatte,
und während er am Fenster seines Büros unruhig auf und ab ging, kreisten seine
Gedanken nur um eines: den Termin, der ihm in Kürze bevorstand.
    Er verstand selbst nicht, warum er Nerven zeigte, schließlich hatte
er Routine im Umgang mit lästigen Fragen. Er war sozusagen Profi in der
Verschleierung von Wahrheiten. Das bewies er täglich in unzähligen Gesprächen
mit Bürgern, Verbänden und Unternehmern, im Rat, auf Ausschusssitzungen und
natürlich in den Pressekonferenzen. Auf diesem Parkett würde er nicht ausrutschen.
    Aber das war etwas anderes. Den Fragen der
Kripo konnte er nicht einfach ausweichen oder sie kaltschnäuzig unterlaufen. Es
hing von seinen Antworten ab, ob er Verdacht auf sich lenkte und neue Fragen
provozierte, die am Ende immer bedrohlicher wurden.
    Keilberth hatte ihm diskrete Ermittlungen versprochen. Aber nachdem
diese Hauptkommissarin mit ihrem Kollegen einfach so bei Maren hereingeplatzt
war, hatte er da seine Zweifel. Auch wenn die Akte, die sie mitnehmen wollten,
weiter keinen Zündstoff darstellte. Was stand da schon drin, was undurchsichtig
und nicht einfach erklärt wäre? Haukes Erpressungsversuch ließ sich jedenfalls
nicht herauslesen. Und das Thema Maulwurf war für ihn gegessen. Maren würde
nicht das leiseste Wörtchen verlauten lassen. Es ging schließlich um ihre
nackte Existenz, und die würde sie nicht einmal unter Folter aufgeben.
    Sandrock warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Noch
zwölf Minuten. Zeit genug, um sich zurück an den Schreibtisch zu begeben und
ein paar dringende Unterschriften zu tätigen.
    ***
    Sina gegenüber saß der Mann, der die Geschicke der Stadt
an entscheidender Stelle beeinflusste. Er war nicht besonders groß, vielleicht
eins fünfundsiebzig, seine gedrungene Gestalt steckte in einem Anzug aus feinem
kamelbraunem Tuch, darunter ein opalblaues Hemd mit gestreifter
Seidenkrawatte, perfekt geknotet.
    Aus seinem von Falten tief eingeschnittenen Gesicht verschwand
plötzlich das joviale Lächeln, mit dem er sie begrüßt und das er unverändert
beibehalten hatte, bis sie Platz genommen hatten.
    »Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, Frau Kramer, wie schwer uns
dieser Verlust trifft, und ich habe –

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