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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Blick auf seine Armbanduhr. »Sie sind mir
sicher nicht böse, aber ich habe Termine …«
    Das Gespräch war beendet. Nur ungern ließ sich Sina wie einen
lästigen Käfer abschütteln, aber sie wollte sich nicht mit Sandrock anlegen,
jedenfalls jetzt noch nicht. Eine offene Konfrontation würde ihr alle Türen mit
einem Mal vor der Nase zuschlagen.
    Draußen regnete es fast unsichtbare Schnüre aus dem
aschgrauen Himmel. Die lebensgroßen, in strahlenden Farben bemalten
Steinfiguren an der Fassade des Hotels Kaiserworth, dem ehemaligen Gildehaus
der Tuchmacher, wirkten auf einmal stumpf und charakterlos. Unter einem der
verlassenen Tische, die vor dem Eingang standen, stritt sich eine Handvoll
Spatzen um ein halbes Brötchen. Es war wenig los auf dem Marktplatz von Goslar,
als Sina und Niebuhr über die vor Nässe glänzenden Pflastersteine dem kleinen
Cityparkplatz in der Nähe der Stadtverwaltung zustrebten.
    »Hast du ihn gefragt, warum sie ausgerechnet eine Firma aus Mailand
in die engere Wahl genommen haben?«, wollte Niebuhr wissen, der, während Sina
bei Sandrock gewesen war, die Sekretärin interviewt hatte.
    »Er hatte auf jede Frage eine plausible Antwort. Aber kurz bevor ich
darauf kommen wollte, hatte er plötzlich Termine. Warum habe ich nur dauernd
das Gefühl, dass Sandrock und Klawitter irgendetwas zu verbergen haben?«
    »Weil es so ist.« Niebuhr lachte. »Seit wann hat ein Politiker
nichts zu verbergen?«
    Sie fuhren zurück ins Präsidium. Ab und zu, während er die
dürftigen Ergebnisse seiner Befragung von Maren Brandstätter zusammenfasste,
warf Niebuhr Sina einen besorgten Blick zu. Wenigstens einer, dachte sie.
Wenigstens Niebuhr schien sich Gedanken um sie zu
machen, während ihre Männer zu Hause vor Selbstmitleid trieften und bewusst
oder unbewusst die Lösung ihrer Probleme von ihr erwarteten.
    Vermutlich war das, was ihr auf der Seele lag, bei Niebuhr gut aufgehoben,
aber die Geschichte ihrer privaten Katastrophe war einfach zu lang, um sie mit
ein paar Worten zusammenzufassen.
    »Maren Brandstätter hat also an Hauke kurz vor seinem Tod auch keine
Veränderung beobachtet«, stellte sie fest, worauf Niebuhr die Fahrt entlang der
Kornstraße in Richtung Breites Tor etwas beschleunigte.
    »Zumindest hat sie das gesagt, ja. Somit ist Heribert Mühe, Haukes
Schatten im Amt, mehr oder weniger der Einzige, dem aufgefallen ist, dass sich
Hauke in letzter Zeit anders benommen hat.«
    »Da steckt doch mehr dahinter. Sandrock, Klawitter und der Sekretärin
ist das sicher auch nicht entgangen, sie streiten es nur aus irgendeinem Grund
ab«, sagte Sina. »Fragt sich bloß, aus welchem.«
    »Hm«, war Niebuhrs Antwort. Nachdenklich parkte er den Wagen auf
einem der markierten Plätze neben dem Eingang des Präsidiums.
    Als Sina wieder in ihrem Büro war, fiel auch das letzte bisschen
Spannkraft, das sie den bisherigen Morgen mühsam aufrechterhalten hatte, von
ihr ab. Ein Blick in den Spiegel über dem Waschbecken verbesserte ihre Laune
auch nicht gerade. Jetzt fehlte nur noch Keilberth mit freundlichen Grüßen aus
dem Rathaus zu ihrem Glück. Sie drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich
kaltes Nass ins Gesicht. Das Handtuch hätte auch längst mal gewechselt werden
müssen.
    Zwei Sätze von Sandrock waren in ihrem Gedächtnis haften geblieben:
»Natürlich stehen wir alle unter großem Erfolgsdruck, und es müssen
Entscheidungen getroffen werden, die nicht jedem gefallen. Vielleicht hat sich
Kollege Hauke da etwas besonders zu Herzen genommen.« Näheres sei ihm nicht
bekannt, natürlich nicht. Anders gesagt: Hauke hatte unter Erfolgsdruck
gestanden. Doch inwiefern, und um welche Entscheidung handelte es sich, die ihm
so unter die Haut gegangen war? Und ausgerechnet bei dem Thema, wer das Rennen
um die Finanzierung machen würde, hatte Sandrock die Befragung abgebrochen.
Auch wenn sie einsah, dass der Terminkalender eines Oberbürgermeisters mehr als
prall gefüllt war und so eine wichtige Entscheidung bis zum letzten Augenblick
unter der Decke gehalten werden musste, um politisch Kapital daraus zu
schlagen, war ihr das aufgefallen.
    Die Tür flog auf.
    »Wichtige Neuigkeiten!«, sagte Niebuhr atemlos.
    ***
    »Oh, die Commissari«, begrüßte sie Antonio Foresta mit
seiner südländischen Herzlichkeit und schob seinen Kugelbauch durch eine Reihe
von Stühlen auf Sina und Niebuhr zu. Es war schon Kaffeezeit, aber wenig los.
Nur in einer Ecke des Restaurants saß ein turtelndes junges Pärchen

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